Читать книгу Showdown unter Banditen: Super Western Bibliothek 10 Romane - Pete Hackett - Страница 25

18

Оглавление

Mein erster Gedanke war: So hatten sie auch Mitch Webster gehabt. Genau so sicher hatten sich auch Babyface und seine Kumpane mit Webster als Geisel gefühlt. Möglicherweise hatten diese Halunken uns in den Rücken fallen wollen. Dabei war ihnen Meritt über den Weg gelaufen. Nun hockte er verkrampft im Sattel und blickte starr in die Richtung, aus der Donovans Stimme gekommen war. Der Coltmann brachte die Mündung noch einige Zoll näher an Meritts Kopf heran. Er grinste. Es sah jedoch mehr wie ein Zähnefletschen aus.

„He, Blaujacke, wir verstehen uns doch! Wenn du nochmals abdrückst, dann ist es, als hättest du direkt auf deinen Freund hier geschossen!“

„Mac, Jim, passt auf, der andere liegt da oben am Fuß der großen Klippe!“ Das war Clinton höchstpersönlich, und natürlich meinte er mich damit. Ich konnte vorerst nicht mehr tun, als die Zähne zusammenzubeißen und abzuwarten. Auf der von Donovan abgewandten Seite der Felskanzel klirrten Steine auf dem Steilhang. Clinton hatte seine „Festung“ verlassen, blieb aber noch unsichtbar. Der Bursche war vorsichtig. Er wusste jetzt, wozu Sergeant Bull fähig war.

„Alles klar, Bob!“, antwortete der mit dem Colt. Sein Gefährte stützte lässig den Gewehrkolben auf den rechten Oberschenkel. „Ich glaub‘ nicht, dass diese Bastarde zusehen wollen, wie wir ihrem Freund ‘ne Kugel in den Kopf schießen!“

Ich schauderte. Es war kein Bluff.

Auch Babyface hatte damals so gesprochen. Was mussten das für Männer sein, die es fertigbrachten, auf einen wehrlosen Gefangenen zu schießen! Sie hatten keinen Funken Anstand und Menschlichkeit mehr in sich. Ich bin in meinem Leben mit allen möglichen Hundesöhnen zusammengerasselt, und immer wieder war ich aufs Neue erschüttert und erschreckt, dass es auch solche Menschen gab.

„Ihr seid verrückt!“, schrie Meritt. „Donovan wird keine Rücksicht auf mich nehmen! Wie oft muss ich es euch noch sagen, dass wir keine Freunde, sondern Feinde sind!“

„Na klar! Deswegen seid ihr ja auch gemeinsam durch die halbe Gilawüste geritten, was?“, höhnte der mit dem Gewehr. Er lachte rau. „He, Serg, was sagst du dazu?“

Es dauerte einige Sekunden, bis Donovan sich meldete. Seine Stimme klang hart. „Wenn ihr denkt, ihr bekommt jetzt meinen Skalp, ihr Schufte, dann verrechnet ihr euch!“

„Ich sag‘s doch!“, keuchte Meritt verzweifelt. „Er schert sich den Teufel darum, was …“

„Das werden wir gleich sehen! He, Serg, du und dein Freund, ihr zeigt euch jetzt! Ihr habt zwei Minuten, um zu euren Pferden zu gelangen und zu verschwinden! Ist das klar? Wenn ihr nicht pariert, stirbt der Corporal!“

Es war Clinton. Seine Forderung bewies, wie raffiniert dieser Verbrecher war. Er fing es viel schlauer an als Babyface. Er ließ uns einen vermeintlichen Ausweg offen, wenn wir auf seinen Handel eingingen.Wir sollten ja nur zu den Pferden marschieren und uns verziehen. Aber ich war fest überzeugt, dass wir, wenn es nach diesen Mördern ging, die Tiere nicht erreichen würden. Donovan war das sicher ebenso klar wie mir. Klar war jedoch auch, dass die Schurken uns wirklich nur zwei Minuten ließen. Zwei Minuten, die nicht nur über unser eigenes, sondern auch über Meritts Leben entschieden. Hölle, ich hatte ein Gefühl, als würde ich in einem Netz zappeln!

Meine Gedanken wirbelten. Die Winchester in meinen Fäusten erschien mir so wertlos wie ein Knüppel, solange dieser bärtige, abgerissene Halunke mit seinem Sechsschüsser Neal Meritt bedrohte. Was ging jetzt in Donovans Gehirn vor? Die Sekunden rasten nur so dahin. Irgend etwas musste geschehen!

„He!“, schrie Clinton. Es war bezeichnend, dass er nach wie vor in sicherer Deckung blieb. „Was habt ihr eigentlich für ‘ne Vorstellung, wie lang zwei Minuten sind?“

„All right, wir verschwinden!“, antwortete ich, nur um Zeit zu gewinnen. Langsam erhob ich mich. Sofort zielte der Kerl links von Meritt mit seinem Gewehr auf mich. Aber die Entfernung ließ mir vielleicht noch die Möglichkeit, mich wieder hinzuwerfen, bevor er mich erwischte. Das würde sich allerdings anderen, sobald ich die Mulde am Fuß der Klippe verließ.

