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Kapitel 11

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21:40 Uhr

Miss Addie Blashfields Haus, Hell’s Hundred Acres (SoHo)

Miss Addie Blashfield war müde. Stunden über Stunden hatte sie die Eintragungen in ihrer Broschüre The Gentleman’s Companion mit den neuen Informationen der anderen Häuser verglichen und sich Notizen hierzu gemacht. 1870 hatte sie den Wegweiser zu den einschlägigen Bordellen New Yorks erstellt, nun war es längst überfällig, diesen zu aktualisieren. Ms. Flynn und Ms. Georgia waren umgezogen, einige Häuser hatten geschlossen, neue waren hinzugekommen, die Zahl der Mädchen stimmte bei den meisten Häusern nicht mehr und außerdem hatten viele der Besitzerinnen eine neue Beschreibung für ihr Haus aufgesetzt und ihre Angebote verändert. Die Broschüre zu überarbeiten, machte Mühe und würde vermutlich enorm viel Zeit in Anspruch nehmen – dennoch lohnte es sich, denn diese war gefragt und die Besitzerinnen der Häuser zahlten einen guten Preis dafür, dass ihr Name und die Adresse ihres Hauses Interessenten zuteilwurde. Addie Blashfield reckte sich und gähnte. Shakespeares Worte Nothing extenuate, nor set down aught in malice1 auf der ersten Seite unter dem Titel würde sie in jedem Fall stehen lassen. Diese machten einen guten Eindruck; sie hoben die Broschüre in ihrer Qualität.

Es klopfte an der Tür. Nachdem sie ein deutliches »Herein« vernehmen ließ, wurde diese geöffnet und Theresa, eines der Mädchen, trat ein.

»Verzeihen Sie die Störung, Miss Blashfield«, erklärte sie verhalten. »Aber Thomas war eben da und sagte, dass Kitty nicht erschienen ist, obwohl sie für heute einen Gast hat.«

Addie Blashfield runzelte die Stirn. »Das ist merkwürdig, sie ist doch sonst so zuverlässig.«

Eine kurze Pause entstand. Theresa blickte sie unsicher an. »Vielen Dank, Theresa. Ich werde mich um die Sache kümmern. Du kannst jetzt gehen.«

Theresa nickte und verabschiedete sich.

Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, wandte sich Addie Blashfield um und schritt zum Fenster. Sie öffnete die Flügel und sah hinaus in die Dunkelheit. Die kühle Nachtluft ließ sie frösteln, dennoch blieb sie am offenen Fenster stehen. Von hier aus, dem 3. Stockwerk, konnte sie die Houston Street zu beiden Seiten weit einsehen. Es waren noch viele Passanten unterwegs, deren Stimmen zu ihr hinaufdrangen. Dass Kitty nicht erschienen war, ärgerte sie maßlos. Was bildete sie sich ein?! Sie zahlte ihr ein immenses Honorar – und dafür erwartete sie absolute Verlässlichkeit. Ihrem Grundsatz zufolge würde sie Kitty entlassen müssen, was einen riesengroßen Verlust bedeutete, denn Kitty war von den Frauen die gefragteste. Für diese besondere Arbeit.

Vor drei Jahren hatte sie das Haus in der Mulberry Street um die Ecke gekauft, weil sie sogleich die Möglichkeiten gesehen hatte, die es bot: Es war mit seinem Ladengeschäft und der angrenzenden Stallung, von welcher ein Treppengang in einen Tunnel führte, der wiederum in den hinteren Teil des Hauses mündete, perfekt für ein Etablissement der besonderen Art: Es war geeignet für Kunden, die nicht in einem Bordell gesehen werden wollten. Hochrangige Kunden. Nach einem ausgeklügelten System mit Briefkästen, in welchen Angebot und Nachfrage anonym geklärt wurden, war es ihr gelungen, einen Kundenstamm aufzubauen – den sie zwar nicht kannte – der aber Preise zahlte, die die normale Kundschaft niemals zahlen würde. Nur drei der Mädchen aus ihrem Haus waren für diese Kunden zuständig. Die Broschüre für diese, schlicht Speisekarte genannt, sah anders aus als die Broschüre The Gentleman’s Companion. Wo steckte Kitty nur? Unzuverlässigkeit war völlig inakzeptabel in diesem Geschäft, in dem die höchsten Preise für Mädchen gezahlt wurden.

Nur im Krankheitsfall oder wenn Kitty einen Unfall gehabt hätte, würde sie ihr ihr Fernbleiben verzeihen. Ansonsten brauchte sie sich nie mehr bei ihr blicken zu lassen.

Gegen jedes Gebot

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