Читать книгу Showdown unter Banditen: Super Western Bibliothek 10 Romane - Pete Hackett - Страница 20

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Kirby hielt zwei Stunden durch. Ich blieb neben ihm, und als er dann plötzlich nach vorn kippte, konnte ich gerade noch abspringen und ihn festhalten. Ich bettete ihn auf den von der Sonne aufgeheizten Sand. Das Land um uns war bretteben. Es gab nur den Schatten unserer Pferde. Donovan, der wie üblich ein Stück voraus war, schaute sich um. Ich erwiderte seinen Blick mit einem Kopf schütteln. Wahrscheinlich erkannte er auch so, dass Kirby keine Meile mehr schaffen würde.

Der Junge glühte. Sein Gesicht war mit roten Flecken bedeckt Zwischendurch schüttelte es ihn. Seine Wangen waren eingesunken, seine Lippen bläulich verfärbt. Ich begriff, dass er diesen Tag nicht überleben würde. Und ich wusste nicht, wen ich heftiger verfluchen sollte, Bob Clintons Killermeute oder diesen Büffel von Sergeant, der es sich in den Kopf gesetzt hatte, die Halunken mit einer abgerissenen, lächerlichen Drei-Mann-Armee zur Strecke zu bringen. Wir hatten etwas Vorsprung herausgeholt. Doch unsere Spur war wie ein Wegweiser. Am südlichen Rand der Ebene wirbelten die Verfolgerpferde eine gelbe Staubfahne auf.

„Lasst mich nicht liegen! Lasst mich nicht allein!“, stöhnte Dave Kirby angstvoll.

Die Hufe von Donovans Wallach malmten heran. „Kommt nicht in Frage, Junge!“ Donovan stieg ab, löste die Canteenflasche vom Sattel und ließ Kirby trinken. „Schau mal nach seinem Bein, Carringo!“

Ich öffnete den Verband und erschrak. Der Oberschenkel war schlimm geschwollen, die Haut hatte sich bläulich-schwarz verfärbt. Meritt blickte vom Sattel auf uns. Er wollte etwas sagen, aber mein hochzuckender Blick genügte, dass er es für sich behielt.

„Ich bin erledigt, was?“, krächzte Kirby. „Die Wüste wird mich behalten, stimmt‘s?“ Es war fast ein Schluchzen.

Donovan schüttete etwas Wasser auf sein Halstuch und wusch ihm die Staub- und Schweißkruste vom Gesicht. Ich brachte es nicht fertig, Kirby zu belügen, und der Sergeant schwieg ebenfalls. Kirby legte sich zurück, ballte die Fäuste, Tränen traten ihm in die Augen. Nach einer Weile fing er sich etwas. Seine Stimme klang halb erstickt. „All right, verliert keine Zeit mit mir! Lasst euch von Clintons Schießern nicht erwischen! Reitet nur!“

„Kommt nicht in Frage!“, wiederholte Donovan in demselben entschiedenen Ton wie zuvor.

Ich fühlte Kirbys Puls. Er raste. Das Gesicht des Jungen verfiel von Minute zu Minute. Meritt saß nun ebenfalls ab. Seine gefesselten Hände hatten gerade so viel Bewegungsfreiheit, dass er die Sattelflasche öffnen und trinken konnte. Es war Vormittag, aber schon so heiß, dass die Luft um uns zu kochen schien. Die Pferde ließen die Köpfe hängen. Wir legten Kirby auf eine Decke, kauerten bei ihm, rauchten, schwiegen.

Die Staubwolke hinter uns wuchs. Kirby begann zu fiebern. Er keuchte, stöhnte, stammelte wirres Zeug. Donovan feuchtete immer wieder sein Halstuch aus der Wasserflasche an und versuchte ihm Stirn und Schläfen zu kühlen. Meritt, der bei seinem Pferd stand und angestrengt nach Süden spähte, fuhr herum. „Damit änderst du auch nicht mehr, dass du ihn auf dem Gewissen hast – genau wie Mitch!“, stieß er wütend hervor.

Die ganze Zeit spürte ich schon ein Kribbeln in den Fingern. Nun fuhr ich hoch. „Halt ja dein Maul, Meritt!“ Meine Hand grub sich in seine Uniform. Ich riss ihn heftig zu mir heran.

Im letzten Moment besann ich mich und wandte mich ab. Ja, ich war nervös. Nicht nur, weil niemand mehr Kirby helfen konnte und die Staubwolke inzwischen so nahe war, dass wir die Reiter in ihr erkannten. Mir wurde bewusst, dass sich die Atmosphäre verändert hatte. Die Stille war jetzt noch drückender, die Luft wie elektrisch aufgeladen. Sie ließ die Haare knistern. Sie jagte den Puls hoch. Gift für Kirby. Er atmete immer mühsamer.

