Читать книгу Berlin liegt in Frankreich - Philipp Skoeries - Страница 27
ОглавлениеAlles für alle, bis alles alle ist!
Mittlerweile hatte sich eine große Gruppe um Rico, George und den Hasen Hannes geschart. Sie zogen gemeinsam durch die Gänge der Nordbank auf der Suche nach einem Verantwortlichen.
Überall waren Schmierereien. Einige hatten Georges Parole adaptiert und an einer Wand verewigt: „Alles für alle, bis alles alle ist!“ Manche hatten auch einfach nur ihren Namen geschrieben. Nicht jeder verstand überhaupt den Leitspruch „Fight the System“, da fast keines der Tiere Englisch sprach. Die ganze Truppe war nicht gerade zielorientiert unterwegs.
Plötzlich kam Hannes auf eine Idee. „Die Verantwortlichen sitzen immer ganz oben im Turm, denn sie lieben es, auf alle anderen herabzuschauen! Wir sollten die oberen Etagen dieses Turms stürmen und uns holen, was uns zusteht!“, schlug er mit erhobenem Zeigefinger vor.
George und Rico nickten zustimmend. Alle hielten es für eine gute Idee. Also liefen sie miteinander die Treppen hoch, bis sie ganz oben in der Chefetage angekommen waren.
Es war ein exklusiver Anblick: Die Räume hatten hohe Decken und die Wände waren mit großflächigen Gemälden dekoriert. Es waren weite, offene Büros, nur wenige Wände waren massiv, die meisten gläsern. Riesige Fensterflächen boten eine schöne Aussicht auf die Stadt, die von hier oben wieder so vielversprechend aussah wie aus weiter Ferne. Es war fast keiner da, nur am Ende des Ganges brannte Licht.
Die Meute machte sich auf den Weg und entdeckte einen alten Mantelpavian mit einem weißen Rauschebart, der etwas müde wirkend an seinem Schreibtisch lehnte und las.
Rico stieß die angelehnte Tür auf, George und Hannes folgten dicht gedrängt.
Der alte Pavian sah sie verwundert an und krächzte mit greiser Stimme: „Ich empfange heute nicht. Termine bitte beim Sekretariat ausmachen. Danke.“ Er wandte sich wieder seiner Zeitung zu, ohne dem Haufen Aufständischer Beachtung zu schenken.
Rico räusperte sich vernehmlich. „Hallo?!“
Der alte Pavian ignorierte ihn einige Zeit, nahm dann seine Lesebrille ab und wiederholte: „Ich empfange heute nicht. Termine bitte beim –“
„MOMENT MAL!“ Rico unterbrach den Greis. „Sie, Sie, Sie … ähm …“ Er stotterte ein wenig herum, denn er war sichtlich überfordert mit der Situation. Er war es nicht gewohnt, vor einer großen Gruppe zu sprechen.
Hannes sprang daher ein: „Wir fordern einen gerechten Lohn. Wir wollen keine Schichtarbeit mehr. Außerdem wollen wir nur noch Arbeit machen, die auch Sinn macht. Und wir möchten ausbezahlt werden, jetzt sofort!“
Der alte Mann sah die Aufständischen wieder verwundert an. „Seid ihr von der Gewerkschaft?“, murmelte er, mehr sich selbst fragend als die Gruppe.
„Wo ist das Geld?“, fragte George forsch und direkt. Er fügte verschwörerisch flüsternd hinzu: „Das System ist nämlich am Ende.“
„Welches System eigentlich?“, fragte Rico. „Ich habe das alles hier noch nicht so richtig verstanden. Was sollen diese X-Beliebigen überhaupt? Und wieso müssen wir hier stapelweise unnützes Papier ausfüllen?“
„Ah …“, stöhnte der alte Pavian. „Ich wusste, dass das einmal passieren würde.“ Er richtete sich ein wenig auf, als müsste er der vor ihm versammelten Gruppe mit Würde gegenüberstehen – oder zumindest sitzen.
„Was denn?“, fragte Rico. Was meinte der alte Pavian? Er war gespannt auf eine Erklärung.
Der alte Herr erhob sich.