Читать книгу Showdown unter Banditen: Super Western Bibliothek 10 Romane - Pete Hackett - Страница 16
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ОглавлениеFünf Stunden später war die Ajo Range nur mehr eine violette Zackenreihe hinter den Hügeln im Westen. Die dunklen Punkte waren noch so weit entfernt, dass wir uns eine Viertelstunde Rast leisten konnten. Wir brauchten keine große Phantasie, um uns vorzustellen, wie wild die Burschen da hinten auf unsere Skalps waren. Vier Mann hatten in einem verwegenen Handstreich geschafft, was Dutzend Armeepatrouillen nicht gelungen war: Wir hatten Clintons Waffentransport gestoppt. Sicher war schon ein Bote von ihm zu El Rojo oder sonst wohin unterwegs, um Packpferde zu besorgen. Das konnte jedoch Tage dauern. Clinton musste damit rechnen, dass bis dahin eine Kavallerieeinheit oder eine Sheriff-Posse am Indian Hole aufkreuzte. Dann würde alles, was Clinton sich so raffiniert ausgedacht hatte, umsonst gewesen sein. Auch die drei Wochen, die er und seine Höllenhunde in ihrem Wüstenversteck ausgehalten hatten. Wir würden wahrscheinlich noch besser dran sein, wenn wir einer Apachenhorde in die Hände fielen als diesen Kerlen. Bis jetzt hatten wir noch einen erheblichen Vorteil: Unsere Pferde hatten ihren eine Nachtruhe voraus. Nur – wie lange noch? Clinton war kein Mann, der eine Jagd nach einem Tag schon aufgab. Eine Menge hing davon ab, welche Entscheidung unser „Boss“ nun treffen würde.
„Wir kehren ins Camp zurück!“, bestimmte er, als wir uns steif vom Ritt wieder in die Sättel quälten. „Dort haben wir alles, was wir brauchen: Deckung, Wasser, Lebensmittel. Und obendrein noch genug Dynamit, um uns die Schufte eine Woche lang vom Leib zu halten. Einer von uns sollte jedoch nach Fort Crittenden reiten und dafür sorgen, dass die Ablösung einige Tage früher kommt.“
Er blickte mich dabei an. Ich nickte. Was er da vorbrachte, klang so vernünftig, dass auch Meritt nichts dagegen sagen konnte. Meritts Freund Mitch würde sich freuen, wenn er uns wiedersah. Doch das bitterböse Erwachen folgte noch am selben Tag: Camp Stonehill gab es nicht mehr!
Wir ritten nochmals fünf Stunden. Die Sonne stand schon tief im Westen. Ihr flammendes Rot übergoss die geborstenen Mauern an der Bergflanke über uns. Der halb in den Hang gebaute Mannschaftsbunker war nur mehr ein Schutthaufen. Das kastenförmige Kommandanturgebäude sah aus wie von einer Riesenfaust getroffen. Die Brustwehr am Rand der Terrasse war zur Hälfte wegrasiert. Die Trümmer hatten Breschen in das Mesquitedickicht darunter gerissen. Nur der Fahnenmast hatte wie durch ein Wunder nichts abgekriegt. Aber anstelle des Sternenbanners hing zum Hohn eine alte, löchrige Pferdedecke an ihm. Wir konnten uns die Mühe sparen, hinaufzureiten und uns die Einzelheiten anzusehen. Wie versteinert saßen wir auf unseren Gäulen. In meinem Kopf summte ein Hornissenschwarm. Ein Würgen stieg mir in die Kehle.
Ich dachte an Mitch Websters kraftlosen Händedruck und sein müdes: „Adios! Passt gut auf euch auf, Jungs!“ Und ebenso erinnerte ich mich an Babyface Clintons wilden Abschiedsgruß: „Wir sehen uns wieder, ihr verfluchten Blauröcke!“
Ich hätte brüllen mögen wie ein angeschossener Stier, aber ich brachte keinen Ton heraus. Babyface! Er war hier gewesen! Er hatte das Dynamit gefunden, das Sergeant Donovan zurückgelassen hatte!
