Читать книгу Gesetz der Banditen: Western Bibliothek 15 Romane - Pete Hackett - Страница 39
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Bill hat nicht die geringsten Sympathien für Les Jarden. Im Gegenteil, ihm erscheint dieser Mann verächtlicher als Curly Bolan oder die anderen.
Bolan hat nie so getan, als sei er etwas anderes als ein verräterischer, heimtückischer Killer. Aber Les Jarden hat die Rolle des anständigen Mannes gespielt, um zu spionieren und die ehrlichen Männer zu verraten, die ihn als einen der ihren anerkannten.
Aber einmal hat Bill gesehen, wie Mary Winters mit Les Jarden Arm in Arm im Sternenschimmer spazieren gegangen ist. Nicht dass sie an Jarden wirklich interessiert gewesen wäre. Aber irgendwie ahnt Bill, wie hässlich für ein Mädchen wie Mary der Gedanke, sein muss, dass Les Jarden mit einem Strick um den Hals sterben soll ...
Bill schlendert zum Big Nugget. Dort wird sich Les Jarden höchstwahrscheinlich aufhalten.
Wieder schlägt ihm das Hämmern des Klaviers entgegen. Die Melodie hat diesmal etwas unheimlich Drängendes und Verzweifeltes an sich.
Kurz bevor Bill den Saloon erreicht, bricht das Spiel ab, und als er die Pendeltür auseinanderdrückt, ist Burnleys Platz am Klavier leer.
Seltsamerweise ist auch der Saloon leer — bis auf den Barkeeper.
Bill geht am Tresen entlang. Der Keeper beäugt ihn vorsichtig.
„Sanders und Crocket?“, fragt Bill barsch. „Was von ihnen gehört?“
Frank, der Barkeeper, schüttelt den Kopf und grunzt:
„Nicht, seit Sie zum letzten Mal nach ihnen gesucht haben. Eine teuflische Situation. Wenn sich nicht sehr bald etwas tut, ziehe ich den Schurz aus und mache mir einen guten Tag.“
„Das könnte sehr weise sein“, meint Bill. „Ist Jarden da?“
„In der letzten Stunde nicht. Und wenn er klug ist, kommt er auch nicht wieder. Tod Burnley hat viel von dem Mann hingenommen — so viel er nur ertragen konnte. Und jetzt möchte ich Ihnen noch etwas sagen: Tod Burnley ist ein sehr anständiger, kleiner Mann, und er ist der ...“
Zwei Schüsse unterbrechen ihn. Sie klingen gedämpft und schwer von draußen herein — von der Rückseite des Gebäudes her.
Bill wirbelt herum und geht wachsam und gespannt zur Tür.
Hinter ihm seufzt der Keeper:
„Ich schätze, jetzt ist es so weit. Habe das schon lange kommen sehen. Ich wollte Ihnen vorhin sagen, dass Tod Burnley ein verdammt guter Mann und seine Tochter Tess ein verdammt gutes Mädel ist — auch wenn sie als Tanzgirl arbeitet. Yeah, ein viel zu gutes Mädel, um von Jarden entführt zu werden. Tod Burnley hat Jarden immer wieder aufgefordert, Tess in Ruhe zu lassen — aber Jarden musste es wohl auf die harte Art lernen, seine Finger von dem Mädel zu lassen.“
Die Schüsse locken wie immer Männer herbei.
Als Bill aus dem Saloon kommt und die hintere Ecke erreicht, hat sich schon eine Menge bei einer zusammengekrümmt liegenden Gestalt gesammelt.
Einer der Miner kniet neben dem Mann und richtet sich gerade wieder auf. Sein Gesicht ist dunkel und verzerrt.
„Les Jarden ist so tot, wie nur einer sein kann“, brummt er. „Wieder einer der Unsrigen, der von Crockets Bande umgebracht wurde. Und dort steht der Mann, der es getan hat,“
Etwas abseits bemerkt Bill die zwergenhafte Gestalt des Klavierspielers Tod Burnley. In der Hand hält er einen kurzläufigen, großkalibrigen Derringer.
