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Mai 2007

Sue und Mary genossen an jedem Donnerstag ihren gemeinsamen Einkaufstag in der Shopping Mall von Oklahoma City. Diese Verabredung, die sie schon vor Jahren getroffen hatten, war ihnen heilig, denn sie verbrachten den ganzen Tag in diversen Einkaufszentren, verstauten die erstandenen Waren in ihren Pickups auf dem hauseigenen Parkplatz und freuten sich auf den anschließenden genussvollen gemeinsamen Ausklang. Sue hielt schon seit Wochen eine strenge Diät, was dazu führte, dass sie sich heute mit einem großen Salatteller begnügen wollte, während die immer noch schlanke Mary sich ein großes Steak leistete. Den Kaffee wollten sie im Freien genießen, denn die trockene Luft in den klimatisierten Cafés verhinderte ihrer Meinung nach den vollen Kaffeegenuss. Ein Hinweisschild im Einkaufscenter empfahl den Besuch eines großen Dachgartens mit bunten Sonnenschirmen und Palmenbäumen. Es gab frisch gepresste Obstsäfte, italienischen Kaffee und französisches Gebäck. Neben der Aufzugstür suchten sie sich in den Auslagen eines großen Kiosks die aktuellen Boulevard-Zeitschriften mit dem üblichen Klatsch aus und fuhren in den dritten Stock. Der Dachgarten war wirklich schön, ein grünes Paradies, das einen herrlichen Ausblick auf die Stadt bot.

Um diese Zeit war es den meisten Gästen hier oben zu heiß, sodass jetzt, am frühen Nachmittag, noch viele Tische frei waren. Nur in der letzten Reihe lag eine schlafende junge Frau im Liegestuhl. Die Bedienung kam nur gelegentlich vorbei und es dauerte eine gewisse Zeit, bis die beiden Frauen ihren ersehnten Kaffee vor sich hatten. Trotz der angeregten Unterhaltung warf Sue immer wieder unwillkürlich einen Blick auf die Schlafende im Liegestuhl. Die Sonne war mittlerweile weiter nach Westen gewandert und das Mädchen lag jetzt im prallen Sonnenschein. Dennoch bewegte sie sich nicht. Als auch die Bedienung ihnen auf ihre Nachfrage hin bestätigte, dass die Frau sich in der letzten halben Stunde nicht gerührt habe, beschlossen alle drei nachzuschauen. Die junge Frau sah sehr blass aus, ihr Mund war leicht geöffnet und ihre aschfahle Gesichtsfarbe wirkte beängstigend ungesund. Als Sue sie ansprach, erfolgte keine Reaktion. Deshalb berührte sie die Schlafende an der Schulter, während sie weiter auf sie einsprach und – weil diese immer noch nicht reagierte – nun heftig an deren Armen rüttelte. In diesem Moment rutschte der Körper der jungen Frau unkoordiniert aus dem Liegestuhl auf den harten Boden. Auch jetzt bewegte sie sich nicht. Auf dem Sitz war ein großer, nasser Fleck zu sehen. Die drei Frauen erschraken und begannen wie auf Kommando zu schreien. Das Mädchen war offensichtlich tot.

Der herbeigerufene Notarzt konnte nur noch den eingetretenen Tod feststellen. Da es keine Anzeichen für eine Fremdeinwirkung gab, bestellte er umgehend den Leichenwagen. Weil aber am Kopf der Toten, um den gesamten Haaransatz herum, eine nicht erklärliche kreisförmige, bläuliche Verfärbung zu erkennen war, bestand die Möglichkeit eines unnatürlichen Todes, und der Arzt benachrichtigte die Polizei. Diese befragte Sue und Mary, ob ihnen sonst noch etwas aufgefallen sei und ebenso die Bedienung. Diese erinnerte sich nur, dass am frühen Nachmittag an diesem Tisch ein junges Paar gesessen hatte, das sich angeregt unterhalten und ab und zu umarmt hatte. Ob das die junge Frau aus dem Liegestuhl gewesen war, konnte sie allerdings nicht mit Sicherheit sagen.

Das Post Mortem Phänomen

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