Читать книгу Gesetz der Banditen: Western Bibliothek 15 Romane - Pete Hackett - Страница 29

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All diese Handlungen Bills sind instinktiv. Als er sich aber seitlich aus dem Stuhl fallen lässt, arbeiten seine Gedanken schon wieder.

Die Schrotflinte Bully Girards hat noch einen zweiten Lauf, und Girard braucht den Lauf nur ein wenig zur Seite zu rücken und die zweite Ladung abzufeuern.

Mit wütendem Erstaunen stellt Girard fest, dass sein vermeintlich todsicherer Schrotschuss nur die Kante des hochgestoßenen Pokertisches getroffen hat. Ein Regen von zerplittertem Holz und zerfetztem Filztuch stiebt nach oben.

Ehe er sich fluchend von dem Schock seines Missgeschickes erholt hat, brüllt der schwere Colt in Bill Murphys rechter Hand auf. Es ist ein Schnellschuss — mit dem Wunsch abgefeuert, den Gegner zu verwirren, weniger in der Hoffnung, ihn zu treffen.

Aber die Kugel trifft.

Sie schlägt in Bully Girards linken Arm — gerade unterhalb des gebeugten Ellbogens. Der schmetternde Aufprall reißt Girards stützende linke Hand unter dem Lauf der Schrotflinte weg und lässt die Mündung sinken.

Diese Ladung schlägt keinen halben Yard vor Bully Girards Fußspitzen in den Boden. Er lässt die Flinte fallen und fasst nach dem Revolver.

Bill feuert den zweiten Schuss ruhig und sicher ab.

Girard schwankt, in die Brust getroffen, gegen den Türpfosten und tastet, mit seiner gesunden Hand nach einer Stütze. Er kippt vornüber und schlägt schwer aufs Gesicht.

Bill ist schon auf den Füßen und zerrt Jack Case von den Trümmern des Tisches weg.

„Bist du all right, Jack?“

„All right“, murmelt Case.

Wut verzerrt plötzlich Bills Gesicht. Er schießt hoch und stürmt zur offenen Tür des Nebenzimmers. Ohne einen Blick auf den Liegenden zu werfen, springt er über ihn hinweg. Er ist für alles bereit, was hinter der offenen Tür lauern mag.

Aber der Raum ist leer.

Bill dreht sich blitzschnell und schiebt neue Patronen in die Trommel.

Der Barkeeper starrt ihn an, sein Gesicht ist kalkweiß.

„Wo ist Crocket?“, ruft Bill schneidend.

Der Barkeeper zückt mit den Schultern und fährt sich mit der Zunge über die trockenen Lippen.

„Nicht hier. Er ist vor einer guten Stunde weggegangen.“

„Wohin?“

„Weiß nicht. Er hat es nicht gesagt.“

Bill sucht den Raum mit einem wütenden Blick ab.

Die Tür öffnet sich.

Tim Cooley, der Schiedsmann, tritt herein.

Er wirft einen scharfen Blick auf den umgeschlagenen Pokertisch und auf Bully Girards stille Gestalt, bis sein Blick schließlich auf Bill haften bleibt.

„Was geht hier vor?“, fragt er mit schnarrender Stimme. Er deutet mit dem Kopf auf Girard. „Sind Sie dafür verantwortlich?“

„Sicher, er hat die Vorstellung eröffnet“, erwidert Bill kalt.

„Das behaupten Sie. So wie Bully aussieht, wird er seine Story nicht mehr erzählen können.“

„Dann glauben Sie es oder lassen Sie es sein!“ Bills Stimme klingt scharf.

Cooleys Augen flackern und richten sich auf den Barkeeper.

„Wie hast du es gesehen, Frank?“

„Sprich die Wahrheit“, warnt Bill ihn. „Sonst helfe dir Gott!“

Der Barkeeper zieht den Kopf ein und zuckt die Achseln.

„Bully kam schießend aus der Tür, Tim — und er war einfach nicht schnell genug, das ist die Wahrheit.“

„Zufrieden?“, fragt Bill den Schiedsmann. „Übrigens — seit wann markieren Sie den Gesetzeshüter?“

Cooley antwortet nicht, sondern tritt zu Girard hinüber.

Bill winkt Case mit dem Kopf. Als sie auf die Straße treten, sagt Case fast ehrfurchtsvoll:

„Mann! Jetzt weiß ich, warum Crocket dich auf seiner Seite haben wollte. Es war ein Fehler von ihm, dich nicht zu halten.“

„Er hätte mich nicht halten können“, erwidert Bill. „Er ist eine betrügerische, schurkische Ratte, und jetzt hole ich ihn mir.“

„Ich bin ein kleiner Fisch“, meint Case. „Ich wollte eigentlich das Camp verlassen, aber jetzt möchte ich doch noch ein wenig bleiben. Vielleicht könnte ich irgendwo behilflich sein. Ich werde ein bisschen herumschauen und herumhören. Bill — halt die Ohren steif!“

Bill schlendert wieder zur Poststation und trifft Ben Cox glücklicherweise allein an.

