Читать книгу Sechsmal Mord für den Strand: Sechs Kriminalromane - Pete Hackett - Страница 13

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Mrs. Ferraro war ziemlich konsterniert, als sie uns eine halbe Stunde später in ihrem Wohnzimmer gegenüber saß.

Unsere Kollegen waren längst eingetroffen. Sam Folder, einer unserer Erkennungsdienstler, nahm Alex Ferraros Arbeitszimmer unter die Lupe und suchte es nach Spuren ab.

Die beiden Männer, die Milo und ich überwältigt hatten, befanden sich in ärztlicher Behandlung. Am nächsten Morgen würden Kollegen von uns sie vernehmen können, aber es war fraglich, ob etwas dabei herauskam. Sie hatten beide lautstark angekündigt, keinerlei Aussage zu machen.

"Diese Ausweise... Mein Gott, die sahen so überzeugend aus", brachte Mrs. Ferraro heraus. "Ich habe nicht eine Sekunde dran gezweifelt, wirklich Kollegen von Ihnen vor mir zu haben..."

"Das ist nur zu verständlich", erklärte ich.

"Haben Sie irgendeine Ahnung, was die beiden unter den Sachen Ihres Mannes gesucht haben könnten?"

Mrs. Ferraro schüttelte den Kopf.

"Nein. Nicht die geringste."

Ich bemerkte das Glitzern in ihren Augen. Sie rang mit den Tränen. Der Tod ihres Mannes, das Auftauchen der falschen FBI-Agenten... Vielleicht hatten die jüngsten Ereignisse sie einfach überfordert.

"Sie haben mit Ihrem Mann nie über die Arbeit gesprochen?", wunderte sich Milo.

Mrs. Ferraro schüttelte den Kopf.

"Nein, nie", murmelte sie. Ihre Gedanken waren meilenweit entfernt. Sie starrte ins Leere. "Ich wusste nur, dass die Sachen, an denen er arbeitete alle streng geheim waren... Schließlich handelte es sich um hochentwickelte Militärtechnik."

"Gab es Kollegen, mit denen er sich besonders gut verstand? Welche, die ihn vielleicht auch privat kannten?"

"Nein, das würde ich nicht sagen. Dr. Eric Daly war ein paar Mal bei uns zu Hause, ansonsten hielt mein Mann Beruf und Privatleben streng auseinander. Er war, glaube ich, auch nicht so sehr der kumpelhafte Typ, der schnell mit jemandem warm wird. Die wenigen Freunde, die er hatte, kamen alle nicht aus der Branche. In den letzten Jahren hatte er auch noch Kontakt zu ihnen, weil sie fast alle aus der Umgebung von Michigan stammten. Dort haben wir gewohnt, bis Alex den Posten eines Entwicklungschefs bei Lonbury Electronics bekam..."

"Was ist mit Dr. Brad Weston?", unterbrach Milo sie.

"Er erwähnte den Namen mal", erinnerte sich Mrs.

Ferraro. "Ein sehr ehrgeiziger Mann, Alex hat ihn sehr geschätzt."

"Können Sie sich vorstellen, weshalb er Ihren Mann umbringen wollte?"

"Weston?" Sie schüttelte den Kopf. "Nein... Aber wie ich Ihnen schon sagte, er hatte privat kaum Kontakt zu seinen Kollegen..."

In diesem Moment betrat Sam Folder den Raum. "Jesse, ich möchte, dass du dir etwas ansiehst."

Ich nickte in Richtung von Mrs. Ferraro. "Sie entschuldigen mich..."

Milo blieb bei ihr, während ich mit Sam das Arbeitszimmer betrat, das die beiden falschen FBI-Agenten auf den Kopf gestellt hatten.

Sam deutete auf die Rechnung einer Mobilfunkfirma, die er auf den Schreibtisch gelegt hatte. "Das war in der Post von heute. Du kannst den Wisch ruhig anfassen, Jesse. Es sind keine Spuren daran."

Ich sah mir die Liste der Gespräche an. Die meisten waren nur sehr kurz, unter einer Minute. Dafür wiederholten sich einige Nummern auffällig oft.

Sam Folder deutete mit der Hand. "Ich habe mit dem Hauptquartier gesprochen und die drei häufigsten Nummern abfragen lassen.."

"Und?", fragte ich.

"Spitzenreiter ist Dr. Eric Daly." Sam zeigte auf die entsprechende Nummer. In der Liste waren auch die Zeiten verzeichnet, zu denen die Gespräche stattgefunden hatten.

"Die beiden müssen sehr wichtiges miteinander zu besprechen gehabt haben", schloss ich. "Drei der Gespräche wurden nach Mitternacht geführt..."

