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Entenfamilien

Die Ente baumelte vor ihm, er hatte sie am Hals gepackt. Wütend sah sie ihn an und krächzte: „Na, mach schon!“ Rico war verwundert. Wünschte sich die Ente etwa, dass er sie ins Jenseits beförderte? Als würde sie Ricos Gedanken erahnen,

krächzte sie wieder: „Mach schon! Ich will nicht ewig warten!“

„Was hast du eigentlich für ein Problem?“, raunte er der Ente zu. „Willst du unbedingt den Löffel abgeben?“

Sie hustete. Ricos angespannter Blick entspannte sich ein wenig, wurde freundlicher. Er lockerte seinen Griff. Fast empfand er ein wenig Mitleid mit der armen Ente. Sie hatte ihn und seine Stärke anscheinend völlig unterschätzt.

„Mann!“, quäkte sie ihm nun wieder deutlich selbstbewusster zu. „Mach mich platt! Dann sind wenigstens meine Schulden bezahlt und meine Kinder haben eine Chance auf eine bessere Zukunft.“

Ricos Augen weiteten sich in plötzlicher Erkenntnis. Deswegen hatten diese Tiere gegen ihn gekämpft? Das war ihre Motivation? Es fiel ihm – endlich! – wie Schuppen von den Augen. Diese Tiere hatten irgendwelche Schulden! Und ER war das Monster, das sie erledigen sollte. Diese Schweine! Was hatte er sich nur gedacht. Natürlich wäre eine Ente oder eine Katze oder ein Schimpanse wahnsinnig, sich ernsthaft mit einem Silberrücken-Gorilla anzulegen!

Er ließ die Ente fallen und sie plumpste fluchend zu Boden. Gerade wollte er zu einem großen Plädoyer gegen dieses schreckliche Geschäftsmodell ausholen, als ihn der Moderator unterbrach.

„Wie lange will denn dieser hässliche Gorilla noch warten, bis er die Ente voll krass plattmacht, Alta! Geht dir die Kraft aus, Gorilla–Äffchen, hahahahahahaha“, schrie er durch die Halle und sein Lachen klang dabei unanständig und verdorben.

Rico spürte Wut in sich hochkommen. Das blieb offenbar nicht unbemerkt. George Hampelton war wieder auf seinen Rücken gesprungen, um ihm direkt ins Ohr zu flüstern: „Ähm, könntest du wenigstens die Ente ein bisschen plattmachen, Sir? Ich meine, mal ehrlich, es ist ’ne Ente. Die landet morgen als Entenbraten sonst wo und es ist den Leuten egal.“

„Sie hat Kinder und sie tut das nur, um sie zu ernähren und ihnen eine Zukunft zu geben!!“, brüllte Rico das Eichhörnchen an, sodass es von seiner Schulter purzelte und neben der Ente schimpfend auf dem Boden landete.

„Was ist?!“, provozierte der Moderator und klatschte mit seiner flachen Hand mehrfach auf Ricos Kopf. „Was ist los mit dir, du ULTRA–hässlicher Gorilla?!“

Das Loch in der Zeltdecke war das geringste Übel, als Rico den Moderator aus der Halle beförderte. Keiner wusste genau, wo er gelandet war, aber Schimpansen waren zäh, daher ging Rico davon aus, dass er den Prankenhieb etwas lädiert überlebt hatte. Nein, es war ein viel größeres Übel als das Loch im Zeltdach oder der wahrscheinlich deutlich ramponierte Affe, der da draußen irgendwo im Sand lag.

Das Schlimmste war, dass die Halle 2 tobte. Die Schweine jubelten. Die Hunde heulten vor Freude. Und Rico – schämte sich.

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