Читать книгу Showdown unter Banditen: Super Western Bibliothek 10 Romane - Pete Hackett - Страница 12

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Obwohl mir noch jede Meile meines Ritts in den Knochen steckte, konnte ich in dieser Nacht lange nicht einschlafen. Wenn ich die Augen zumachte, sah ich die einundzwanzig Kreuze auf den Hügeln entlang der Campmauer. Und ich dachte an Old Charly Benson, der jetzt ebenfalls unter so einem Erdhaufen ruhte, weil eine Bande skrupelloser Schurken das große Geschäft machen wollte. Ja, zum Teufel, ich verstand Joe Donovan. Aber das änderte nichts dran, dass ich ihn für einen sturen Kommissschädel hielt, der bei der Armee und den Apachen alles Mögliche gelernt hatte, nur nicht, dass ein Mann auch verlieren können musste.

Ich hatte damit gerechnet, dass er noch am gleichen Tag Meritt und Kirby zu den beiden Wasserstellen schicken oder vielleicht auch selber los jagen würde. „Morgen“, hatte er nur geknurrt, als Kirby ihn darauf angesprochen hatte. Seltsam, wo er doch damit rechnen musste, dass Bob Clinton mit den Wagen schon ganz in der Nähe war, auch wenn sie in der Wüste nur langsam vorankamen.

Donovans Problem, dachte ich. Bis ich mitten in der Nacht aufwachte und sofort spürte, dass irgendwas faul war. Deshalb rührte ich mich auch nicht, lauschte nur gespannt. Aber da waren nur die gleichmäßigen Atemzüge der anderen. Von weit her aus der Gilawüste kam das klagende Geheul eines Kojoten. Es war kalt. Sterne füllten das schmale, scheibenlose Fensterviereck schräg über mir. Kirby wälzte sich im Schlaf unruhig hin und her. Aber das war‘s nicht, was mich geweckt hatte. Jetzt hörte ich es wieder: ein leises Schaben und Kratzen. Es kam von dort, wo Babyface Clinton an

dem Pfeiler festgebunden war.

Lautlos drehte ich mich auf die Seite und hob ein wenig den Kopf. Fahle Dunkelheit herrschte in der Baracke. Ich sah Clinton nur als verwischten Schatten. Er hatte sich aufgerichtet und … Hölle und Verdammnis, nein, ich täuschte mich nicht! Seine Hände waren bereits frei. Jetzt war er damit beschäftigt, auch noch den Strick loszuwerden, den der Sergeant ihm wie ein Halsband umgelegt hatte. Dabei hatte Donovan doch extra nochmals seine Fesseln neu verknotet, bevor er die Lampe gelöscht und wir uns in die Falle gehauen hatten. Na warte, Bürschchen!, dachte ich wütend und streckte die Hand nach meinem zusammengerollten Coltgurt aus.

Der kalte Stahl einer Revolvermündung berührte meinen Hals. Ich zuckte zusammen, und sofort verstärkte sich der Druck der Waffe. Eine Weile blieb ich ganz starr. Dann, als ich vorsichtig den Kopf drehte, erkannte ich Donovans massige Gestalt. Er lag neben mir. Er musste schon herangekommen sein, ehe ich aufgewacht war. Sein Gesicht war ein grauer Fleck in der Finsternis. Ich spürte seine tödliche Entschlossenheit und bewegte mich nicht. Meine Gedanken rasten. Trotz der Nachtkühle brach mir der Schweiß aus allen Poren. Ich verstand die Welt nicht mehr.

Babyface hatte es mittlerweile geschafft. Katzenhaft bewegte er sich vom Pfosten weg zur Tür.

„Nein!“, kam es da aus der Ecke, wo Dave Kirby lag. Die Decken raschelten heftig, und Clinton duckte sich wie ein Wolf zum Sprung. „Um Himmels willen, nehmt mich mit!“, keuchte Kirby. „Dein Pferd, Jeff! Ich werd‘ …“ Seine Stimme wurde zu einem Gemurmel. Er träumte und warf sich wie im Fieber hin und her.

Clinton erreichte mit ein paar Schritten die Tür. Sie knarrte leise.

Schon war er draußen. Immer noch drückte Donovans verflixtes Schießeisen gegen meinen Hals. „Keinen Mucks!“, raunte der Hüne drohend. Ich wünschte ihm die Hölle auf den Pelz. Ich hatte nicht vergessen, dass Clintons „kleiner“ Bruder mir den Tod versprochen hatte. Gleich darauf hämmerten draußen Hufe los. Zwei Pferde, erkannte ich.