Ich blickte den Hünen an. Er hatte sich den Staub vom Gesicht gewischt, aber es blieb so fahl wie zuvor. Sein Blick war leer. Seine sonst so imposante Gestalt wirkte eingesunken. Er umkrampfte die Zügel, als hielte er Babyface an der Kehle gepackt Ich konnte zusehen, wie ein Netz von Schweißperlen sein Gesicht überzog. Ich erwartete Meritts Hassausbruch. Aber der schmale, schwarzhaarige Corporal blieb stumm. Sein Gesicht war starr. Begriff er, dass Donovan mit allem, nur nicht damit gerechnet hatte? Er wirkte völlig abwesend.
Kirby schüttelte sich. „Großer Lord! Was für ein teuer bezahlter Sieg!“ Bestimmt war er sich der eigenen Worte gar nicht bewusst. Aber Donovan zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen.
Ich verwünschte mich, ich hatte Lust, mir die Haare büschelweise auszureißen, weil ich mit ihnen zum Indian Hole geritten war. Alles wäre anders gekommen, wenn ich … Es hatte keinen Sinn. Kein Wenn und Aber änderte etwas an Larry Clintons Rache. Ich Narr! Wenn ich damals nur ein bisschen weiter gedacht hätte, wär‘ ich drauf gekommen, dass dieser Lump sich mit Websters Tod und der Zerstörung des Militärpostens nicht zufriedengeben würde! Clintons Rache … Was wir da sahen, das war nur der Anfang davon!
So kaputt ich mich fühlte, ich hätte nicht in Joe Donovans Haut stecken mögen. Doch er zeigte sich härter als wir alle. Jetzt und später noch. Vor allem später, als es darum ging … Aber ich will nicht vorgreifen. Es war jedenfalls Donovan, der sich als erster von dem Schock zu erholen schien.
„Well!“ Seine Stimme kratzte, er räusperte sich, dann war sein Ton so entschlossen wie eh und je. „Wenn wir uns ranhalten, schaffen wir vor Einbruch der Dunkelheit noch ein, zwei Meilen in Richtung zum Fort.“
Er schob das Kinn vor, straffte sich, schüttelte scheinbar alles ab, was ihn eben noch beinahe zerbrochen hätte. Meritts Kopf ruckte herum. Der drahtige Reiter starrte Donovan an, als entdeckte er plötzlich einen Fremden neben sich. Da kam ein Wiehern von einer Bodenwelle hinter uns. Es riss uns herum. Ich traute meinen Augen nicht, und ich wette, den anderen erging‘s ebenso.
Gerade noch hatte ich mir Babyface herbei gewünscht, um ihm die Nase nach hinten zu drehen. Nun war er da. Aber es sollte nicht ihm, sondern mir an den Kragen gehen. Die Sonne verwandelte die Reiter auf dem niedrigen, langgestreckten Kamm in Kupferstatuen. Die Entfernung betrug etwas mehr als Coltschussweite. Jeder hielt lässig ein Gewehr überm Sattel. Clintons junger Bruder hatte zwei sehnige, bärtige, raubvogeläugige Typen dabei. Schon ihr Anblick verursachte mir Magendrücken. Aber das war nicht alles. Da war noch einer. Eine hagere, so schief auf den Pferderücken hingepappte Gestalt, dass man Angst haben musste, der leiseste Luftzug könnte sie herabblasen. Clintons Knarre deutete wie zufällig auf diese wacklige Figur.
„Mitch!“, kam es wie ein Stöhnen über Meritts schmale Lippen. Er war‘s wirklich. Mehr tot als lebendig. Trotzdem hatten ihm die gottverdammten Bastarde noch die Hände zusammengeschnürt. Die Uniform schlotterte um seinen von der Krankheit ausgezehrten Körper. Sein Kinn ruhte auf der Brust. Ich bin nicht sicher, ob er überhaupt noch fähig war, aufzunehmen, was um ihn geschah. Babyface hob drohend sein Gewehr höher, damit wir nur ja nicht auf die Idee kamen, uns ihn und seine Kumpane vorzuknöpfen.
