Читать книгу Sechsmal Mord für den Strand: Sechs Kriminalromane - Pete Hackett - Страница 19

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Daly wohnte in einem ehemaligen Industriebau, der im sogenannten Cast-Iron-Stil restauriert worden war.

Die vorgefertigten, gusseisernen Fassadenteile waren typisch dafür. SoHo war war schon lange kein Industrieviertel mehr, auch wenn die Architektur immer noch daran erinnerte.

Der Komplex, in dem Daly wohnte, war in Dutzende von sehr geräumigen Wohnungseinheiten unterteilt. Die meisten davon hatten einen separaten Eingang.

Eine Aluminium-Treppe führte vom Parkplatz hinauf zu Dalys Wohnungstür.

Auf dem Klingelschild stand der Name des Wissenschaftlers.

Ich drückte auf den Knopf. Die Gegensprechanlage blieb stumm.

"Unser Mann ist nicht zu Hause", stellte Milo nach zwei weiteren Versuchen fest.

Ich holte ein kleines Drahtstück aus meiner Brieftasche.

Milo erriet, was ich vorhatte.

"Wir werden jede Menge Schwierigkeiten bekommen, wenn wir da einfach so hineingehen..."

Ich war bereits damit beschäftigt, das Schloss zu öffnen.

"Der Zusammenhang zwischen Cardigan und Daly liegt doch jetzt auf der Hand! Wenn mir das früher eingefallen wäre, dann wären wir nicht nur mit einem Durchsuchungsbefehl, sondern auch mit einem Haftbefehl hier..."

"Ich sag ja gar nichts!", erwiderte Milo. "Aber wenn Morgen dieser Leibwächterin ein Foto vorgelegt wird, das Eric Daly zeigt und sie behauptet dann, dass das doch nicht der Kerl ist, den sie zusammen mit Ferraro und Cardigan beim Schlammcatchen gesehen hat, dann wird's eng für uns!"

Die Tür sprang knarrend auf.

"Es ist Gefahr im Verzug, Milo. Wir müssen wissen, wo Daly ist..."

Milo nickte. "Wenn er tatsächlich Ferraros Mörder ist, dann muss er jetzt was unternehmen..."

Wir zogen Latex-Handschuhe an.

Die Wohnung bestand nur aus einem einzigen, sehr hohen Raum. Die Einrichtung war so modern und sachlich, dass sie perfekt zu der Industriearchitektur passte.

Nur der unaufhörlich plätschernde Springbrunnen in der Mitte bildete einen Kontrast dazu.

Ein japanischer Futon stand am anderen Ende des Raums. Auf einem Nachttisch lagen ein paar Fachzeitschriften. Milo blätterte sie kurz durch. Dann machte er sich an die Schränke heran, die sich links davon befanden.

Ich hingegen wandte mich dem Computer und der damit gekoppelten hochmodernen Telefonanlage zu. Das Gerät war online. Ich nahm die Maus, um nachzusehen, mit wem Daly zuletzt telefoniert hatte oder ob E-Mails und Faxe angekommen waren, die mit unserem Fall in Verbindung standen.

"Ich hab hier was!", rief Milo, der sich eine Schublade nach der anderen vorgenommen hatte.

Ich drehte mich zu ihm um.

Zwischen Daumen und Zeigefinger der linken Hand hielt er etwas, das Ähnlichkeit mit einer Scheckkarte hatte.

"Brad Westons ID-Card?", vermutete ich.

Milo nickte. "Ja. Damit wäre wohl bewiesen, dass Daly tatsächlich der Mörder von Dr. Alex Ferraro ist..."

Ich hob die Augenbrauen. "Ich frage mich nur, weshalb er die Karte aufbewahrt und nicht gleich vernichtet hat."

Milo zuckte die Achseln. "Mr. Daly ist ein vorsichtiger Mann, der gerne auf Nummer sicher geht."

"Worauf willst du hinaus?"

"Ich denke, er hat die Karte behalten, um sie möglicherweise noch jemandem unterzujubeln!"

"Dann hätte er sie doch gleich Weston unterschieben können!"

Milo schüttelte den Kopf. "Vielleicht hatte er keine Gelegenheit dazu. Aber für wahrscheinlicher halte ich, dass er von Anfang an damit rechnete, dass die Anklage gegen Weston womöglich keinen Bestand hätte... Dann hätte er die Karte immer noch dazu benutzen können, den Verdacht von seiner eigenen Person abzulenken."

"Eins zu null für dich, Milo!"

Ich wandte mich wieder dem Computer zu, sah mir die Liste der Telefonnummern an, die mit dem Wahlhilfeprogramm zuletzt angewählt worden waren.

"Vor einer Viertelstunde war Daly noch hier", sagte ich.

"Er telefonierte mit einem Anschluss in Chinatown, Bayard Street..."

Milo sah mich an.

"Doch nicht mir Harry Sung persönlich?"

"Daly wäre sicherlich so unvorsichtig - aber Harry Sung nicht", gab ich kopfschüttelnd zu bedenken. "Nein, er rief eine Bar namens Ling Su an."

"Ich habe den Namen schonmal gehört. Soll ein getarntes Bordell sein."

Ich sah kurz auf die Uhr.

"Wir müssen versuchen, Dalys Spur in Chinatown aufzunehmen..."

"Vielleicht können wir Daly sogar in flagranti bei einem Deal erwischen", hoffte Milo und griff dabei zum Handy. Ein paar unserer Kollegen mussten jetzt aus dem Schlaf geklingelt werden.

Ich wandte mich noch einmal dem Computerschirm zu.

Der Versuchung, die eingegangenen E-Mails zu öffnen, konnte ich nicht widerstehen.

Die erste bestand nur aus wenigen Worten.

DIE WHITE CRUSADERS BEOBACHTEN JEDEN DEINER SCHRITTE!

Eine blanke Drohung.

Sechsmal Mord für den Strand: Sechs Kriminalromane

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