„He!“ Meritt fuhr hoch. Kirby und Webster schreckten ebenfalls auf. Natürlich zu spät. Die Hufe waren schon bei dem Mauerdurchbruch, von wo der Pfad sich den Hang hinabschlängelte. „Wir sehen uns wieder, ihr verfluchten Blauröcke!“, gellte Clintons Schrei.

„Nur die Ruhe, Jungs!“, rief Donovan. Er brannte den Docht der Petroleumlampe an, die auf dem Tisch stand. Ich hockte noch auf meinen Decken und massierte meinen Hals. Die Schatten der Männer tanzten grotesk verzerrt an den kahlen, Wänden.

Kirbys knochiges Gesicht war schweißbedeckt. Weiß der Henker, der Junge hatte wirklich schlecht geträumt! „Ihm nach!“, stieß er hervor. „Vielleicht erwischen wir ihn noch!“

„Nicht doch!“ Donovan setzte seelenruhig den Zylinder über die Flamme. „Es hat alles bestens geklappt. Nur Carringo hätte mir beinahe einen Strich durch die Rechnung gemacht.“

„Welche Rechnung, Bull?“, fragte Meritt schneidend.

Joe Bull Donovan schloss die Tür, die Larry Clinton halb offen gelassen hatte. Das Hufgetrappel verklang bereits in der Ferne. „Ich hab Babyface absichtlich so nachlässig verschnürt, dass er es schaffen musste.“

Kirby schluckte. Sein Gesicht war ein Fragezeichen. „Verdammt, Bull, bist du dir klar darüber, dass du einen steckbrieflich gesuchten Killer hast laufenlassen?“, keuchte Meritt.

Donovans Ruhe war nicht zu erschüttern. „Ich bin mir vor allem darüber klar, Neal, dass wir zu wenig Leute sind, Bob Clinton und seine Bande hier im Camp fertigzumachen. Die Sache mit dem Dynamit wär‘ hier auch viel zu riskant für uns.“ Und mit einem Seitenblick auf mich: „Der Plan mit den vergifteten Wasserlöchern war nur ein Bluff, auf den Babyface reinfallen sollte.“

Da blieb mir die Spucke ebenso weg wie Meritt, Kirby und Webster. Dieser Bulle von Sergeant war nicht nur ein Dickschädel, sondern auch ein ganz durchtriebener Wüstenfuchs. Er grinste uns an. „Der kleine Clinton wird jetzt sicher wie der Teufel reiten, damit sein Bruder weder die Tina ja Plata noch das Wasserloch im Arroyo Blanco ansteuert. Und dann werden sich diese Hundesöhne erst einmal so richtig ins Fäustchen lachen, weil wir hier hocken und uns einbilden, sie werden hier ihr Wasser holen.“

„Warum auch nicht?“, meinte Kirby verständnislos. „Babyface wird ihnen erzählen, dass wir nur mehr ‘ne Handvoll Leute sind.“

„Und dass wir das Dynamit haben! Da wird Bob Clinton sich gut überlegen, was wichtiger ist: Larrys Rache oder das Gold, das er von El Rojo kassieren will.“ Donovan hob eine Hand. „Warte, Neal, ich weiß, was dir auf der Zunge liegt! Ich bin nach wie vor überzeugt, dass sie mit ihrem Wasservorrat nicht bis zum Rio Sonoita auskommen. Aber da gibt‘s noch eine dritte Wasserstelle drüben in den Ausläufern der Ajo Range. Sie liegt in einem Felskessel, den die Eingeweihten Indian Hole nennen. Und Bob Clinton, Neal, ist einer von diesen Eingeweihten, da halt‘ ich jede Wette. Dämmert dir nun was, he?“

Das Bronzegesicht des Corporals wirkte noch scharfliniger als sonst „Du bist ein verdammter Trickser, Bull. Deine Falle soll nicht hier, sondern im Indian Hole zuschnappen.“

„Der Platz ist wie geschaffen dafür“, bestätigte Donovan. „Und was genauso wichtig ist: Die Schufte werden sich dort so sicher fühlen wie in ihrem Schlupfwinkel in den Batamote Mountains. Sie müssen ja glauben, ich weiß nichts von dem Wasserloch. Sie werden ihre Witze reißen über den blöden Sergeant von Camp Stonehill, der ihnen eine Falle stellen wollte – und dabei stecken sie dann schon mitten in dieser Falle drin.“

