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Die Ambitionen Hartmanns und Skalas auf das Bischofsamt

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Das geistliche Konsistorium war allerdings nicht bereit, freiwillig von den Forderungen hinsichtlich der Besetzung des Apostolischen Vikariats abzurücken. Zwar äußerte Präses Hartmann am 24. Januar in einem erneuten Brief an Pacelli den Wunsch, dass der Heilige Stuhl bald einen neuen Vikar ernennen möge, und bekannte, dass man die römische Entscheidung gehorsam akzeptieren werde.94 Aber das hieß nicht, dass er die bisherigen Forderungen fallen ließ. Anlass für sein Schreiben war ein Dekret der Sacra Congregatio de Propaganda Fide vom 7. Januar, mit dem Skala die vorübergehende Administration der Jurisdiktionsbezirke übertragen worden war.95 Dass ihm diese Entscheidung ein Dorn im Auge war, begründete Hartmann zwar mit dem fortgeschrittenen Alter des Bautzener Kapitelsseniors. Er ließ aber durchblicken, dass für seine Ablehnung eigentlich dessen wendische Nationalität maßgeblich war. Angesichts der überwiegend deutschen katholischen Bevölkerung war für ihn nur ein deutscher Amtsinhaber erwünscht. Deshalb sollte der Heilige Stuhl den neuen Vikar „möglichst aus den deutschen Priestern des apostolischen Vikariats“96 ernennen. Ziemlich unvermittelt kam Hartmann dann auf seine eigene Person zu sprechen und versicherte, dass es nur die Liebe zur Kirche, nicht aber persönlicher Ehrgeiz sei, die ihn veranlasst habe, das kritische Schreiben aufzusetzen. Dies glaubte er belegen zu müssen, indem er auf sein Alter von 65 Jahren hinwies. Er fügte hinzu, zusammen mit dem verstorbenen Löbmann vor 40 Jahren geweiht worden zu sein und durch seine Ämterlaufbahn in der Verwaltung des Apostolischen Vikariats seit 1905 genau über die Arbeitslast Bescheid zu wissen. Daher kam er zu dem Schluss, „dass also dieses erhabene Amt durchaus nicht begehrenswert ist“97. Ungeachtet der vordergründig ausgedrückten Intention lässt sich der Eindruck nicht von der Hand weisen, dass Hartmann dem Nuntius mit diesen Zeilen eine Bewerbung ex negativo für das bischöfliche Amt einreichte. Das erklärt auch, warum Hartmann den Brief in seinem Namen und nicht in dem des gesamten Konsistoriums verfasste. Der Nuntius antwortete ausweichend und beteuerte, die der Sache entsprechende Sorgfalt aufzubringen und alles Notwendige zu tun, um „die beste Lösung in Domino zu finden“98.

Auch Skala hoffte, dass seine provisorische Aufgabe als Administrator in eine dauerhafte Regelung einmünden würde. Am 5. Februar berichtete er Kardinal Bertram von den – seiner jetzigen Stellung gemäßen – Aufgaben, einen Nachruf auf Bischof Löbmann und ein Fastenwort für die sächsischen Katholiken verfasst zu haben.99 Wohl zum Beleg, dass er diese Pflichten mit Bravour gemeistert hatte, legte er den Nachruf dem Breslauer Fürstbischof vor.100 Ihm sei – so Skala – das Gerücht zu Ohren gekommen, dass der sächsische Adel für das neu zu besetzende Bischofsamt den Kanoniker Freiherr von Miltitz unterstütze und der König diesem Kandidaten ebenfalls nicht abgeneigt sei.101 Skala kommentierte diese Personalie nur kurz: „Hoffentlich seien das Gerüchte, die in Rom keinen Widerhall finden.“102 Bertram leitete Skalas Schreiben am 8. Februar an den Nuntius weiter und merkte an, dass der Kapitelssenior „immer noch“ hoffe, „ad majora zu gelangen“103.

Eugenio Pacelli im Spiegel der Bischofseinsetzungen in Deutschland von 1919 bis 1939

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