Widerstrebend zog ich die Hand von der Winchester. Meritt hatte seinen Wallach an uns vorbeigetrieben. Nun erstarrte auch er. Trotz der Entfernung glaubte ich das rachsüchtige Grinsen auf Clintons Jungengesicht zu erkennen. „Hey, Serg!“, rief er. „Hab‘ schon geglaubt, ihr seid ausgerückt! Wo seid ihr denn so lang gewesen? Habt ihr etwa im Arroyo Blanco oder an der Tinaja Plata auf Bob und die Wagen gewartet?“
Er lachte meckernd. Die Mündung seiner verdammten Knarre berührte jetzt fast Websters Hals. Donovan hielt die Spencer in den klobigen Fäusten, spuckte haarscharf am Rist seines Braunen vorbei und dachte nicht daran, die Waffe im Sattelfutteral verschwinden zu lassen.
„Du hast was versäumt, Clinton! Wir kommen grade vom Indian Hole! Hättest mal sehen sollen, wie begeistert dein Bruder war, als wir ihn da begrüßt haben!“
Das traf. Aus dem Kindergesicht wurde eine Fratze. Ich ahnte, worauf der Sergeant spekulierte: Wenn Clinton jetzt sein Gewehr herumschwang, hatte er selber vielleicht eine winzige Chance, ihm zuvorzukommen. Doch Babyface tat ihm den Gefallen nicht.
„Serg, so kommen wir nie ins Geschäft!“ Dieser schneidende Ton brachte ein ganzes Läutwerk in meinem Schädel zum Klingen.
Donovan versuchte ihn abermals aus der Reserve zu locken. „Das einzige Geschäft zwischen dir und mir, du Bastard, werden unsere Schießeisen regeln! Aber lass Webster dabei draußen!“
Es war ein Stichwort, das den Hundesohn wieder übers ganze runde Gesicht strahlen ließ. „Klar, Serg, kannst ihn haben! Brauchst nur Carringo herzuschicken, Serg, dann darf diese Vogelscheuche reiten, wohin sie nur will!“
Das also war‘s. Ich bin ja kein zimperlicher Bursche, und ich hatte in meinem Leben schon eine Menge üble Überraschungen verdaut. Doch jetzt lief es mir heiß und kalt den Buckel runter. Was ich da eben gehört hatte, war mein Todesurteil.
„Ich hab‘s dir ja versprochen, Carringo!“, hieß Clintons schiefmäuliges Grinsen. Die Pest an seinen Hals!
Die Kerle, die er dabei hatte, lauerten wie Wölfe. Meritt ruckte herum, und auch Kirby starrte mich an, als wäre mein Skalp zur Versteigerung ausgerufen worden. Mein Leben gegen das von Mitch Webster! Meritts Rechte umspannte den Kolbenhals seines Gewehrs, das noch im Scabbard steckte. Ich hätte eine Menge dafür gegeben zu wissen, was jetzt hinter seiner Stirn vorging. Kirbys Adamsapfel hüpfte auf und ab. Mein Blick glitt zu Donovan. Die Spencer lag wie ein Spielzeug in seinen Fäusten.
„Was ist, Serg?“, rief Clinton. „Hast du Dreck in deinen Ohren, he? Wenn du nicht willst, dass Webster vor deinen Augen ‘ne Kugel in den Kopf kriegst, dann schick den verdammten Satteltramp her!“
„Bist du zu feige, ihn dir zu holen?“
„Serg, ich hab keine Lust, mir dein blödes Gefasel anzuhören. Es bringt dir nichts, wenn du Zeit zu gewinnen versuchst. Pass jetzt gut auf, Serg. Ich zähl‘ bis zehn, dann knallt es. Du kannst du aussuchen, wen es dann trifft: Webster oder Carringo.“
Er bluffte nicht. Webster hatte jetzt den Kopf gehoben und starrte mit glanzlosen Augen zu uns her. Er schwankte, als Babyface ihn mit seiner Remington anstupste. „Eins“, begann der Mörder mit dem Kindergesicht. „Zwei …“
Kirby schluckte würgend, Meritt presste die Lippen zusammen, und Donovan machte ein Gesicht wie ein Nussknacker, dem man einen Felsbrocken zwischen die Zähne geschoben hat. „Drei, vier“, drang Clintons Stimme zu uns.