Der Postagent beginnt sofort wütend zu schnauben, aber Bill sagt schnell:

„Cox, wir beide müssen etwas besprechen. Ich habe einen Vorschlag, und Sie werden ihn sich anhören.“

„Nicht interessiert!“, knurrt Ben Cox. „Habe Ihnen das doch schon klargemacht, Murphy.“

„Trotzdem werden Sie mich anhören“, erklärt Bill entschieden. „Begreifen Sie es doch endlich, dass ich kein Crocket-Mann mehr bin. Wenn Sie einen Beweis dafür wollen, dann erkundigen Sie sich bitte, was eben im Big Nugget geschehen ist.“

Der stämmige, kleine Postagent starrt Bill aus zusammengekniffenen Augen an.

„Mir war es, als hätte ich vor kurzem Schüsse gehört. Was ist passiert?“

„Bully Girard ging mit einer abgesägten Schrotflinte auf mich los. Ein hübscher Trick, aber er hat nicht geklappt.“

„Wo ist Girard jetzt?“

„Tot. Sicher hat ihn Crocket auf mich gehetzt, denn er hat mir etwas Ähnliches in Aussicht gestellt.“

Bill berichtet, und Cox schnaubt spöttisch.

„Weshalb sind Sie denn aneinandergeraten? Hat er die Beute Ihrer Ansicht nach nicht fair genug verteilt?“

Bill lässt seinen Kopf von einer Schulterseite zur anderen rollen.

„Herrgott, schenke mir Geduld!“, knirscht er. „Ich dachte wirklich, Sie seien klug genug, um die Wahrheit zu erkennen, wenn ein Mann sie Ihnen vorpredigt.“

Ben Cox starrt ihn noch einmal lange und forschend an.

„Well, berichten Sie!“

Bill erzählt von seiner früheren Begegnung mit Tom Crocket, von dem Brief, den er erhielt, und von Crockets Vorschlag bei seiner Ankunft in der Missoula-Gulch.

„Wohlgemerkt, ich entschuldige mich nicht“, erklärt Bill. „Aber ich war vollkommen abgebrannt. Ich brauchte Essen, ein Bett und anständige Kleidung. Ein Mann in dieser Verfassung hat nicht immer die richtige Urteilskraft. Damals erschien mir Crockets Vorschlag gar nicht so übel. Die Lage sah so aus, als ginge es um einen ehrlichen Kampf wegen strittiger Claims. Ich habe schon um Weiden gekämpft, deren Besitzrechte fraglich waren, und hier sah die Sache ganz ähnlich aus. Deshalb habe ich auch Crockets Sold angenommen.“

„Das kann ich verstehen. Sprechen Sie weiter!“

„Well, ich habe Dinge gehört und gesehen, die nach meinem Urteil nicht richtig und gerecht waren. Ich erkannte allmählich, dass mich Crocket mit seinen glatten Worten und dem hohen Lohn in ein Spiel besonderer Art hineingezogen hatte.“

„Interessant“, gibt Cox zu. „Aber was soll ich damit anfangen?“

Jetzt berichtet Bill von dem Verdacht gegen Sanders. Er spricht von der leeren Patronenhülse und von der Beobachtung, die Case am heutigen Morgen gemacht hat.

Bei dieser Mitteilung beginnt ein Funke von ehrlichem Interesse in Ben Cox' Augen aufzuglühen.

Cox geht im Raum auf und ab.

„Das ist verdammt logisch gedacht“, gibt er zu. „Aber wir brauchen noch bessere Beweise, wenn wir etwas ausrichten wollen.“

„Richtig. Sie sollten mir eine Chance geben, diese Beweise beizubringen.“

Cox kratzt sich das Kinn.

„Wie wollen Sie das machen?“

Bill atmet auf.

„Einfach genug“, erklärt er. „Dazu brauche ich nur ein Pferd mit Sattel und Zaumzeug.“

Ben Cox streicht sich unschlüssig über die Wangen.

„Und wenn Sie das bekommen — wer will Sie daran hindern, einfach weiterzureiten? Dann sehe ich weder Pferd noch Ausrüstung je wieder, was?“

„Entweder Sie glauben mir, oder Sie glauben mir nicht, Freund“, sagt Bill ruhig. „Ich habe meine Karten offen auf den Tisch gelegt. Alles andere liegt jetzt bei Ihnen.“

Wieder treffen sich ihre Blicke, und nun ist die Feindseligkeit aus Ben Cox' Augen gewichen.

„Ich habe gesehen, wie Sie Kit Sanders zurechtgestutzt haben, als er mit Ad Forsythe zusammen Mary Winters belästigen wollte“, brummt der Postagent. „Sie haben mir deswegen gefallen. Aber später hatte ich Grund, mein Urteil anzuzweifeln. Kurz und gut — wann wollen Sie aufbrechen?“

Bills Augen glänzen.

„Es hat keinen Sinn, es auch nur eine Minute aufzuschieben und die Fährte kalt werden zu lassen.“

„Ausgezeichnet! Sie bekommen, was Sie brauchen.“

Gesetz der Banditen: Western Bibliothek 15 Romane

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