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In der Hütte dreht sich Tim Cooley wieder eine Zigarette. Er hat während seiner einsamen Wache schon viele geraucht.

Dann gedämpfter Hufschlag in der Nacht!

Cooleys Finger werden still. Schließlich lässt er Papier und Tabak fallen. Er steht vom Bett auf und tritt in die Mitte des Raumes.

Das Quietschen von Sattelleder ist zu hören. Dann leises Stimmengemurmel, als die Männer absteigen.

Endlich erscheint eine Gestalt im Türrahmen. Tom Crocket hält plötzlich inne, als er den Tabakrauch wittert.

Seine Stimme klingt gepresst.

„Wer ist da?“

„Cooley“, lautet die kalte Antwort. „Zwinkere mit keinem Lid, Tom. Ich hab mein Rohr auf dich gerichtet.“

Crocket erstarrt. Seine Stimme wird dünn vor Spannung.

„Was ist denn los, Tim? Was soll der Revolver bedeuten? Zum Teufel, Mann, ich habe Pläne, wie wir alle ...“

„Sicher“, unterbricht Cooley ihn. „Sicher hast du die, Tom. Aber ich habe auch welche, und um dir davon zu erzählen, habe ich auf dich gewartet. Du willst flüchten, ich weiß das. Aber was ist mit meinem Anteil an der Beute?“

„Deshalb bin ich ja hier“, sagt Crocket überredend. „Ich wollte dich suchen. Wir gehen zu den Schlemmkästen und leeren dann den Safe in meinem Office. Dann brechen wir auf. Wir drei — Kit, du und ich — wir teilen alles.“

„Tom“, sagt Cooley scharf, „du lügst nicht einmal gut. Ich habe dir oft genug beim Öffnen des Safes zugeschaut, dass ich ihn selbst aufsperren kann. Nachdem du so plötzlich und geheimnisvoll verschwunden bist, habe ich da mal nachgesehen. Und weißt du, was ich gefunden habe? Keine einzige Unze Gold mehr! Und dafür hast du gesorgt.“

Cooleys Colt klickt, als er den Hahn spannt.

„Yeah, du hast das Gold schon herausgeholt“, fährt er in der gleichen ausdruckslosen Art fort. „Und jetzt willst du es aus den Schlemmkästen holen. Well, den Weg kannst du dir sparen. Die Schlemmkästen sind schon von den Leuten geleert worden, die Curly Bolan gelyncht haben. Hier ist nichts für dich mehr außer mir — aber ich bin genug. Du wolltest mich betrügen, Tom, du bist eine schleimige Schlange, die das Leben nicht verdient!“

Kit Sanders hat über Crockets Schulter gespäht und Cooleys Standpunkt nach seiner Stimme festgestellt. Als jetzt die Stimme noch tonloser wird, ahnt er, dass der Mann in wenigen Sekunden schießen wird.

Zollweise zieht er den Revolver hervor und schiebt ihn an Crockets Hüfte vorbei. Als Cooleys letzte Worte mit betonter Schärfe erklingen, drückt er ab.

Kit Sanders hat noch nie einen so riskanten Schuss abgefeuert, aber auch keinen, der besser sein Ziel erreichte. Seine Kugel trifft Cooley mitten in die Brust.

Der Anprall wirft Cooley zurück. Langsam sinkt er in sich zusammen.

Er schießt dreimal, aber Sanders' Kugel hat bereits die Funktion der Muskeln gestört. Die Kugeln gehen fehl.

Crocket empfindet überströmende Erleichterung. Er reißt seine eigene Waffe heraus und jagt mehrere Schüsse in die dunkle Hütte.

Dann dreht er sich scharf um und ruft:

„Das riecht verdammt nach einer Falle, Kit! Fort von hier!“

Bill und Case haben die Mainstreet der Missoula-Gulch gerade erreicht und überqueren sie in Richtung auf die einzeln stehenden Hütten, da peitschen Schüsse durch die Nacht.

Die beiden stürzen auf die Hütte zu.

Ein Pferd wiehert nervös in der Dunkelheit, und Crocket ruft gerade:

„Fort von hier, Kit!“

Ein Pferd beginnt zu galoppieren, und Bill ruft:

„Wozu die Eile, Tom?“

Crockets Antwort ist ein Fluch. Und dann peitschen wieder Schüsse durch die Dunkelheit.

Neben Bill knickt Jack Case ein und stöhnt leise. Er flucht gepresst und drängt dann:

„Weiter, Bill, es ist nur das Bein!“

Bill eilt weiter und wäre beinahe von zwei Pferden niedergerannt worden. Der Stiefel eines Mannes streift ihn, und der Stoß bringt ihn aus dem Gleichgewicht, dass er beinahe gestürzt wäre.

Gleichzeitig flammt ihm das Mündungsfeuer eines Revolvers ins Gesicht. Obwohl seine Augen noch geblendet sind, jagt er Schuss um Schuss hinter den fliehenden Reitern her.