Ich gab mir einen Ruck. Vielleicht war es verrückt, aber ich konnte nicht anders: Ich setzte mein Pferd in Bewegung. Langsam ritt ich auf die Bodenwelle zu. „Streng dich nicht an, Babyface. Ich glaub‘ dir auch so, dass du gerade noch bis zehn zählen kannst.“
„Mach keinen Quatsch, Carringo!“, zischte Donovan hinter mir. Aber ich hatte nur mehr Augen für Clintons „kleinen“ Bruder. Jede Faser in mir war gespannt. „Schick Webster jetzt weg!“, rief ich.
„He!“, schrie er. „Wer stellt hier eigentlich die Bedingungen? Hast du noch immer nicht kapiert, wie der Hase läuft? Ein Fingerdruck, und Webster gibt‘s nicht mehr, wenn du nicht parierst!“
„Was willst du noch?“
„Lass deine Waffen verschwinden! Los, überleg nicht lang, sonst fang ich wieder zu zählen an! Wir werden anschließend ‘nen kleinen Spazierritt machen, dazu brauchst du deine Bleispritzen nicht! Wird‘s bald?“
Ich biss die Zähne zusammen. Ich hatte jetzt schon ein Drittel der Strecke hinter mir. Clintons Begleiter hatten ihre Gewehre auf mich gerichtet. Als wenn das nicht genügte! Ich stoppte, kämpfte mit mir. Von dort, wo Donovan, Meritt und Kirby hielten, kam kein Laut. Webster umklammerte mit seinen gefesselten Händen das Sattelhorn. Seine Gesichtshaut wirkte wie zerknittertes, gelbliches Pergament. Seine blutleeren Lippen bewegten sich. Aber seine Stimme war so kraftlos, dass ich nichts hörte. Meine Gedanken jagten sich. Da fing Clinton, dieser Teufel, tatsächlich wieder zu zählen an. Er machte da weiter, wo er zuvor aufgehört hatte.
„Fünf … sechs …“
Ich fischte die Winchester aus dem Scabbard und ließ sie fallen.
„Sieben … acht …“
Mein Coltgurt flog hinterher. Da schwieg er. Die drei Schurken grinsten wie auf Kommando. Und jetzt – endlich! – sank auch Larry Clintons Gewehr herab. „All right, Carringo, komm her!“
Das klang fast wie eine freundliche Einladung. Nein, zum Teufel, ich bin kein Held. Ich schwitzte ganz fürchterlich. Aber auch wenn ich gewollt hätte, ich konnte nicht mehr kneifen. Ich hatte A gesagt, jetzt musste ich auch B sagen. Ein B wie „Blei“, Denn in der Satteltasche vor meinem rechten Knie steckte noch ein Reserve-Colt. Ich weiß nicht, ob ich mich ohne ihn auf das Ganze eingelassen hätte. Die Frage war nur: Würde ich je die Chance bekommen, dass ich ihn erwischte? Wenn jetzt auch noch Babyface seine Knarre auf mich richtete …
Ich drückte meinem Braunen die Hacken an. Ein heiserer Aufschrei ertönte hinter mir. Meritts Stimme. Und da krachte es schon. Ich war so angespannt, so auf Clinton und seine Spießgesellen konzentriert, dass es wie ein Kanonenschuss auf mich wirkte. Babyface riss so heftig an den Zügeln, dass sein Grauer vorn hochstieg. Das rettete dem Verbrecher das Leben. Die ihm zugedachte Kugel bohrte sich dem Tier in die Brust. Mit durchdringendem Wiehern brach es zusammen. Staub wallte hoch.
„Hau ab, Mitch!“, brüllte Donovan. Ich schleuderte mich aus dem Sattel. Es wäre Selbstmord gewesen, hätte ich mir jetzt den Revolver in der Satteltasche zu schnappen versucht. Das Blei aus den Gewehren von Clintons Kumpanen pfiff über mich weg.
Donovans peitschender Schuss fegte einen der Halunken vom Pferd. „Mitch!“, brüllte er wieder mit einer Stimme, die kaum mehr menschlich klang. Aber Webster schaffte es nicht weit.