Burnleys Gesicht ist ausdruckslos. In einer ruhigen und würdevollen Haltung steht er da.
Die Miner rücken drohend gegen ihn vor, doch Bill tritt vor und hält sie mit ausgebreiteten Armen auf.
„Nur mit der Ruhe!“, warnt er. „Es gibt noch Dinge, die ihr nicht wisst. Les Jarden hat nur einen Miner gespielt, in Wirklichkeit war er Crockets Spion. Er hat sich in eurer Mitte bewegt und sich als guter Freund von Clem Winters ausgegeben — nur, um ihn an Tom Crocket zu verraten. Das weiß ich, und wenn ihr mir nicht glaubt, dann fragt Ben Cox und Barney Fox. Sie werden euch dasselbe sagen.“
Die Goldgräber zögern.
Einer knurrt:
„Wenn dieser Jarden zu Crocket gehört, warum hat ihn dann dieser Mann niedergeschossen, he?“
„Das könnte eine persönliche Angelegenheit sein“, gibt Bill zurück.
Er schaut Burnley an, und dieser erwidert den Blick.
„Jeder Mann hat das Recht, die Sauberkeit seiner Familie zu schützen. Auch einem Klavierspieler dürfte es zustehen, sich gegen einen Verbrecher mit der Waffe zu wehren. Ich stehe zu dem, was ich getan habe. Hier ist meine Waffe.“
Er hält Bill den Derringer mit dem Griff voran hin.
Aber Bill schüttelt den Kopf.
„Behalten Sie das Ding.“
Tod Burnley — immer noch von einer seltsam ruhigen Würde umhüllt, die ihn größer erscheinen lässt, als er wirklich ist — neigt leicht den Kopf.
„Danke“, sagt er ruhig.
Dann dreht er sich um und geht davon ...
Überall in der Town flammen jetzt Lichter auf.
Bill geht auf die drei Hütten zu, in denen Crocket und seine Männer gehaust haben.
Zwei der Hütten sind dunkel und leer. Mit verhaltenem Atem geht Bill weiter.
Die dritte Hütte — in der Bill einige Tage gewohnt hat — ist zwar dunkel, aber nicht leer. Bill riecht den Tabakduft, der durch die offene Tür weht.
Vorsichtig bleibt er stehen. Die Rechte lässt er an den Griff des Colts gleiten.
„Wer ist da drinnen?“ Hell und scharf peitscht seine Stimme durch die Nacht.
Die Antwort klingt kalt und ruhig.
„Cooley.“
„Allein?“
„Allein. Kommen Sie ruhig herein; anscheinend warten wir beide auf denselben Ehrenmann.“
Bill schiebt sich über die Schwelle. Er sieht die Glut von Cooleys Zigarette und setzt sich auf den Rand eines Bettes.
„Sie sind anscheinend sicher, dass Crocket zurückkommt.“
Heiser lacht Cooley auf.
„Er wird zurückkommen, aber nicht, um dazubleiben. Er hat eine große Schwäche: Er ist gierig wie die Hölle. Er wird bestimmt das Gold aus den Schlemmkästen haben wollen.“
„Dann wird er eine große Enttäuschung erleben“, sagt Bill gedehnt. „Das Gold ist bereits bei seinem rechtmäßigen Eigentümer — bei Clem Winters.“
Wieder lacht Cooley rau auf.
