Читать книгу Tag für Tag leichter - Prof. Dr. med. Marion Kiechle - Страница 11

ENTFREMDUNG VOM ESSEN

Оглавление

Nahrung hat eine solch absurde Bedeutung bekommen, dass immer wieder sonderbare Phänomene auftreten. »Food Porn«, oder genauer #foodporn, ist nur ein Trend von vielen Kochblogs, Instagram und Facebook, der die letzten Jahre zig Millionen Fotos von Mahlzeiten fabrizierte und aktuell bei Instagram stolze 211 Millionen Beiträge aufweist. Der Gedanke dahinter ist, dass Essen so köstlich, reizvoll und genussvoll sei wie Sex. Da wir alle zu hypervisualisierten Menschen mutiert sind, springen wir leicht auf die Fotos von farbenfrohen und delikaten Sommersalatvariationen und üppigen Trüffelnudelbildern an.

Immerhin haben 61 Prozent der Deutschen schon einmal ihr Essen abgelichtet. Gehören Sie auch zu den Sendern und Empfängern solcher Bilder? Aber Vorsicht, was wir schon lange geahnt haben, ist nun bewiesen: Alleine der Anblick von leckeren Gerichten macht uns hungrig, erhöhen doch alleine schon die Fotos das Hormon Ghrelin im Blut, das unser Essverhalten und auch die körperlichen Prozesse der Nahrungsverwertung steuert.

Essen wird in den sozialen Medien hochemotionalisiert, was auch den Erfolg der unendlich vielen Foodblogs erklärt. Vermutlich war Essen noch nie so beliebt wie heute, Nahrung noch nie ihrer eigentlichen Bestimmung so weit entfremdet. Die Tatsache, dass wir permanent umgeben sind von Essen in Form von Bildern, Trends und vor allem Angeboten, verwundert es nicht, wie viele Menschen ein merkwürdiges oder auch gestörtes Verhältnis zum Essen bekommen haben. Man könnte es so formulieren: Wir essen, wenn wir Hunger haben, und wenn wir keinen Hunger haben, dann essen wir auch oder beschäftigen uns zumindest mit dem Thema.

Tag für Tag leichter

Подняться наверх