Der nächste Blitz aus dem brodelnden Staub kam von dort, wo Babyface von seinem Gaul gestürzt war. Ein Schuss auf einen todschwachen, gefesselten Mann, der Mühe hatte, sich überhaupt im Sattel zu halten! Es war der gemeinste Mord, den ich je erlebte! Webster wirbelte wie ein Stoffbündel von seinem weiterrennenden Tier. Ich sprang auf und rannte zu meiner im Sand liegenden Winchester. Nur ein Gedanke glühte in mir: Clinton durfte nicht entkommen!
Doch als ich das Gewehr dann in den Fäusten hatte, herumschnellte, ein Ziel suchte, hockte Clinton schon wieder im Sattel. Blitzschnell war er auf das Pferd des Kerls gesprungen, den Donovans Schuss herabgeschmettert hatte. Ich brachte noch eine Kugel hinaus. Aber da war nur mehr der von der sinkenden Sonne blutig durchtränkte Staub. Clinton war hinter der Bodenwelle verschwunden. Donovan hatte auch noch seinen zweiten Kumpan erwischt. Leblos rollte der Kerl den uns zugewandten Hang herab. Sein Gaul stob drüben ebenfalls davon. Das Donnern der Schüsse hallte noch in meinen Ohren. Etwas Warmes, Klebriges sickerte an meinem Hals hinab. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass mich eine der Bleihummeln gestreift hatte. Es war nur ein unbedeutender Kratzer. Aber er machte mir bewusst, wie knapp ich dem Teufel wieder mal von der Schippe gesprungen war. Ich musste ein paarmal schlucken, um den Kloß, der plötzlich in meiner Kehle steckte, loszuwerden.
Das Hufgetrommel von Clintons Pferd entfernte sich rasch. Ich drehte mich um. Groß und massig stand Donovan neben seinem Pferd. Die Mündung seiner Spencer qualmte noch. Ich schluckte nochmals, als ich begriff, dass Sergeant Bull mir höchstwahrscheinlich den Skalp gerettet hatte.
Er starrte an mir vorbei. Ich folgte seiner Blickrichtung. Da sah ich Meritt. Er war zu Webster galoppiert und bei ihm abgesprungen. Nun richtete er sich neben ihm auf. Nie werde ich seinen mörderischen Blick vergessen. Er sah weder Kirby noch mich – nur Donovan. Sein schmales, scharfliniges Gesicht war eine Maske, in der nur diese unheimlichen Augen lebten. Niemand sonst rührte sich. Es war totenstill bis auf das Malmen seiner Schritte. Er ging auf Donovan zu. Seine Rechte umkrampfte den Armeerevolver, der in seinem Holster steckte. Er wirkte wie in Trance. Kein Anruf, kein Warnschuss hätte ihn jetzt erreicht.
Donovan kniff die Augen zusammen. Dann kehrte er ihm den Rücken zu und schob den Karabiner ins Sattelfutteral. Meritt blieb vier Schritte hinter ihm stehen. Der Sergeant hantierte an seinem Sattel, obwohl es da bestimmt nichts zu hantieren gab.
„Du hast ihn umgebracht, Bull!“, stieß Meritt hervor. „Du hast ihn genauso auf dem Gewissen wie Clinton!“ Dann verlor er plötzlich die Beherrschung. „Dreh dich um, Bull!“, schrie er. „Ich will dir ins Gesicht sehen, wenn ich …“
Donovan wirbelte herum, war mit einem Satz bei ihm und schmetterte ihm die Schmiedehammerfaust genau zwischen die Augen. Nur dieser eine Schlag. Aber gegen den war kein Kraut gewachsen. Meritt hatte den Sechsschüsser erst halb aus dem Holster. Wie vom Blitz getroffen brach er zusammen. Donovan blickte auf ihn. Sein derbes Gesicht wirkte steinern.
„Bring sein Pferd her, Kirby!“, befahl er so unvermittelt, dass Kirby zusammenzuckte. „Wir laden ihn auf. Los, Bewegung! Verdammt, was starrst du mich so an? Hätt‘ ich Carringo diesem Teufel Babyface ans Messer liefern sollen? Glaubst du etwa, wir hätten Mitchs Leben damit erkauft?“
„Neal glaubt es.“
„Darauf kommt es nicht an!“, knurrte der Sergeant, aber das war ein Irrtum. Es stellte sich bald heraus.