Читать книгу Sechsmal Mord für den Strand: Sechs Kriminalromane - Pete Hackett - Страница 18

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"Was hältst du von ihr, Jesse?", fragte mich Milo, als wir wieder im Sportwagen saßen.

Wir waren auf dem Weg zurück zur Federal Plaza.

Inzwischen war es dunkel geworden. New York glich einem blinkenden Lichtermeer.

"Ich frage mich, ob sie mit dem Killer zusammengearbeitet hat", meinte ich. "Schließlich dürfte sie eine der wenigen Menschen sein, die ziemlich genau wussten, wann sich Cardigan wo aufhielt..."

"An die Möglichkeit habe ich auch schon gedacht. Und was hältst du von der Aussage, dass sie Cardigan zusammen mit Ferraro gesehen hat?"

Ich zuckte die Achseln.

"Haben wir nicht immer nach einem Zusammenhang zu Lonbury gesucht?"

"Ja."

Eine halbe Stunde später erreichten wir jenen Trakt des Bundesgebäudes an der Federal Plaza, in dem sich unser Dienstzimmer befand.

Wir suchten Mr. McKee in seinem Büro auf, um ihm kurz Bericht zu erstatten. Bei dieser Gelegenheit erfuhren wir auch ein paar interessante Neuigkeiten.

"Wir wissen inzwischen, wer die beiden falschen FBI-Agenten sind, die Mrs. Ferraro aufgesucht haben", erklärte unser Chef und deutete dabei auf ein Dossier, das auf seinem Schreibtisch lag. "Die beiden heißen James Linder und Wesley van Doren. Beides fast unbeschriebene Blätter. Wir wissen nur, dass van Doren sich um Aufnahme in die Army bemüht hat, aber am psychologischen Eignungstest scheiterte. Die beiden verweigern nach wie vor jede Aussage."

"Sind die beiden schon vernehmungsfähig?", fragte ich.

Schließlich hatten beide ja Schussverletzungen davongetragen.

Mr. McKee hob die Schultern. "Das, was ich gerade sagte, haben sie durch ihren Anwalt dem District Attorney übermittelt. Und dieser Anwalt ist eine interessante Persönlichkeit: Scott F. Madison, einer der besten Strafverteidiger von New York."

"Wenn die beiden sich den leisten können, dann haben sie mächtige Freunde", vermutete Milo.

Mr. McKee war da etwas vorsichtiger.

"Es wäre nicht das erste Mal, dass Scott F. Madison einen Fall allein deswegen übernimmt, weil er Publicity verspricht!"

"Und was ist mit dem FBI-Ausweis, den einer der beiden Mrs. Ferraro unter die Nase gehalten hat?", fragte ich. "Das Ding war echt..."

"Ausgestellt auf den Namen Brandon J. Lynn", nickte Mr. McKee. "Lynn kam bei einem Einsatz in Baltimore ums Leben. Er wollte sich mit Mittelsmännern treffen, die ihm Verbindung zu einer Organisation militanter Rassisten verschaffen sollte, die sich WHITE CRUSADERS nennt..."

"Bei Ferraro haben wir eine Broschüre dieser WHITE CRUSADERS gefunden", gab ich zu bedenken.

Mr. McKee fuhr fort: "Jedenfalls fand man Agent Lynn mit einer Kugel im Kopf. Sein Ausweis und seine Dienstwaffe tauchten nie wieder auf..."

"Vorausgesetzt, Alex Ferraro war vielleicht doch ein Mitglied oder Sympathisant dieser WHITE CRUSADERS...", begann ich, aber Mr. McKee unterbrach mich kopfschüttelnd.

"Das ist äußerst unwahrscheinlich. Alex Ferraro wurde als Alejandro Ferraro geboren, kam mit 5 Jahren als Sohn mexikanischer Einwanderer in die USA, studierte später mit einem Begabten-Stipendium für Angehörige ethnischer Minderheiten. Für verbohrte Fanatiker wie die WHITE CRUSADERS würde jemand mit dieser Herkunft nicht einmal als 'Weißer' zählen, wenn er hell wie ein Albino wäre!"

"Aber Ferraro könnte von diesen Leuten unter Druck gesetzt worden sein. Im Allgemeinen sind solche Organisationen doch an Waffen jeder Art interessiert..."

