Читать книгу Showdown unter Banditen: Super Western Bibliothek 10 Romane - Pete Hackett - Страница 21

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Die Welt bestand plötzlich nur mehr aus Tonnen von sturmgepeitschtem, bis hoch in den Himmel hinaufgeschleudertem Sand. Sonne, Firmament, Ebene, Hügel, alles war ausgelöscht. Ich hatte den Eindruck, eine turmhohe Woge würde mich unter sich begraben. Die Luft blieb mir weg. Statt dessen drangen mir Sand und Staub in Mund und Nase. Ich krümmte mich in dem Loch, hielt meinen Kopf so tief wie möglich. Da konnte ich dann wieder notdürftig atmen. Aber wie lange, dann würde die Vertiefung von den Sandmaßen zugeschüttet sein? Immer neue gigantische Sandwände rasten über die Ebene. Der Sand prasselte wie aus Eimern auf mich. Doch der Sturm riss das meiste davon weiter.

Ein ohrenbetäubendes Heulen, Brüllen und Dröhnen füllte meine Ohren. Es klang, als wären alle Höllenteufel in der Gilawüste losgelassen worden. Ich wurde wie von einer Riesenfaust niedergedrückt. Donovan, Meritt und die Pferde waren in den brodelnden Schwaden verschwunden, als hätte es sie nie gegeben.

In so einer Stunde ist jeder allein mit dem entfesselten, tobenden Element. Keiner kann dem anderen helfen. Du denkst, es gibt nur mehr dich und dieses verdammte heulende, jaulende Ungeheuer Sturm, gegen das du dir wie ein jämmerlicher Wurm vorkommst. Mann, wenn du das mal erlebst, dann glaubst du nachher, dich kann nichts mehr erschüttern. Allmählich wirst du fast taub von dem Gebrüll. Vielleicht ist auch der Sand mit schuld, der dir nicht nur in die Atemwege und jede Ritze deiner Kleidung, sondern auch in die Ohren quillt. Sand, der brennt und sticht, jede Pore erreicht, dir den Nacken hinunterrieselt und in deine Stiefel rinnt.

Bei jedem Atemzug bekommst du Staub in die Lungen. Du hustest, würgst und glaubst Sägemehl zu schlucken. Deine Kehle schmerzt, deine Augen tränen. Jede Minute denkst du, jetzt wirst du ersticken, jetzt hältst du‘s nicht mehr aus. Und du kannst nichts tun, nur dich zusammenreißen, damit du nicht den Verstand verlierst in diesem Höllenchaos, und warten, dass endlich alles vorbei ist. Jede Minute wird zur halben Ewigkeit. Sind es Stunden oder erst Sekunden, seit der Sturm angefangen hat?

Das Brüllen, Tosen und Zerren vernebelt langsam deinen Verstand. Es dringt in deinen Kopf, es lähmt dich. Du spürst, wie der Sand dich mehr und mehr zuzudecken beginnt, aber der Sturm, dieser Höllenspuk, nimmt kein Ende. Und jetzt musst du gegen einen noch schlimmeren Feind ankämpfen: gegen deine eigene Erschöpfung, gegen die verfluchte Hoffnungslosigkeit, die dich befällt, gegen den Wunsch, einfach aufzugeben.

Nur das nicht!, beschwor ich mich wütend und verzweifelt. Ich biss die Zähne zusammen. Sand knirschte zwischen ihnen. Immer mehr Sand rieselte nun auch in die Mulde, in der ich kauerte. Ich wühlte und schaufelte mit beiden Händen. Sinnlos. Ich konnte diese Flut nicht stoppen. Der Sand um mich stieg. Gleichzeitig drückte mir eine unsichtbare Faust die Kehle zu.

Luft!, schrie alles in mir. Ich brauchte Sauerstoff! Panik erfasste mich. In meinem Kopf wirbelte alles durcheinander. Der Drang, irgendwas zu tun, zu fliehen, zu kämpfen, war zwar verrückt, aber so mächtig, dass ich mich schwankend hoch stemmte. Sofort packte mich der Sturm mit voller mörderischer Wucht. Ich glitt aus, stürzte, hielt einen Arm schützend vors Gesicht. Mein Hut war weg. Wie mit hundert gierigen Krallen riss der Sturm an meiner Kleidung. Er peitschte mich mit Wogen stechender Sandkristalle. Ich drehte mein Gesicht in die Richtung, in die er blies, weil ich hoffte, so besser atmen zu können. Es nützte kaum etwas.

Ich kroch auf Händen und Knien los, bis ich gegen etwas Dunkles, Warmes stieß. Es dauerte eine Weile, bis ich erkannte, was vor mir lag. Eines unserer Pferde. Vielleicht hatte es fliehen wollen, war gestürzt, hatte sich verletzt und war nicht mehr hochgekommen. Es atmete nicht mehr. Seine Nüstern, sein Maul waren voller Sand. Es war schon halb zugeweht. An seiner vom Sturm abgewandten Seite fand ich Schutz. Ich presste mich flach auf die Erde, das Gesicht nahe am Körper des toten Tiers, wo die Sturmfaust nicht hintraf.