Hölle, dieser Büffel war wirklich nicht auf den Kopf gefallen, musste ich zugeben. Aber so gut sich das Ganze auch anhörte, an einer Tatsache kam Donovan nicht vorbei: Er und seine Männer hatten es mit einer drei- oder vierfachen Übermacht zu tun. Und zwar mit Kerlen, die wie die Teufel kämpfen würden, wenn sie auch nur den Schimmer einer blauen Uniform entdeckten. Meritt hatte denselben Einwand. Zuerst reagierte Donovan mit einem Stirnrunzeln. Dann brummte er: „Wenn ich Falle sage, Neal, dann bilde ich mir nicht ein, dass wir zu dritt die ganze Clinton-Bande erledigen. Es genügt, wenn wir die Wagen mit ihrer Beute festnageln, und zwar so lange, bis die Ablösung aus Fort Crittenden da ist.“

„Das sind noch sieben Tage, Bull. Bis dahin …“

„Bis dahin werden wir Bob Clinton und seine Halsabschneider in Atem halten!“, unterbrach der Sergeant ihn entschlossen.

„Oder sie uns! Und ich glaub‘ nicht, dass unser Atem solange reicht wie ihrer!“ Meritt schüttelte den Kopf. „Nein, zum Teufel, Bull, ich halte nichts davon! Außerdem …“

„Ich habe jetzt zwar lang und breit alles erklärt, das heißt aber nicht, dass ich mich auf eine Diskussion einlasse, Corporal!“

Meritt ballte die Fäuste. Seine Augen funkelten. „Du vergisst Mitch!“ Er wies mit einer Kopfbewegung auf Webster. Seine Stimme klang mühsam beherrscht. „Mitch ist mein Freund, Bull, und der Teufel soll mich holen, wenn ich ihn in seinem Zustand hier im Camp allein zurücklasse!“

„Der Teufel wird dich holen, Neal, wenn du mir den Befehl verweigerst!“, erwiderte Donovan achselzuckend. Es wirkte lässig, halb wie ein Scherz. Aber wir alle hörten die unbeugsame Härte heraus. „Mitch kommt für ein paar Tage sicher auch ohne uns zurecht“, redete Donovan weiter. „Stimmt‘s, Mitch? Dir geht‘s doch schon viel besser. Wir lassen dir auch alles in Reichweite hier, was du brauchst: Wasser, Proviant, und für alle Fälle auch ein geladenes Schießeisen. Du wirst es sicher nicht benötigen.“

„Wie du meinst, Bull“, murmelte Webster schwach. „Du bist der Boss.“ Aber ein Flackern war dabei in seinen Augen.

„Das kannst du nicht machen, Bull!“, rief Meritt heftig. „Stell dir nur vor, Clinton schickte ein paar Leute her, damit sie nachsehen, ob …“

„Genug!“ Donovan straffte sich. „Clinton wird nichts riskieren, solange er ein Vermögen durch die Wüste kutschiert. Außerdem haben wir keine Wahl. Morgen früh reiten wir zum Indian Hole. Du weißt, um was es geht, Neal.“

„Hoffentlich weißt du‘s auch!“, knirschte Meritt. „Bull, wenn Mitch was passiert, ehe wir zurück sind oder bevor die Ablösung aus Fort Crittenden da ist, dann zählt dein Rang nicht mehr! Dann pfeif‘ ich auf die Uniform und die ganze verdammte Armee, die für dich das A und O in deinem Leben ist! Nichts wird mich dann hindern, mit dem Schießeisen von dir Rechenschaft zu fordern, Bull!“

Sie standen sich starr gegenüber Meritt wartete nur darauf, dass Donovan jetzt auf ihn losging. Seine Hand lag an der Colttasche, die rechts an seinem Koppel hing. Ich konnte nur ahnen, wie viel Überwindung es Donovan kostete, dass er seinem zornigen Aufwallen nicht nachgab. Aber er brauchte Meritt zu dem, was er vorhatte. Wahrscheinlich hatte er auch Webster in den Sattel gescheucht, wenn der nur ein bisschen kräftiger gewesen wäre. Nichts war für ihn so wichtig wie der Auftrag, den er erfüllen zu müssen glaubte.

„Versprich nichts, was du nicht halten kannst, Neal“, murmelte er nur und blies die Lampe wieder aus.

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