Читать книгу Das Post Mortem Phänomen - Peter M. Sauer - Страница 5
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Nach den aufregenden Begebenheiten um und wegen der Beerdigung erholte sich Carolin nur schleppend. Ihr ging es immer noch nicht besonders gut und ihr Bruder, Dr. Chris Bergers, kümmerte sich rührend um sie. Er war deutlich älter als sie und pflegte ein sehr inniges Verhältnis zu seiner Schwester. Seine eigene Ehe war nach fünf Jahren kinderlos geschieden worden, unter anderem auch deshalb, weil seine Frau keine Kinder wollte, was ihm bis jetzt wie ein Stein auf dem Herzen lag. Da die Baltins bisher ebenfalls kinderlos geblieben waren, obwohl sie sich Kinder gewünscht hatten, war diese Gemeinsamkeit ein weiteres verbindendes Element ihrer familiären, engen Beziehung gewesen.
Chris war Chirurg am Städtischen Florentius Krankenhaus. Da aber aus seiner eigenen Geschichte heraus auch ein großes Interesse am Fachgebiet der Zeugungshilfe entstanden war, engagierte er sich zusätzlich in der privaten Fertilisationsklinik „Infant“ in Bad Godesberg. Er war nicht nur ein geschickter Chirurg, sondern auch versiert in der Durchführung komplizierter Techniken im Bereich der künstlichen Befruchtung, was er als angenehme Ergänzung zu seiner Tätigkeit im OP empfand. Dort endete seine schwierige Arbeit zwar meist lebenserhaltend, aber manchmal auch nicht. Der Tod war immer latent gegenwärtig. Aber hier bei „Infant“ konnte er die schwerwiegende Belastung im OP durch die Euphorie der Lebensspende ausgleichen. Diese Tatsache half ihm sehr.
Einige Wochen nach dem Begräbnis war Carolin zu aller Überraschung schwanger. In der Zeit nach der Bestattung hatte sie sich gehen lassen. Ihr schönes blondes, schulterlanges Haar war fettig, der stets sorgsam gezogene Scheitel war verschwunden und die auffälligen Halsketten fehlten. Überhaupt schien Schmuck seine Bedeutung verloren zu haben, und ihre ebenmäßige Figur wirkte durch Verspannungen jetzt eher gebeugt. Seitdem sie jedoch wusste, dass sie schwanger war, sah sie wieder ganz lebendig aus. Voller Stolz erzählte sie allen, dass sie ihr Glück nicht fassen könne, weil sie und Hans offensichtlich kurz vor dessen Tod dieses Kind gezeugt hätten. Sie war außer sich vor Freude. Bei den Freunden allerdings standen eher Verwunderung und Skepsis im Vordergrund, weil sie Carolin wegen ihrer derzeitigen geschwächten körperlichen und seelischen Verfassung eine Schwangerschaft kaum zutrauten. Aber das legte sich nach einiger Zeit, und ihr Umfeld reagierte zunehmend begeistert, weil Carolin so glücklich war. Alle gönnten ihr diesen Lichtstrahl in ihrem Leben. Sie empfand das Kind als ein Geschenk von Hans.
Die Schwangerschaft verlief unter strenger persönlicher Be-treuung von Chris komplikationslos und Carolin gebar am 05. August 1987 einen Sohn. Die Wahl des Namens war ihr schwer gefallen. Für Hans konnte sie sich nicht entscheiden, da sie befürchtete, dass sie jedes Mal, wenn sie ihren Sohn beim Namen nennen würde, in Erinnerungen versunken bliebe, abgesehen davon, dass sie ihn noch nie schön gefunden hatte. Ihr Sohn sollte ihr Leben mit einem neuen, eigenen Namen bereichern. Sie nannte ihn Philipp, weil sie mit Hans zuletzt einen wunderschönen Urlaub auf den Philippinen verbracht hatte und ihr verstorbener, geliebter Vater ebenfalls Philipp geheißen hatte.