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Kurz nachdem Case Bill Murphy verlassen hat, kommt Tim Cooley, der Schiedsmann, mit finsterem, starrem Gesicht die Straße vom Big Nugget her. Er wirft Bill einen schiefen Blick zu und betritt den Store.

Einen Augenblick später verlässt Mary die Hütte ihres Vaters und kommt schnell die Straße entlang. Sie geht ebenfalls in den Store.

Zwei Minuten später kommt sie mit dem Schiedsmann wieder heraus und geht mit ihm zu der eigenen Hütte zurück.

Bill Murphys brütender Blick folgt ihnen. Er versucht sich klarzumachen, dass es ihn nichts angehe, was sie mit der Verfügung über den Claim tut. Was bedeutet ihm überhaupt das Mädel? Sie ist nichts weiter als eine Zufallsbekanntschaft.

Er steht auf und reckt sich. Es hat keinen Sinn, über Dinge nachzudenken, die man nicht ändern kann.

Er will nur solange bleiben, bis Tom Crocket die Idee aufgegeben hat, ihn von hier zu vertreiben. Doch wenn er bleiben will, muss er essen, und er braucht einen Platz, wo er schlafen kann. Er muss Arbeit finden.

Plötzlich spürt er eine gewisse verwegene Sorglosigkeit und geht zur Poststation. Ben Cox spricht eben mit dem Miner mit dem schwarzen Bart und den funkelnden Augen — Barney Fox.

Sie haben ihr Gespräch abgebrochen und starren ihn mit kalten Blicken an. Barney Fox hat unter einem Auge eine dunkle Beule. Das ist wohl ein Erinnerungsstück an den nächtlichen Überfall.

„Sprechen Sie, aber machen Sie es kurz. Für Leute wie Sie habe ich wenig Zeit“, murrt der Posthalter.

„Das mag sein“, erwidert Bill ruhig. „Als ich hier ankam, haben Sie mir einen Posten als Fahrer angeboten. Wenn dieser Posten oder eine andere Arbeit bei Pferden noch zu haben ist, würde ich ihn gerne annehmen.“

Ben Cox starrt ihn an, als habe er nicht richtig gehört.

„Sie?“, bricht er schließlich los. „Ausgerechnet Sie bitten mich um Arbeit? Von allem verrückten Unsinn, den ich je gehört habe, ist das ...“

„Wirklich?“, unterbricht Bill ihn. „Warum?“

„Glauben Sie im Ernst, ich lasse einen Crocket-Mann für mich arbeiten?“, stößt Ben Cox wütend heraus. „Das ist doch eine Riesenfrechheit, Mister! Und wenn ich tausend Männer brauchte, würde ich keinen nehmen, der je in Crockets Sold gestanden hat.“

Bills Blick senkt sich.

„Ich musste erst eine Weile bei Crocket arbeiten, um die Wahrheit zu erkennen. Kann man mir das verdenken?“

Barney Fox grinst spöttisch.

„Sie haben es wohl in der vergangenen Nacht etwas zu rau gefunden?“

Bill starrt ihn an.

„Nein, ich habe schon früher Prügel bezogen. Ich frage mich jetzt, ob Ihr blaues Auge von mir stammt?“

Barney Fox spuckt verächtlich aus.

„Ich habe den Jungs gleich gesagt, dass Crockets Männer nicht annähernd so hart sind, wie sie gern sein möchten. Sie sind nichts als ein Rudel von Kojoten, die hinter einem anderen Kojoten herlaufen, der sich für einen Wolf hält.“

Eine frostige Starrheit erscheint in Bills Blick. Aber er kämpft den Jähzorn nieder, der brennend in ihm hochsteigt.

„Davon weiß ich nichts.“

Er sieht wieder Ben Cox an.

„Ich möchte die Arbeit wirklich gern, Freund, und es wird Ihnen nicht leidtun.“

Ben Cox sieht Bill lange an und schüttelt den Kopf. Sein Tonfall und seine ganze Haltung sind jetzt sanfter geworden.

„Ich habe Ihnen eine Chance gegeben — damals. Aber Sie haben sich der falschen Seite angeschlossen.“

Bill wendet sich mit einem Achselzucken ab.