„Bleib, wo du bist, Carringo!“, kam es hart und entschlossen von Donovan, und von dem Moment an war es einzig und allein der Sergeant, der alles entschied. Meritt zuckte zusammen und duckte sich. „Bull, um Himmels willen …“

Donovans massige Gestalt tauchte zwischen den Felsen an der Kanzel auf. Seine Rechte umschloss den Kolbenhals der Spencer. Die Mündung zeigte nach unten. Der Kerl links von Meritt wusste jetzt nicht, sollte er sein Gewehr auf mich gerichtet lassen oder sich Donovan, der nur halb so weit entfernt war, als Ziel nehmen. Clinton war auf der anderen Seite der Felskanzel. Er würde Sergeant Bull erst ins Visier bekommen, wenn dieser den Hang verließ. Für einige Sekunden war alles in der Schwebe.

Dann stiefelte Joe Bull Donovan entschlossen los. Nicht dahin, wo unsere Pferde standen. Er marschierte auf die Reiter zu, und nichts außer einer gut gezielten Kugel konnte ihn jetzt stoppen. Eine Kugel, die schon in Bob Clintons Gewehr auf ihn wartete?

„Los, ihr Halunken, fangt an!“ Er ließ ihnen keine Zeit, sich zu fassen. Seine Schritte wurden länger. Immer noch hielt er das Gewehr mit dem Lauf nach unten. Ich spürte meinen Herzschlag in der Kehle. Sekundenschnell begriff ich, dass er so Meritt eine letzte hauchdünne Chance verschaffen wollte.

Der ganze Handel, den die Verbrecher uns vorgeschlagen hatten, war ja nur ein mieser Trick. Sie wollten keinen von uns am Leben lassen, auch den gefangenen Corporal nicht. Nun aber waren sie gezwungen, zuerst auf Sergeant Bull zu feuern. Wie der leibhaftige Tod kam er auf sie zu. Auf alles waren sie gefasst gewesen, darauf nicht. Sie waren noch wie versteinert. Ich sprang aus der Mulde, und da ging es los. Der eben noch auf Neal Meritt gerichtete Colt schwang herum.

„Carringo!“, schrie Donovan gellend. Sein Spencer-Karabiner flog hoch. Gleichzeitig stach ein Mündungsblitz aus dem Sechsschüsser des Banditen. Ich sah, wie es Donovan traf. Dann schoss ich auf den mit dem Gewehr. Seine Kugel verfehlte mich. Ich erwischte ihn am Arm. Er schrie, aber nur ein Fetzen seiner Stimme durchdrang das ohrenbetäubende Gedröhn.

„Deckung, Meritt!“, brüllte ich. Er sauste bereits aus dem Sattel. Donovan kniete jetzt, immer noch die Spencer im Anschlag. Zwanzig Schritte vor ihm schwang das Pferd des Coltschützen mit leerem Sattel herum. Sein Besitzer lag mit dem Gesicht auf dem harten Felsboden.

Neben der Felskanzel stand Clinton, breitbeinig, die qualmende Winchester an der Hüfte.

Ich feuerte, verfehlte ihn jedoch in der Hast. Nein!, schrie alles in mir, als es Joe Donovan abermals erwischte. Blitzschnell repetierte ich. Bevor ich nochmals abdrücken konnte, rutschte das Gewehr aus Clintons Händen. Er hob die Rechte an die Brust und starrte ungläubig auf das Blut an ihr. Dann tastete sein Blick zu Donovan, der jetzt auf dem Rücken lag. Plötzlich stürzte der Bandenboss. In einem Schwall von Steinen rollte er das Hangstück neben der Felskanzel herab.

Ich rannte los. Hufschlag hallte zwischen den Felsen. Doch der dritte Bandit, der in wilder Panik floh, interessierte mich nicht mehr. Meritt kniete bereits bei Donovan, als ich ihn erreichte. Der Sergeant atmete noch. Zwei Kugeln hatten ihn getroffen. Seine Uniform war voll Blut.

Meritt beugte sich über ihn. „Bull – Amigo …“ Dieses letzte Wort erreichte Donovan noch. Er öffnete die Augen. Sein Blick war klar und durchdringend wie immer. Er lächelte, wollte noch etwas sagen. Aber der Tod, dem er so lange getrotzt hatte, bis seine Rechnung mit Clinton beglichen war, ließ ihm nun keine Chance mehr.

Ich weiß nicht, wie lange wir so verharrten, reglos, ohne dass wir die Hitze spürten. Später fing ich die Pferde der Banditen ein. An jedem Sattel hing eine halbvolle Wasserflasche. Fort Lowell, Tucson oder Fort Crittenden waren wieder greifbare Wirklichkeit. Doch wir beide hatten einen Freund verloren. Ein langer, einsamer Rückweg lag vor uns.

ENDE

Showdown unter Banditen: Super Western Bibliothek 10 Romane

Подняться наверх