"Eine andere häufig angerufene Nummer gehört einem gewissen Cardigan..."

"Terrence Cardigan, dem Geschäftsführer von 'The Temple'?", entfuhr es mir erstaunt. "Der kam mir schon bei der ersten Vernehmung dubios vor."

"Vielleicht lohnt es sich, wenn ihr ihn euch noch einmal vorknöpft."

"Ja."

"Und da ist noch etwas!" Sam Folder zeigte mir eine Broschüre. "Hast du schonmal was von den sogenannten WHITE CRUSADERS gehört, Jesse?"

"Eine radikale Organisation, die glaubt, dass alles Übel in Amerika durch die Nicht-Weißen Einwanderer verursacht wird! Rassistische Wirrköpfe, die von der angeblichen Überlegenheit der weißen Rasse faseln..."

"Die Broschüre war hinter den Schreibtisch gerutscht. Laut Impressum ist sie zwei Monate alt."

"Tatsache ist, dass man ihn als Entwicklungschef bei Lonbury sofort gefeuert hätte, wenn er bei den CRUSADERS wirklich Mitglied gewesen wäre. Er wäre dann ein Sicherheitsrisiko gewesen."

Sam zuckte die Achseln. "Möglich, dass ihm diese Broschüre zufällig zugesandt wurde oder er sie irgendwo zugesteckt bekommen hat."

Mein Blick fiel auf ein Schwarzweiß-Foto an der Wand. Es zeigte einen jungen Mann mit feingeschnittenem Gesicht und einem sympathischen Lächeln.

Sam erriet meine Frage.

"Ferraro hat einen Sohn", erklärte er. "Er heißt James E. Ferraro. Ich habe hier Rechnungen über ziemlich hohe Beträge gefunden, die Ferraro in den letzten Jahren an eine neurologische Spezialklinik in Jersey City gezahlt hat. Außerdem hatte Ferraro wohl einen Prozess gegen die Krankenversicherung seines Sohnes geführt..."

"Heißt das, er hatte finanzielle Schwierigkeiten?"

"Er muss immense Schulden aufgehäuft haben, Jesse", war Sam überzeugt. "Genau kann ich das nicht überblicken, aber wenn ich die Beträge überschlage und mit seinen Einkünften vergleiche..."

"Ich dachte, als Entwicklungschef bei Lonbury bekommt man ein Spitzengehalt!"

"Für Ferraro hat das offenbar nicht gereicht!"

Ich kehrte in das Wohnzimmer zurück. Milo hatte seine Befragung von Mrs. Ferraro gerade beendet. Sie hatten sich beide bereits aus den Sesseln erhoben.

Mrs. Ferraro musterte mich. "Ich konnte Ihrem Kollegen leider nicht sehr helfen. Wenn Sie jetzt keine weiteren Fragen mehr an mich haben..."

"Es tut mir leid, aber da wäre noch etwas. Wissen Sie, ob Ihr Mann Kontakt zu einer Organisation namens WHITE CRUSADERS hatte?"

Ihr Gesicht verhärtete sich. "Was soll das? Stehen ich und mein Mann jetzt vielleicht auf der Anklagebank? Sie durchforschen unser Leben, ohne Rücksicht auf..." Sie stockte, sprach nicht weiter.

"Wir suchen nur nach Ansatzpunkten, um den Mörder Ihres Mannes zu überführen", gab ich zu bedenken.

"Ihre Kollegen vom Police Department wirkten dabei auf mich aber um einiges kompetenter!"

Entweder hatte meine Frage einen wunden Punkt berührt oder Mrs. Ferraro war jetzt einfach am Ende ihrer Kräfte.

Milo warf mir einen Blick zu.

Er schüttelte den Kopf.

"Sie haben einen Sohn", sagte ich an Mrs. Ferraro gewandt.

Sie blickte ruckartig auf. "James?" Ihr Gesicht bekam einen milden Ausdruck. "James ist sehr krank. Er würde gar nicht begreifen, was vorgefallen ist. Kommen Sie ja nicht auf den Gedanken, ihn befragen zu wollen." Sie schluckte.

Ihre Stimme klang belegt, während sie weitersprach. "Ein Verrückter hat ihn mit einem Baseballschläger zusammengeschlagen. Zwei Jahre ist das her. James erlitt eine Kopfverletzung und liegt in einem Zustand, den die Ärzte Wachkoma nennen. Wollen Sie noch mehr wissen?"

"Sie und Ihr Mann haben Schulden?"

"Gerichte und Ärzte sind teuer, Agent Trevellian. Aber wir waren zu allem entschlossen, um unseren Sohn aus seinem Zustand zu befreien..."

Sechsmal Mord für den Strand: Sechs Kriminalromane

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