Читать книгу Der Schaffner ... will was - Razo E. Neumann - Страница 39

ANDERE TOTE!

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Der Zugführer. (Nicht Lokführer! Das wird immer wieder verwechselt. Zug-F im Zug. Lok-F auf der Lok. Alles klar!?) Der Zugführer also war beim jetzt geschilderten Geschehen irgendwie peinlich berührt. Wir liefen gemeinsam den Schienenstrang ab und nach hinten weg. Vorausgegangen war eine Notbremsung des Zuges durch den, achtung! Lokführer! Wir dachten natürlich wie immer das schlimmste! Ein Anruf beim Lokki bestätigte unsere Vermutung. Keine Weichen oder Signalstörung. Kein zu schnelles Fahren und von vorsorglich angebrachten Magneten, die das bemerkten, „Zwangs gebremst“ sein. Nein! Ein Mann stand mit ausgebreiteten Armen im weg. Beziehungsweise, in offensichtlicher Selbstmordabsicht im Gleis. Er schaute dem ankommenden Lokki direkt in die Augen! Nun gab es mehrere Reaktionsverfahren die wir als mehrfach geschultes Zugbegleitpersonal längst verinnerlicht hatten und Version eins davon besagte: Rausgehen, Nachschauen! Vielleicht nur Beine ab und Mensch lebt noch! Schnelles eingreifen rettet dieses, inzwischen anscheinend doch ungewollte Leben. Ansonsten: Unterlassene Hilfeleistung! Gefängnis und zehn Jahre Kerker! Version zwei besagte: Das garantiert tote Hackfleisch nicht zu besichtigen wäre kein Beinbruch. Und um eventuell auftretende Traumata beim Personal zu vermeiden, (Früher gab`s dieses Unwort noch nicht, ist also nur sinngemäß übersetzt) wäre es nicht dringend erforderlich sich die zermatschten Überreste reinzuziehen und keine Jury der Welt würde einer blonden, eins fünfzig Meter großen Zugführerin derlei Ungemach zumuten wollen, müssen. Man könnte die Besichtigung des Tatortes grußlos und dankend ablehnen. Heute ist nur noch diese Version gewollt. Denn, als das Wort Trauma erfunden und endlich veröffentlicht wurde und alle Trauma-Affinen spitzkriegten wie leicht man ein solches erlangen könnte, meldeten sich achtzig Prozent aller involvierten Zugbegleiter eines Gleis-Suizids über Wochen krank. Manche gingen nur deswegen raus! Um endlich mal ein Trauma zu erhaschen! Dringend erforderlich waren jedoch Beweiser! Reisende, die später bezeugen konnten, dass sie einen Uniformierten außerhalb des Zuges erkannt hätten. Die Uniformierten jedoch, waren informiert und mussten gar nicht zum Tatort. Einfach mal hinter den Zug, eine rauchen und wieder auftauchen. Traumatisiert! Aber so was von und anschließend Urlauben. Wir damaligen gingen immer raus. Den dritten Schaffner im Bunde, (So vorhanden) schickten wir immer nach vorn zum Lokki, um nachzuschauen ob der kotzt oder kollabiert. Ich also, mit dem Zugführer auf dem Weg zum Ort des Geschehens nach hinten. Die Nachschauenden waren immer zu zweit, falls einer kotzt oder kollabiert. Die Restbrocken der verunfallten Pfeifen liegen immer hinten, weit hinten! So ein Zug ist nun mal kein Taxi. Wenn der mit einhundertfünfzig durch einen Tunnel donnert, kann das hinterbliebene Überfahrene gut und gerne 500 Meter weiter weg beginnen und verteilt sich dann über die ganze Bremsstrecke. Während unserer „Begehung“ entdeckte ich plötzlich zwei weiße Handschuhe. Die lagen neben dem Gleisbett und wie hindrapiert! Ich dachte noch: Lackierer? Maler? Hier? In der Pampa, links vom Gleis!? Irrtum! Großer, erschreckender Irrtum! Hände!... Da lagen menschliche und abgehackt tote Hände. Diese, ihres Blutes völlig beraubt waren schneeweiß! Ich schwör! Also fast unglaublich weiß. Als ich meinen mit mir wandernden Chef darauf aufmerksam machte und fast simultan einen Mursriegel aus der Tasche zog, verzog der Zugführer sein Gesicht, weil peinlichst berührt! Das hat er mir noch Jahre später vorgeworfen. Wie ich in so einer Situation fähig gewesen wäre einen Schokoriegel zu essen!? Scheiße auch! Es war verdammt kalt und ich hatte Hunger. Who cares!? Mich beschäftigt seitdem nur eine Frage: Wie konnte es sein, dass beide abgerissenen Hände in zwanzig Zentimeter Entfernung und ich schwör, exakt nebeneinander landeten!? Das ist unmöglich! Die erblassten Fingerspitzen in die gleiche Richtung deutend!? Unmöglich! Irgend etwas stimmte nicht. Fehlt bloß noch die Lampe die vom Himmel fällt und auf der Main-Street zerschellt! (The Trueman-Show, geiler Film) Hat Heinlein vielleicht doch recht!? Gibt`s das japanische Kleinkind!? Hat der Computer versagt! Gibt es die Matrix und mit wem rede ich hier eigentlich!? (Denken sie darüber nach und trinken sie derweil einen Sonderangebots Chantre` aus dem Oldi) Ich übernahm dann weiter kauend und lutschend die Spitze der Exkursion. Wir fanden da ein paar Kilo und dann ein größeres Teil. Ein paar Zerr-Fetzen, die üblichen Klamottenreste und dann den Hauptakt! Ein drittel Mensch... In etwa. Meine Berufserfahrung sagte mir: Fast intaktes Becken mit Resten der Wirbelsäule. Ein Oberschenkel und zumindest ein Fuß anwesend! (Fuß: Neuwertig/Unbeschuht) Die Schuhe und Klamotten sind fast immer komplett entsorgt. Die ganz Harten wählen den ICE. ICE Drei! Bei einem 300 Stundenkilometer Aufschlag werden die pulverisiert. Die Minderwertigen werden bei nur hundertfünfzig entflüssigt! Entflüssigt!? Okay, sie wollen es so!

