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ZUM ESSEN GEHÖRT AUCH DER GENUSS

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Bevor wir uns den wichtigen Informationen rund ums Gewichtsmanagement widmen, zunächst noch zwei Anekdoten.

Ich (Julie) war vor Kurzem bei einer guten Freundin zum Abendessen eingeladen. Da sie Ernährungsberaterin ist, setzte ich voraus, dass es nicht nur ein köstliches, sondern auch ein gesundes Dinner werden würde. Irgendwas mit Fisch vielleicht, ein bisschen Wokgemüse, so etwas in der Richtung. Nun raten Sie einmal, was auf dem Tisch stand? Eine bayerische Brotzeit mit Fleischpflanzerl, Senf, Serranoschinken sowie Tomaten. Dazu Gewürzgurken, mehrere Käsesorten und – Weißbrot. Allerdings aus Dinkel, was meine Verwirrtheit ein wenig milderte. Sehen Sie, was ich meine? Wir alle neigen dazu, unsere Kost zu scannen, sind auf gesundes Essen fixiert, haben Regulierungen im Kopf, anstatt auch einfach einmal »nur« zu essen und zu genießen. Das haben wir dann auch getan.

Ein Beispiel, das verdeutlichen soll: Meine Freundin achtet auf sich und ernährt sich deshalb gesund. Und trotzdem bestätigen Ausnahmen die Regel. Machen Sie sich also bitte nicht zum Sklaven Ihrer Ernährung. Das Essen ist für Sie da – nicht Sie für das Essen. Nehmen Sie den Druck raus, erlauben Sie sich bewusst Ernährungssünden. Genuss und Lebensfreude – auch darum essen wir!

Doch für die meisten Frauen sieht das in der Tat anders aus. Mehr als 80 Prozent aller befragten Frauen in Deutschland gaben in einer aktuellen Umfrage an, in den letzten zwei Jahren einen Diätversuch unternommen zu haben. Das sind sage und schreibe vier von fünf Frauen!

Ich (Marion) gehöre übrigens auch dazu. Meine erste Diät machte ich mit 18 Jahren. Etwa sechs Monate nach dem Abitur brachte ich gute 12 Kilogramm zu viel auf die Waage. Meine erste Frage galt natürlich dem »Warum«: Weshalb habe ich denn überhaupt so viel an Gewicht zugelegt? Ich begann den Kaloriengehalt all meiner Lebensmittel zu addieren und mich auch mit meinem tatsächlichen Energieverbrauch zu beschäftigen. Die Selbstbilanz war eindeutig: Ich wusste genau, woran es lag – und ich hätte mir diese präzise Analyse sparen können. Insgeheim ahnte ich schon, dass zuviel Süßes und Fettes nicht gut für die Figur ist. Mein Essen in der Schulzeit bestand aus insgesamt fünf Mahlzeiten pro Tag: Frühstück (Cornflakes oder Müsli, es musste immer schnell gehen) – Pausensnack (meist Butterbrezel oder Rosinenschnecke plus Kakao) – Mittagessen (warm, meist Kartoffeln oder Nudeln plus Fleisch, Fisch oder Geflügel sowie Gemüse oder Salat) – Nachmittagskuchen oder Schokoriegel und natürlich Abendbrot. Allerdings stand jeden Tag Bewegung auf meinem Stundenplan: Allein der Schulweg bestand aus zweimal 30 Minuten Radfahren. Hinzu kam der Schulsport sowie mein Schwimm- und Volleyballtraining mit jeweils vier Stunden pro Woche. Nach dem Abitur fiel mein Sportprogramm weg – mein Essverhalten blieb jedoch das gleiche. Ich aß weiterhin fünf Mahlzeiten am Tag – aus Gewohnheit und keinesfalls aus Hunger. Der Blick in den Spiegel, die Reaktionen meiner Freundinnen und der Familie gaben mir den Rest: Nun begann ich auch noch, aus Frust zu essen. Bei einem Shoppingbummel mit meiner Mutter stellte ich fest, dass ich auf Kleidergröße 44 zusteuerte. Das löste bei mir den finalen inneren Alarm aus. Bis dahin hatte ich aus heutiger Sicht alles richtig gemacht: Selbstanalyse meines Ess- und Bewegungsverhaltens sowie meiner Motivation. Nur die Lösung war fatal: Eine Crash-Diät musste her. Hollywood-Diät, Atkins-Diät, FDH und Trennkost, um nur einige zu nennen. Meine Motivation war riesengroß, aber ich hatte unglaublichen Hunger mit Kreislaufproblemen oder wahnsinnigen Appetit auf gerade das, was verboten war. Das Ende können Sie sich vorstellen – ich wog mehr als zuvor. Ich habe mir damals geschworen, nie wieder eine Diät zu machen, insbesondere eine, die mir verbietet, etwas zu essen, oder die einen unrealistischen Gewichtsverlust verspricht.

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