Читать книгу Sechsmal Mord für den Strand: Sechs Kriminalromane - Pete Hackett - Страница 9
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Ein Anruf erreichte uns, als wir gerade den Queens/Midtown-Tunnel passiert hatten.
Mr. McKee meldete sich.
Über die Freisprechanlage des neuen Sportwagens, den die Fahrbereitschaft unseres Field Office mir zur Verfügung stellte, konnten Milo und ich beide mithören.
"Die Kollegen der City Police haben uns den Mord an Dr. Alex Ferraro gemeldet", berichtete uns der Chef. "Dr. Ferraro leitete die Entwicklungsabeilung von Lonbury Electronics. Den Angaben der Kollegen nach hat jemand wohl Ferraros Arbeitsplatz im Labor derart manipuliert, dass er von einem Stromschlag getötet wurde."
"Sie meinen, es gibt da einen Zusammenhang mit unserem Fall?" fragte Milo.
"Das ist zumindest nicht ausgeschlossen. Sprechen Sie mit den Kollegen vor Ort darüber. Die Ermittlungen werden von Captain Pat Jones geleitet..."
Eine Viertelstunde später erreichten wir das Firmengelände von Lonbury Electronics. Es war durch hohe Mauern, elektronische Überwachungsanlagen und einen gut bewaffneten Security-Dienst nahezu perfekt abgeriegelt.
An der Pforte ließ man uns bereitwillig herein, nachdem wir unsere Dienstausweise vorgezeigt hatten.
Offenbar brachte man uns sofort mit den Ermittlungen unserer Kollegen vom NYPD in Zusammenhang.
Das Lonbury-Gelände war für die engen Großstadtverhältnisse von Queens sehr weiträumig angelegt.
Es wirkte wie eine kleine Stadt für sich. Mehrere zwischen zehn und zwanzig Stockwerke hohe Gebäudekomplexe erhoben sich. Daneben gab es Lager- und Fabrikhallen sowie großzügige Parkplätze. Dazwischen lagen ein paar Grünflächen, durchzogen von einem Netz asphaltierter Straßen und Wege.
Die Beschilderung war exzellent.
Man konnte sich problemlos zurechtfinden.
"Sieh mal, die haben hier sogar eigene Läden und Restaurants für die Mitarbeiter", stellte Milo fest. Er deutete mit der Hand hinaus.
Ich nickte. "Allerdings auch an jeder Ecke einen Wächter mit MPi."
Milo hob die Augenbrauen.
"Eine regelrechte Festung - und das am Rande von Queens!"
"Kein Wunder - wenn man bedenkt, woran hier gearbeitet wird!"
Wir folgten den Schildern, die zu den Labors der Entwicklungsabteilung führten. Ein Pulk von Einsatzwagen parkte vor dem Central Building, in denen die Labors untergebracht waren.
Ich parkte den Sportwagen in der Nähe. Wir stiegen aus, gingen die letzten Meter zu Fuß.
Zwei Uniformierte trugen einen Zinksarg zum Wagen des Coroners. Bei einem der Zivilfahrzeuge des NYPD entdeckte ich Captain Patricia 'Pat' Jones. Sie war schlank und zierlich. Die Haare fielen ihr in einer wallenden Lockenmähne bis über die Schultern. Als ich sie das letzte Mal gesehen hatte, war sie noch Lieutenant gewesen.
Pat telefonierte gerade. Sie grüßte uns knapp.
Wir gingen auf sie zu.
Pat steckte das Handy ein.
"Hallo Jesse! Ich dachte schon, ihr kommt gar nicht mehr..."
"Wenn bei einem Unternehmen wie Lonbury jemand umgebracht wird, dann ist das schon fast eine Frage der nationalen Sicherheit."
Pat nickte. "Stimmt. Und angesichts der High-Tech-Waffen, die hier entwickelt werden, kann man kaum vorsichtig genug sein. Nicht auszudenken, wenn davon etwas in falsche Hände gerät."
"Vermutlich ist genau das geschehen, Pat."
"Ach!"
Sie starrte mich an.
"Du hast sicher von der Explosion Ecke Central Park/Fifth Avenue gehört."
"Sicher."
"Der oder die Täter haben ein ferngelenktes Geschoss von Lonbury Electronics verwendet, um zwei Unterweltbosse aus dem Weg zu räumen."