Der Mensch besteht in der Regel zum Großteil aus Wasser und Alkohol! Das wissen wir aus dem hoffentlich genossenen Biologieunterricht. Diverse Flüssigkeiten finden einen Weg ihren Wirt zu verlassen. Alle, wirklich alle vorhandenen Körperöffnungen werden zur Flucht benutzt. Beim abrupten Einschlag in die Lok bricht alles Knöcherne in ihnen und in sich zusammen und übrig bleibt: Ein Wischlappen. Nichts wirklich unterstützendes ist mehr vorhanden. Ihr Magen oder Darminhalt findet garantiert hinaus. Das Blut spritzt aus allen Ecken. Keine Panik, das spüren sie garantiert nicht mehr! Das Gehirnwasser hat sich zuerst und längst verabschiedet. Durch die Augenhöhlen, die Ohren oder die Nase. Wir Menschen haben jede menge willige Schlupflöcher. Falls ihnen der Zug die Chance ließe angemessen bestattet zu werden? In Form eines vielleicht eventuell noch erkennbarem, aber ganz sicher identifiziert vorhandenem Rest eines menschlichen Fleischstückes, dann sind sie jetzt ein ca: neunzig Zentimeter hoher Haufen „Hack“ mit Knochenmehl! Unkenntlich als Mensch und ganz sicher sehr blass. Falls in diesem, so aufgefundenen Zustand ein Ersthelfer versuchen würde eine Herzmassage durchzuziehen, blieben seine Behandschuhten in ihnen stecken! Ich erklärte meinem Boss und immer noch kauend, dass wir die Suche nach Überlebendem abbrechen könnten. Es wäre garantiert nix mehr zu machen. Der Delinquent wäre mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit tot. Er war ungewöhnlich schnell überzeugt und wir schlenderten zurück. Der Lokki konnte nicht mehr schlendern. Der war am Ende und fast so blass wie die Hände! Wir warteten auf Entsatz. Sechsundachtzig Minuten später ruckten wir an. Meine Frühstückspause war nur wegen diesem Idioten im Arsch und ich hasste ihn alleine dafür! Etwas später begriff ich. Aus einer Tage später, zufällig gefundenen billigst Zeitschrift entnahm ich: Mein Findling.. Unser Selbstmörder... Dieser zerfetzte Tote hatte tatsächlich nur Liebeskummer! Bei seinem plötzlich und unerwartetem Ableben war er sechsundzwanzig Jahre alt. Sechs und … Jahre!? Er hatte keine tödliche Krankheit und die Welt stand ihm offen, aber seine Freundin hatte ihn wegen eines anderen verlassen........! Du Arsch!! Du dumme Sau! Brenne in der Hölle. Du hattest dein Leben noch vor dir! Vollidiot. Dämlicher Drecksack!...... Jetzt atmen wir einmal tief durch und gehen lockerst zurück, zur Gebrauchsanweisung!

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