Luft! Ich konnte wieder richtig durchatmen, auch wenn es in der Nase und im Rachen wie Feuer brannte. Dann war eine Bewegung neben mir. Zuerst sah ich den Mann, der ebenfalls Zuflucht hinter dem Kadaver suchte, nur als Schatten. Ein graues, vom Staub gepudertes Gesicht schob sich auf mich zu. Meritt. Er schrie etwas, aber ich hörte seine Stimme nur als dünnes Krächzen. Keine Spur von Donovan und den anderen Pferden. Meine Panik ließ jedoch nach. Mein Herzschlag beruhigte sich, und auch das Stechen bei jedem Atemzug hörte nach einer Weile auf. Der Gedanke an die Clinton-Banditen flackerte kurz in mir auf. Wenn der Sturm sie mitten auf der Ebene erwischt hatte, ohne dass sie irgendwelche Vorkehrungen hatten treffen können, dann mochte der Himmel ihnen gnädig sein!

Mir kam es vor, als wären Tage vergangen, als das Brausen endlich nachließ. Noch immer war die Ebene in eine riesige, kochende Sandwolke gehüllt. Meritt richtete sich auf. Ich sah ein Gewehr in seinen Fäusten. Er hatte es aus dem Scabbard am Sattel des toten Pferdes gezogen. Meine Winchester. Mein Brauner. Ich konnte nur mehr die Wasserflasche vom Sattel lösen. Der Orkan flaute noch mehr ab. Die Sicht dehnte sich. Ich hustete und spuckte, um den Sand in meiner Nase und meinem Mund loszuwerden. Als ich aufstand, saß Meritt schon auf seinem Pferd. Er hatte auch die Lederschnüre an den Vorderbeinen von Donovans Braunem gelöst.

„Wir müssen weiter, Carringo, bevor der Staub sich legt! Wenn wir jetzt die Richtung ändern, haben wir eine Chance, Clintons Bande endlich abzuhängen!“

Ich schaute mich um. Der Sturm blies noch. Im Gegensatz von zuvor kam er mir jetzt wie ein Mailüftchen vor. Dieses „Lüftchen“ reichte immerhin aus, dass von unserer Spur kein noch so schwacher Abdruck blieb. Der Staub, der wie Rauch über den Boden zog, deckte sekundenschnell alles zu. Ja, zum Teufel, Meritt hatte recht! So eine Chance bekamen wir so bald nicht wieder! Aber es war Donovans Wallach. Verdammt wollte ich sein, wenn ich mich auf Donovans Kosten in Sicherheit brachte! Wo steckte er?

Meritt duckte sich plötzlich. Ich dachte schon, er würde auf mich zielen. Dann bewegte sich der Lauf der Waffe. Die Mündung folgte Donovan, der an mir vorbei zu seinem Pferd stapfte, ohne Mütze, auch sein Colt war weg. Aber jede Bewegung drückte noch immer Kraft und Entschlossenheit aus. „Komm, Carringo, wir wechseln uns ab!“ Er musste schreien, um das Raunen zu übertönen, das uns nach wie vor umgab.

„Diesmal bestimme ich die Richtung!“, erklärte Meritt scharf. Ich sah Donovan an, dass er gerade zu einem „Geh zum Teufel!“ ansetzte. Da merkte er im selben Moment wie ich, dass auch das Gewehrfutteral an seinem Sattel leer war.

Wir hatten denselben Gedanken: Meritts Werk. Donovans Miene verkantete sich. Er starrte mich an, senkte dann den Blick auf mein Coltholster. Mein Peacemaker … Ich schüttelte den Kopf. „Sorry, Serg, ich bin ausnahmsweise mal einer Meinung mit Meritt.“

Er blickte wieder von mir auf Meritts Gewehr. Sein Gesicht verriet nicht, was er dachte. Was wollte er denn noch? Die Hölle hatte Clinton und seine Banditen genauso gepackt wie uns. Sie waren weiß der Kuckuck wie viel Meilen vom Indian Hole und den geraubten, für El Rojo bestimmten Waffen entfernt. Mit nur mehr zwei Pferden wäre es Wahnsinn gewesen, an was anderes zu denken als daran, wie wir nun mit heiler Haut wieder aus diesem Teufelsloch Gila herauskamen. Meritt trieb sein Pferd an. Es war ihm jetzt egal, ob wir ihm folgten oder nicht. Er wusste jetzt, dass ich nicht auf ihn schießen würde.

Nach ein paar Yards waren er und sein Pferd nur mehr ein großer, verwischter Schatten. Da schwang sich auch Donovan in den Sattel. „Halt dich am Bügel fest, Carringo. Nach zehn Minuten lös‘ ich dich ab.“

Showdown unter Banditen: Super Western Bibliothek 10 Romane

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