„Ich wollt‘ es nicht!“, röchelte er im Delirium. „Jeff, versteh doch, ich muss dein Pferd haben! Die Apachen … Sie erwischen mich sonst, Jeff …“ In jener Nacht, als Babyface aus Camp Stonehill geflohen war, hatte er im Traum davon gesprochen. Da war ein dunkler Punkt in seiner Vergangenheit, der ihm keine Ruhe ließ.

Ich brannte mir eine neue Zigarette an. Verdammt, meine Finger zitterten dabei! Vielleicht war es egoistisch und brutal, aber für einen Moment wünschte ich mir, es würde mit Kirby endlich zu Ende gehen. Sein Sterben war eine Qual.

„Neun Mann!“, murmelte Meritt heiser neben mir. Er starrte in die Richtung, wo unsere Verfolger sich wie Ameisen auf der gelben Ebene bewegten. Donovan flößte dem Jungen wieder etwas Wasser ein. „Sie werden uns abschießen wie die Karnickel!“, fügte der Corporal gepresst hinzu.

Aber Donovan reagierte nicht. Es schien nichts zu geben, was ihn von Kirby wegbringen konnte. Ja, er war hart, er hatte sich vielleicht auch in eine verrückte Idee verbohrt, aus welchen Gründen auch immer. Aber er würde niemals einen Sattelgefährten im Stich lassen. Und ich bezweifelte nicht, dass er sich auch um Meritt so gekümmert hätte.

Der Himmel im Nordwesten schimmerte jetzt in einem dunklen Pflaumenblau. Ein rotbrauner Kranz umgab die Sonne. Ihr Licht wirkte seltsam fahl und dunstig. Die Schatten waren weniger scharf gezeichnet. Ich kannte diese Signale, aber ich stellte mich innerlich mehr auf den bevorstehenden Kampf mit der Clinton-Bande ein. Drei gegen neun. Und die einzige Deckung, die wir hatten, würden unsere Pferde sein. Das hieß, dass Babyface doch noch zu seiner Abrechnung kommen würde. Danach konnten die Schufte ihre Beute in aller Ruhe aus dem Indian Holte fortschaffen, ohne fürchten zu müssen, dass ihnen die Armee oder eine Sheriff-Posse einen erneuten Strich durch die Rechnung machte. Wir waren ja die einzigen, die Bescheid wussten. Es war geradezu eine Notwendigkeit für sie, abgesehen von ihrer Wut auf uns, dass sie uns erledigten.

Ich war gerade mit meiner Zigarette fertig, als Donovan sich schwerfällig erhob. Er hielt seine Mütze in der Hand. Auch ich nahm meinen Hut ab, als ich sah, dass Kirby wie schlafend auf der Decke lag. Sein Gesicht wirkte nun gelöst. Alle harten, verbissenen Linien waren daraus weggewischt. Er wirkte mehr denn je wie ein Junge. „Jetzt braucht er vor nichts mehr Angst zu haben“, murmelte Donovan rau, und ich sagte ein heiseres „Amen“ dazu.

Das war unsere Grabrede auf Dave Kirby. Donovan bewegte sich noch immer so ruhig und ohne jegliche Hast, als wären die Clinton-Reiter nicht vorhanden. Er breitete eine zweite Decke über Kirby und beschwerte ihre Ränder mit Steinen. Natürlich war das nur eine Geste. Die Tiere der Wüste würden sich dadurch nicht abhalten lassen. Aber es war besser als nichts, und es war das einzige, was wir für den Jungen noch tun konnten.

Meritt saß schon im Sattel, als Donovan und ich aufstiegen. Die Reiter hinter uns waren keine dunklen, verwischten Flecken mehr. Metall blinkte über den Hälsen ihrer Pferde. In ein paar Minuten wären sie in Schussweite gewesen. Wir ritten an. Unsere Pferde hatten sich ein wenig erholt. Trotz der Hitze griffen sie kräftig aus. Ein dunkler, unheilvoller Wolkenberg türmte sich über dem Horizont vor uns. Die Sonne vergoldete seine Ränder. Es sah gespenstisch aus. Die Wüste hatte ihren gelbbraunen Farbton verloren. Sie lag wie ein riesiges graues Leichentuch vor uns.

Ein Greenhorn hätte kapiert, was uns bevorstand: Ein Sandsturm zog herauf. Hier in der Gilawüste kamen diese Stürme meist von Südosten, vom Golf von Kalifornien herauf. Diesmal hatte sich ausnahmsweise etwas über dem Colorado River oder der fernen Mojave zusammengebraut. Reglos standen die Wolkenmaßen vor dem Firmament im Nordwesten, und der Sergeant, stur wie nur sonst, ritt genau darauf zu.

