Читать книгу Sechsmal Mord für den Strand: Sechs Kriminalromane - Pete Hackett - Страница 7
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Dr. Alex Ferraro knüllte den Zettel zusammen. Jemand musste ihn durch den Belüftungsschlitz in seinen Spind hineingeschoben haben.
'22.30 im Labor!', hatte auf dem Zettel in ungelenk wirkenden Druckbuchstaben gestanden. Darunter und etwas kleiner der Zusatz: 'Wir müssen reden...'
Alex Ferraro zerriss den Zettel sorgfältig und ließ die Fetzen in den Papierkorb segeln.
Verdammt!, dachte er. Musste das unbedingt jetzt sein sein? Nach diesem Tag?
Ferraro kratzte sich nachdenklich am Kinn, das von einem grauen Stoppelbart bedeckt wurde.
Er hatte gerade eine strapaziöse Sitzung mit dem Vorstand von Lonbury Electronics hinter sich. Ihm rauchte immer noch der Kopf. Ferraro arbeitete in der wissenschaftlichen Entwicklungsabteilung der aufstrebenden Firma im Osten von Queens. Sein Spezialgebiet waren elektronische Steuerelemente und Relais von mikroskopischer Größe. Ferraro hatte schon auf diesem Gebiet promoviert und galt mittlerweile als eine der größten Kapazitäten im Bereich der Mikroelektronik.
Er hatte den Labortrakt des Lonbury Central Buildings an diesem Abend eigentlich nur deswegen noch einmal betreten, weil er den Regenmantel mit den Wagenschlüsseln aus seinem Spind holen musste, bevor er nach Hause fahren konnte.
Ferraro schloss den Spind wieder.
In einem Schrank auf der anderen Seite des Umkleideraums hingen die hauchdünnen, weißen Staubschutzoveralls, die jeder tragen musste, der die Labors von Lonbury Electronics betrat. Schon winzige Staubmengen hätten ansonsten dafür sorgen können, dass die Prototypen hochmoderner Mikrochips nicht mehr funktionierten.
Ferraro streifte den Overall über, dann verließ er den Umkleideraum und passierte mit Hilfe seiner ID-Card ein System von Schleusen.
Auf den Korridoren traf er niemanden mehr.
Nicht um diese Zeit.
Er erreichte das eigentliche Labor, ein Raum, in dem Dutzende von Computern und Schaltkonsolen standen. Durch ein Sichtfenster getrennt war ein Raum zu sehen, in dem elektronisch gesteuerte Roboterhände mit unglaublicher Präzision arbeiten konnten. Jetzt ragten sie wie erstarrt in den Raum. Hier und da leuchteten Kontrolllampen.
Ferraro sah sich um.
"Eric?", rief er.
Ferraro bekam keine Antwort, blickte auf die Uhr.
Ein paar Minuten würde er Eric Daly noch geben. Ferraro tickte nervös mit den Fingern auf einem der Tische herum.
Warum ausgerechnet das Labor als Treffpunkt?
Dann fiel Ferraros Blick auf eine der Kontrollanzeigen.
Da stimmte etwas nicht...
Ferraro trat an die Anzeigen heran, runzelte die Stirn.
Ein Stromausfall, ging es ihm siedend heiß durch den Kopf. Es musste hier vor kurzem einen Stromausfall gegeben haben. Aber angesichts der Tatsache, dass das Labor über mehrere eigenständige Notsysteme verfügte, war das eigentlich so gut wie unmöglich.
Ferraro berührte einen der Schalter.
Ein grellweißer Blitz zuckte aus der Schaltkonsole heraus, tanzte Ferraros Arm bis zur Schulter empor. Das schüttere Haar stellte sich auf, Ferraros Hand schien an der Konsole zu kleben.
Er zitterte heftig, wie von grausamen Krämpfen geschüttelt. Es gab nichts, was er gegen die Kontraktionen seiner Muskeln tun konnte.
In diesem Moment trat ein Mann durch eine Schiebetür ein, die zu einem bis dahin geschlossenen Nebenraum führte, der als Lager für elektronische Bauteile diente.
Der Mann lächelte kalt, während er beobachtete, wie Ferraro hilflos an der Schaltkonsole hing.
Er wartete.
Dann trat er an eine andere Konsole heran, legte einen Schalter um.
Das zischende Geräusch verstummte.
Ferraro fiel zu Boden und blieb reglos liegen.
Sein Mörder trat an ihn heran, kniete kurz nieder, um zu überprüfen, ob der Elektroniker auch wirklich tot war.
Dann erhob der Mörder sich und verließ das Labor.