Im gleichen Augenblick steckt ein Mann den Kopf durch die Tür und ruft aufgeregt:

„Komm schnell, Ben! Hier ist Bob Porter. Er ist eben in die Town geritten. Schwer verwundet!“

„Bob Porter!“, ruft Ben Cox, plötzlich stockheiser. „Der Goldkurier? Barney — guter Gott — meinst du ...“

Ben Cox stürzt mit Barney Fox durch die Tür, und Bill folgt ihnen.

Ein Pferd hält vor der Poststation. Ein Mann sitzt zusammengekauert im Sattel, und obwohl er sich mit beiden Händen am Sattelhorn festhält, schwankt er hin und her. Diese Hände und die Vorderseite seines Hemdes sind blutverkrustet.

„Bob!“, schreit Ben Cox. „Mann, was ist geschehen? Barney, pack zu!“

Sie wollen ihn aus dem Sattel heben, aber der Mann schüttelt langsam und unsicher den Kopf.

Seine Stimme ist kaum mehr als ein Krächzen, und sie scheint aus weiter Ferne zu kommen.

„Nein — meine Zeit ist um. Zwei haben mich angefallen, kurz nach Tagesanbruch — maskiert — aus dem Hinterhalt. Ich — hatte keine Chance. Beim ersten Schuss ging bei mir das Licht aus — dann wachte ich auf und hing im Sattel — mein Pferd ist allein weitergelaufen, und ich konnte nur ...“

Er beginnt im Sattel zu schwanken. Barney Fox und Ben Cox stützen ihn.

„Was ist mit den Packpferden, Bob?“, drängst Barney Fox. „Die Packpferde mit dem Gold?“

Das leise Krächzen scheint aus noch weiterer Ferne zu kommen.

„Weiß nicht — weiß nicht ...“

Mit einem Mal scheint die letzte Kraft aus dem Mann herauszuschmelzen. Er ist nur noch ein schlaffes Bündel, als ihn die beiden Männer auffangen. Sein Kopf sinkt zur Seite — er ist tot.

Bill Murphy schaut zu, wie die beiden den Goldkurier in die Poststation tragen, und geht dann zu den Crocket-Hütten. Er fragt nach Jack Case und erfährt, dass dieser vermutlich im Big Nugget sei.

Case sitzt an einem Pokertisch und schlägt mit einer Patience die Zeit tot.

Bill lässt sich neben Case auf einen Stuhl sinken.

„Spiel ruhig weiter, Jack“, brummt er, „während du zuhörst. Was hältst du von der Sache?“

Bill berichtet, was er bei der Poststation gesehen und gehört hat.

Cases Bewegungen beim Kartenablegen werden immer langsamer.

„Zwei?“, fragt er leise. „Zwei haben den Goldkurier überfallen und sind mit dem Schatz entkommen? Und ich habe zwei Mann aus der Town reiten sehen: Kit Sanders und Curly Bolan. Wohin?“

„Und zwei haben an dem Tag, an dem ich hier ankam, die Post überfallen. Jack, der Zusammenhang wird immer klarer.“

„Für mich zu klar“, gab Case gedehnt zurück. „Ich weiß, wann ich genug habe. Du bist mit Tom bereits fertig — und ich jetzt auch. Vielen Dank für die Nachricht!“

Eine Tür fliegt auf.

Ein Mann an der Bar, der eben über einen Scherz des Barkeepers gelacht hat, bricht mit einem keuchenden Laut ab. Bills Kopf fliegt herum.

In der offenen Tür von Tom Crockets Nebenzimmer steht ein rothaariger, rotbärtiger Riese, dessen Augen in wilder Mordlust funkeln.

Bully Girard!

Eben setzt er eine abgesägte Schrotflinte an die Schulter und richtet den Doppellauf auf Bill Murphy und Jack Case.

Bills Reaktion ist instinktiv und blitzschnell — ein Ergebnis der rauen, gefährlichen Jahre seiner Vergangenheit. Mit einem wuchtigen Ruck der einen Hand wirft er den Tisch hoch und stößt ihn um. Gleichzeitig schlägt er Jack Case rücklings aus dem Stuhl und lässt sich im selben Augenblick seitlich fallen.

Der Schuss aus Bully Girards Schrotflinte kracht donnernd durch den Raum.

Gesetz der Banditen: Western Bibliothek 15 Romane

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