Das Land war flach bis zum Horizont. Nur im Norden, rechts von uns, zog sich eine Hügelkette entlang. Dort ragten auch ein paar von der Sonne blass angeleuchtete Felsmassive wie Geisterburgen auf. Aber nein, für Donovan gab‘s nur diese eine Richtung, in der wir unterwegs waren, seit wir die Tinaja Plata verlassen hatten. Was, zum Teufel, ging bloß in seinem Schädel vor? Hatte er immer noch nichts andres im Sinn, als Clinton ins Verderben zu locken? Zu welchem Preis?

Ich spähte zurück. Tatsächlich, Sergeant Bull war nicht der einzige Verrückte! Sie kamen uns nach! Mitleidlos, wie von Sinnen, spornten sie ihre Gäule an. Verdammt, sie wussten genau, dass sie auf dieser verfluchten Ebene in spätestens einer Stunde mitten in der Hölle stecken würden. Aber ebenso war ihnen klar, dass der Sandsturm, falls wir ihn überlebten, unsere Chance war, sie endgültig loszuwerden.

Die Wolkenwand bewegte sich nicht. Sie war jetzt pechschwarz. Der Himmel bekam die Farbe von glanzlosem Metall, die Helligkeit wurde immer diffuser. Die Sonne war wie von Dunst verhüllt. Es war so verteufelt schwül und stickig, dass jeder Atemzug schwerfiel. Schnurgerade zielte unsere Fährte auf die Sturmwand. Ich hatte einen Druck im Kopf, als würde er von Stahlbändern umspannt. Ich trieb mein Pferd neben das von Donovan.

„Wir brauchen Deckung, Serg! Verdammt noch mal, es kann jede Minute losgehen, Mann!“

Er blickte mich nicht mal an, schob nur sein Kinn vor und forcierte sein Tempo, so dass er wieder schräg vor mir war. Ich war wieder mal so weit, dass ich am liebsten mit dem Schießeisen auf ihn losgegangen wäre. Ich hielt Ausschau nach einer Unebenheit vor uns, eine Felsgruppe vielleicht, wo Donovan Schutz finden wollte. Nichts! Ich schaute Meritt an. Er schwieg so verbissen wie der Sergeant. Aber in seinen Augen war ein Glühen, das in etwa hieß: „Wieso schleppst du eigentlich ein geladenes Schießeisen mit dir herum, Carringo?“

Ich schaute abermals zurück. Wahrhaftig, sie hatten es aufgegeben! Sie ritten nicht mehr auf unserer Fährte, sondern trieben ihre Pferde verzweifelt auf die Hügel im Norden zu. Nur weg von der Ebene, auf der sich der Sturm mit ungehinderter Wucht und Wildheit austoben konnte! Ich hielt. Sollte Donovan reiten, wohin er wollte. Ich hatte es satt. Und ich wusste, dass es auf dieser gewaltigen Fläche nur ein Mittel gegen den Orkan gab, der gleich heranrasen würde.

„All right, Carringo, hast recht, graben wir uns ein!“, sprach Donovan im selben Moment aus, was ich dachte. Teufel noch mal, er war immer wieder für eine Überraschung gut! Ich war schon abgesessen. Er zog sein Pferd herum und schwang sich ebenfalls herab.

Wir hatten Kavalleriepferde, zu deren Ausrüstung auch Klappspaten gehörten. Rasch löste Donovan Meritts Fesseln. Hass, Feindschaft, Rachsucht, das waren Dinge, die jetzt nicht mehr zählten. Meritt verlor keine Sekunde, sondern schnappte sich sofort ebenfalls einen Spaten. Mir fiel noch was andere sein. Wenn der Sturm lostobte, würden wir keine Zeit und Gelegenheit mehr haben, uns um unsere Pferde zu kümmern. Ich band ihre Vorderbeine zusammen. So konnten sie sich zwar humpelnd bewegen, jedoch nicht fortrennen. Und dann an die Arbeit! Wir schaufelten um die Wette. Die Löcher waren kaum mehr als knietief, als eine erste leichte Bö von Nordwesten heranstob und uns mit einem feinen Staubschleier umhüllte.

Es war eine Vorwarnung. Wir starrten uns einen Moment an. Ein seltsamer dunkler Pfeifton drang zu uns. Gleichzeitig schien der Wolkenberg sich auf einmal zu blähen. Sekundenschnell wuchs er in den Himmel. Wie brodelnder Rauch von einer nie dagewesenen Explosion. Der Anblick lähmte uns. Wir vergaßen die Spaten in unseren Fäusten. Plötzlich wurde es finster.

Das Pfeifen schwoll zu einem Orgeln. Eine dunkle Wand raste über die Ebene heran. Ich schleuderte den Spaten weg und ließ mich fallen. Im nächsten Moment stürzte sich der Sandsturm wie ein brüllendes Ungeheuer auf uns.

Showdown unter Banditen: Super Western Bibliothek 10 Romane

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