"Bislang ist das reine Spekulation, Jesse", gab Mr. McKee zu bedenken.

"Gibt es denn nähere Informationen über diese WHITE CRUSADERS?", mischte sich Milo ein.

"Agent Carter stellt morgen früh ein Dossier über diese Gruppe zusammen. Sobald es vorliegt, bekommen Sie es." Mr. McKee blickte auf die Uhr. "Heute Abend wird keiner von uns den Fall noch lösen. Ein paar Stunden Schlaf sollte sich jeder von uns gönnen..."

Ich nickte.

"Gute Nacht, Sir."

Wenig später saß ich hinter dem Steuer meines Sportwagens, während Milo auf dem Sitz neben mir ein Gähnen unterdrückte.

Wir schwiegen.

Ich ließ die Bilder des Tages innerlich Revue passieren.

Laureen, die schöne Leibwächterin, war unvermeidlicherweise dabei. In der knappen Judo-Jacke hatte sie verdammt sexy ausgesehen.

Aber das war nicht der einzige Grund dafür, dass sie mir nicht aus dem Kopf ging.

Da war irgendetwas, an ihrer Aussage, was mich nicht losließ.

Wir hatten unsere bekannte Ecke, an der ich Milo üblicherweise absetzte, fast erreicht.

Mir fiel es wie Schuppen von den Augen.

"Eric Daly", murmelte ich.

Milo sah mich erstaunt an.

"Wovon redest du?"

"Die Aussage von Laureen Rossner geht mir nicht aus dem Kopf."

"Die Aussage oder die Frau?"

"Ach, komm schon!"

"Jesse, ich hatte ehrlich gesagt nicht das Gefühl, dass die Aussage dieser Leibwächterin besonders gehaltvoll war. Nichtmal glaubwürdig. Die Möglichkeit, dass sie den Mann, den sie beschützen sollte, für ein paar Dollars eiskalt einem Killer ausgeliefert hat, erscheint mir sehr plausibel..."

"Ich meine etwas anderes..."

"Hier ist unsere Ecke."

Ich hielt am Straßenrand.

Milo sah mich an.

"Laureen hat ausgesagt, dass Cardigan und Ferraro sich in dieser Schlamm-Catcher-Bar in Yonkers getroffen haben", stellte ich fest.

Milo nickte. "Das hat sie gesagt, weil wir es hören wollten und sie uns auf diese Weise schnell loswerden konnte!"

"Die Beschreibung Ferraros Begleiter war sehr präzise....

Hager, grau im Gesicht und mit flaschendicker Brille."

"Jesse..."

Hinter uns hupte ein ungeduldiger Taxifahrer.

"Ich dachte eben schon die ganze Zeit, dass ich den Kerl, den sie beschrieben hat von irgendwoher kenne. Jetzt ist der Groschen gefallen."

Ich fuhr weiter. Milo sah mich irritiert an.

"Was für ein Groschen?"

"Dr. Eric Daly, der Assistent von Alex Ferraro. Die Beschreibung passt haargenau."

Milo atmete tief durch. "Und dem willst du jetzt noch einen Besuch abstatten - oder wie soll ich es verstehen, dass du an unserer Ecke vorbeifährst?"

"Milo, wir sind immer davon ausgegangen, dass Ferraro kaum allein dafür gesorgt haben kann, dass Prototypen sogenannter 'Smart Weapons' das Firmengelände von Lonbury verließen..."

"Richtig."

"Dr. Brad Weston erschien mir von Anfang an als Kandidat nicht sehr überzeugend."

Milo wirkte nachdenklich. "Daly hätte Weston die ID-Card entwenden können. Und er hatte mit Sicherheit das Wissen, um Dr. Ferraros Arbeitsplatz in eine tödliche Stromfalle zu verwandeln."

"Die beiden haben zusammengearbeitet, Milo. Vielleicht hat Ferraro nur unter Druck mitgemacht, das weiß ich nicht."

"Möglicherweise bekam Ferraro doch Skrupel und wollte aussteigen. Deshalb musste er sterben."

Milo griff zum Handy, um die aktuelle Adresse von Dr. Eric Daly zu erfragen. Ich ließ das Seitenfenster des Sportwagens herunter und setzte das Blinklicht auf das Dach.

Sechsmal Mord für den Strand: Sechs Kriminalromane

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