Pat atmete tief durch. "Ihr vermutet einen Zusammenhang, zwischen dem Tod von Dr. Ferraro und dem Sprengstoffattentat?"
Ich zuckte die Achseln. "Ausgeschlossen ist das nicht. Aber im Moment stochern wir noch ziemlich im Dunkeln."
"Ich nehme an, du willst eine Zusammenfassung der bisherigen Ermittlungen", vermutete Pat.
Ich lächelte sie an. "Ich bitte darum."
Pat strich sich mit einer schnellen Bewegung eine Strähne aus dem Gesicht. "Dr. Alex Ferraro war Chef der Entwicklungsabteilung von Lonbury Electronics. Jemand hat seinen Arbeitsplatz im Labor so manipuliert, dass Ferraro einen tödlichen Stromstoß erhielt."
"Ein Unfall ist ausgeschlossen?"
"Nach Meinung unserer SRD-Kollegen ja. Die sind zwar noch dabei, den Tatort zu untersuchen, aber die Indizien, die sie bisher gefunden haben, sind sehr eindeutig."
"Seit wann ist Ferraro tot?"
"Seit gestern Abend. Der Coroner meint, dass Ferraro auf jeden Fall vor Mitternacht starb. Heute Morgen wurde die Leiche von seinem Assistenten Dr. Daly gefunden."
"Ich würde mir den Tatort gerne mal ansehen", meinte ich.
"Nichts dagegen."
Pat führte uns zu den Labors.
Ein ziemlich nervös wirkender Vertreter von Lonbury Electronics bestand darauf, dass auch wir Staubschutz-Overalls anlegten.
"Das ist übrigens Dr. Eric Daly", stellte Pat uns den graugesichtigen Mann mit den flaschendicken Brillengläsern vor.
"Special Agent Jesse Trevellian, FBI", stellte ich mich vor.
Ich deutete auf Milo. "Dies ist mein Kollege Milo Tucker."
"Ich kann mir noch immer nicht vorstellen, dass einer von uns so etwas fertig bringen könnte... Einen Menschen ermorden."
"Einer 'von uns'?", echote ich.
Eric Daly blickte ruckartig auf. "Nun, ich dachte, dass wäre Ihnen klar. Die Zahl der Menschen, die die elektronischen Schranken überwinden können ist begrenzt. Es handelt sich nur um eine Handvoll autorisierter Personen, die mit einer elektronischen ID-Card Zugang zu den Labors besitzt."
Ich hob die Augenbrauen. "Und Sie meinen, dass einer von denen der Mörder sein muss."
"Liegt das nicht auf der Hand?"
"Ich nehme an, Sie gehören auch zu diesem auserwählten Kreis?"
"Das ist richtig. Eine Liste der Verdächtigen stellt das Personalbüro von Lonbury Electronics gerade für Ihre reizende Kollegin vom Police Department zusammen. Sie können sicher eine Kopie bekommen..."
Daly führte uns dann durch verschiedene Schleusen und Korridore zum Tatort.
Die Kollegen der Scientific Research Division waren noch bei der Arbeit.
"Woran arbeitete Dr. Ferraro genau?", wandte ich mich an Daly.
"Mikroelektronische Steuerungssysteme", sagte er.
"Das ist sehr allgemein."
"Genaueres werden Sie von mir nicht erfahren. Jedenfalls nicht, so lange mich die Führungsetage von Lonbury nicht ausdrücklich dazu ermächtigt, Ihnen etwas zu den laufenden Projekten zu sagen..."
Ich blickte mich in dem Labor um. Die Stelle, an der Ferraro zusammengebrochen war, hatten die Kollegen mit Kreide markiert.
Wenig später erläuterte uns einer der Erkennungsdienstler vom SRD, wie die Anlage manipuliert worden war.
"Es war Mord, Jesse", bekräftigte Pat die Ausführungen des Kollegen. "Daran kann es keinen vernünftigen Zweifel geben."
Pats Handy schrillte.
Sie griff zum Apparat, nahm ihn ans Ohr und sagte zweimal kurz hintereinander "Okay".
"Neuigkeiten?", erkundigte ich mich.
Sie nickte.
"Wir wissen jetzt, wer außer Ferraro gestern zur fraglichen Zeit noch im Labor gewesen ist... Wollt ihr an dem Verhör teilnehmen, Jesse?"