Читать книгу Das Post Mortem Phänomen - Peter M. Sauer - Страница 15

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Marie Siebenkorn ließ sich im Haus verbinden und ging in ihr Zimmer zurück. Es war sehr komfortabel und grenzte mit einer Verbindungstür an die daneben liegende Suite, wo sich ihre Eltern einquartiert hatten. Sie waren schon seit ein paar Wochen hier und Marie erhielt intensive medizinische Hilfe, denn sie litt schon seit Jahren an einer Krankheit, die sie das Leben kosten sollte. Die Ärzte hatten eindeutig eine ALS-Erkrankung diagnostiziert. Bei dieser hinterhältigen Krankheit kommt es fortschreitend und irreversibel zur Schädigung und Zerstörung jener Nervenzellen im Gehirn, die für die Muskelbewegungen verantwortlich sind. Die sogenannte Amyotrophe Lateralsklerose führt unheilbar zum Tod – bei vollem Bewusstsein.

Als Marie mit dieser Diagnose konfrontiert wurde, hatte sie sofort beschlossen, das grausame Ende des Leidens nicht abzuwarten. Sobald ihre motorische Muskulatur durch Schwund ein lebenswertes Leben nicht mehr zulassen würde, wollte sie den Freitod wählen. Sie war das einzige Kind von Hans und Maria Siebenkorn aus Köln. Die Eltern waren durchaus vermögend und wollten ihrer Tochter alle erdenkliche medizinische und technische Hilfe zukommen lassen, um ihr ein würdiges Sterben zu Hause zu ermöglichen. Sie hätten in ihrem Haus im vornehmen Stadtteil Marienburg genug Platz für die beste und aufwändigste Pflege gehabt. Aber Marie hatte es abgelehnt, ihren Tod abzuwarten. Sie war ein starkes Mädchen, das auf ihrer Entscheidung bestand und die Eltern mussten das wohl oder übel akzeptieren. So waren sie hier nach St. Gallen gekommen, um dem Wunsch ihrer Tochter zu entsprechen. Sie wollten sie dabei bis zum Ende begleiten und sie hatten vereinbart, dass Marie über den Zeitpunkt ihres Ablebens selbst entscheiden sollte. Bis zu diesem Augenblick sollten die Ärzte des PM-Instituts ihr mit der bestmöglichen palliativen Behandlung einen lebenswerten Ausklang ihres jungen Lebens ermöglichen.

Das Post Mortem Phänomen

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