Als er wieder sehen kann, läuft er auf die Hütten zu und brüllt:

„Tim Cooley!“

Er hat wenig Hoffnung, Antwort zu bekommen. Die Hütte ist noch von beißendem Pulverdampf erfüllt.

Dann hört er aber doch ein leises Geräusch und eine ebenso leise Stimme.

„Murphy, sind Sie das, Murphy! Der Scherz geht auf meine Kosten. Ich hätte zuerst schießen sollen und ... und dann reden. Aber ich wollte Crocket wissen lassen, von ... von wem er die Kugel bekommt. Sanders, der verfluchte Hund, hat ... hat nach dem Klang meiner Stimme geschossen.“

Bill findet den Körper am Boden und kauert sich neben ihm auf die Knie.

„Halten Sie aus, Mann!“, drängt er. „Ich mache Licht.“

„Nicht nötig“, erklingt die Antwort schwach, aber zugleich seltsam fest. „Wohin ich gehe, findet ... findet mich kein Licht mehr. Setzen Sie lieber den beiden nach.“

Er schweigt und spricht erst nach einer Weile wieder.

„Es ist Nacht, Fährten sind schwer zu verfolgen — versuchen Sie es mit dem Weiß-Wasser — durch den Blizzard-Pass. Sie haben mich um meinen Anteil betrogen. Ich ... ich war ein schlechter Schiedsmann — bis zuletzt. Ich hätte zuerst schießen sollen ...“

Bill richtet sich auf und zündet die Lampe an. Jetzt kann er wieder deutlich sehen.

Tim Cooley ist übel zerschossen. Bill denkt, er sei schon tot, aber noch einmal regt sich in ihm das Leben.

„Weiß-Wasser“, flüstert Cooley. „Am Oberlauf! Dort hat er die Beute versteckt. Die Höhle am ... Weiß-Wasser! Weiß-Wasser, Murphy — dort — viel Glück ...“

Tim Cooley stößt einen letzten Seufzer aus.

Bill eilt ins Freie. Er hört Männer rufen.

Jack Case flucht irgendwo in der Dunkelheit. Bill findet ihn, nimmt ihn über die Schulter und trägt ihn zur Poststation.

Während Ben Cox dem Verwundeten erste Hilfe leistet, macht sich der Posthelfer auf die Suche nach Doc Beals, einem alten Säufer, der aber noch eine erstklassige chirurgische Arbeit leistet, wenn er einigermaßen nüchtern ist.

Während Bill noch berichtet, kommen Fox, McCord und auch Clem Winters.

„Wir jagen ihnen mit einem Aufgebot nach!“, schlägt Fox vor.

Bill lehnt ab.

„Barney — das ist Arbeit für einen Einzelnen, und ich nehme sie auf mich.“

„Warum gerade du, Bill?“, schnauft Clem Winters. „Du hast deinen Teil schon getan. Sollen es doch die tun, denen das Gold geraubt wurde. Du hast doch keines verloren.“

Bill schüttelt den Kopf.

„Sie haben mir Jack zusammengeschossen und außerdem ist das eine Sache zwischen Crocket und mir. Wenn er jetzt entkommt, hat er gesiegt, und das würde mir nie Ruhe geben. Kennt jemand einen Fluss namens Weiß-Wasser?“

Tim McCord weiß Bescheid.

„Östlich des Blizzard-Passes gibt es einen Creek, der so heißt. Er läuft durch einen tiefen, engen Canyon am Südhang der Shoshone-Mountains.“

„Gibt es am Oberlauf des Weiß-Wassers eine Höhle?“

Tim McCord zuckt die Achseln.

„Das ist anzunehmen. Die Canyonwände sind steil und zerklüftet.“

„Ben, kann ich das Pferd wieder haben?“, fragt Bill.

„Klar, zum Teufel!“

Bill tritt an die Bettkoje, auf die man Jack Case gelegt hat, und ergreift seine Hand.

„Mach deine Sache gut, Jack“, murmelt er. „Du wirst bald wieder gesund sein.“

„Sicher, Bill. Ich wollte, ich könnte mit dir reiten. Mach nicht den gleichen Fehler wie Cooley.“

„Ich werde mit etwas anderem als Worten reden.“

Ben Cox und McCord begleiten Bill in den Stall, und McCord macht ihm unterwegs noch genauere Angaben. Dann schwingt sich Bill in den Sattel.

„Ich sehe euch bald wieder, Leute!“, ruft er.

„Verdammt, Bill, ich sehe es ungern, dass du allein reitest“, tadelt Ben Cox. „Es ist ein höllisch übles Paar, hinter dem du her bist.“

„Ich weiß, was ich tue, Ben“, erklärt Bill. „Ein Mann, der sich auf sein Geschäft versteht, leistet mehr als ein Dutzend, die es nicht verstehen. Er kann schneller und unauffälliger reiten. Macht euch keine Sorgen.“

„Ich mache mir aber doch welche“, murmelt Ben Cox. „Solange, bis ich dich wiedersehe. Viel Glück, Bill!“

Gesetz der Banditen: Western Bibliothek 15 Romane

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