„Dann haben Sie also die Verfügung durchgesetzt, wie? Das ist ein wirklicher Witz für Tom Crocket, denn diese Verfügung sollte nie auch nur den geringsten Wert erlangen.“
„Dann hat also Richter Ormond mit Crocket zusammengespielt?“, fragt Bill ungläubig. „Er hat Sie als sogenannten Schiedsmann hierhergeschickt, damit ...“
„No, so war's nicht“, unterbricht Cooley und schnalzt mit der Zunge. „Aber Sie dürfen's ruhig erfahren. Die Sache war die:
Der Richter war zwar ein aufrechtes, biederes Kerlchen, aber er war nicht gerade die Tapferkeit in Person. Besonders hatte er Dampf vor seinem Bruder, einem gewissen 'Karten-Dan“. Dieser war das schwarze Schaf der Ormond-Familie, und der Richter wusste, wie gewalttätig sein Bruder war. Darum zog er auch den Kopf ein, als Karten-Dan mich ihm vorstellte — als den Mann, der Ruhe und Ordnung in das Camp Missoula-Gulch bringen konnte.
Karten-Dan behandelte seinen Bruder so lange, bis der Richter ein Papier ausschrieb, in dem er mir gewisse Vollmachten als Schiedsmann von Missoula-Gulch übertrug. Well, der gute Ormond hat ganz nett geschwitzt, aber lebensmüde war er nicht. Und Karten-Dan versprach ihm, zurückzukommen, wenn er irgendetwas über den neuen Schiedsmann von Missoula-Gulch in die Öffentlichkeit blasen würde.
Der Richter musste seinen Bruder wirklich verdammt gut kennen, denn er blieb stumm wie ein Fisch, wenigstens eine Zeit lang — bis Karten-Dan ihn erneut aufsuchte, um ihn an sein Versprechen zu erinnern. Der arme Richter zauberte einen Derringer aus seiner Zigarrenkiste hervor, aber gegen seinen Bruder kam er nicht an. Herzschuss. Ormond hatte einen schnellen Tod ...”
Bills Gesicht wirkt wie aus Stein gehauen.
„Richter Ormond ist tot?” quetscht er tonlos hervor. „Und wie kam das mit der Verfügung zustande?”
Cooley schnippt mit den Fingern.
„Die hatte der Richter bereits kurz vor Karten-Dans letztem Besuch ausgeschrieben. Dan fand sie auf dem Schreibtisch liegen, sie fiel ihm direkt ins Auge — von Ormond unterschrieben, fertig für den Postweg. Karten-Dan brachte sie Crocket, und dieser schickte den Mann zurück nach Timber Lodge, wo er den Brief mit der Verfügung ganz ordnungsgemäß mit der Post aufgeben sollte. Ein kleiner Scherz von Crocket, mit dem er allerdings eine bestimmte Absicht verfolgte.”
„Ein übler Scherz”, stößt Bill heraus, „der Crocket das Genick brechen wird. Wo stecken Crocket und Sanders jetzt?”
„Irgendwo in den Shoshone-Mountains, wo sie alles für die Flucht vorbereiten. Tom hat im Wald einen kleinen Corral, in dem immer Pferde mit allem Nötigen bereitstehen. Trotz seiner großen Worte war er immer zur Flucht bereit.”
Bill legt den Kopf schief.
„Sie sind sicher, dass er trotzdem noch einmal kommt?”
Cooley stößt einen heiseren Laut aus. „Sonst säße ich nicht hier, sondern auf seiner Fährte.”
„Aber wenn er kommt, hat er bestimmt Kit Sanders bei sich, und Sanders ist verdammt schnell mit dem Colt.”
Cooley schlägt mit der Rechten klatschend gegen das tief hängende Holster.
„Ich auch”, sagt er. „Aber falls es mich doch erwischen sollte — hier ist noch eine kleine Information: Andy Carr hat den Entdeckungsclaim nie an Tom Crocket verkauft. Dieser Kaufvertrag ist von Karten-Dan geschrieben und unterzeichnet worden.”
„Wo ist Andy Carr jetzt, und was ist aus ihm geworden?“
Cooley lacht rau.
„Das können Sie sich selbst ausrechnen, wie?”
Bill tritt zur Tür.
„Sie haben vielleicht eine lange Wartezeit vor sich, Cooley.”
„Dieses Warten macht mir wirklich nichts aus — ganz gleich, wie kalt es werden wird”, antwortet Cooley.