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Der StaatDer Staat (Platon)
Оглавление(Politeía)
Entst. zwischen 399 und 347 v. Chr.
PlatonsPlaton (428/427–348/347 v. Chr.) Hauptwerk ist die erste erhaltene und bis heute einflussreichste Staatsutopie der westlichen Philosophiegeschichte. Sie enthält aber nicht nur PlatonsPlaton (428/427–348/347 v. Chr.) politische Philosophie, sondern auch die ausgearbeitetste Form seiner Metaphysik, in deren Zentrum die Lehre von einer ewigen, geistigen und unveränderlichen Wirklichkeit steht, die unserer wahrnehmbaren Wirklichkeit übergeordnet ist.
Der griechische Titel »Politeía«, wörtlich die »Lehre von der Polis«, also der Stadt, zeigt bereits an, dass es in PlatonsPlaton (428/427–348/347 v. Chr.) Werk nicht um einen Staat im heutigen Sinne, sondern um ein Gemeinwesen nach dem Vorbild der altgriechischen Stadtstaaten geht, die von Größe und Bevölkerung etwa einem Schweizer Kanton vergleichbar waren. PlatonPlaton (428/427–348/347 v. Chr.) gehörte der alten, über Generationen herrschenden Athener Aristokratie an, die sich durch die demokratischen Reformen des Perikles und die Aufklärungsbewegung der Sophisten im 5. Jahrhundert v. Chr. herausgefordert sah. Nach Ansicht der Sophisten waren moralische und politische Gesetze, im Unterschied zu Naturgesetzen, Produkte des Menschen und damit veränderbar. Die Frage »Was ist Gerechtigkeit?« konnte nun nicht mehr alleine durch Heranziehung der Tradition beantwortet werden.
PlatonPlaton (428/427–348/347 v. Chr.) reagierte auf diese Herausforderung der sophistischen Aufklärung mit dem Modell eines idealen, vor jeder Veränderung geschützten Staates. Wie frühere Schriften Platons ist auch Der StaatDer Staat (Platon) in der Art eines Dialogs verfasst, in der PlatonsPlaton (428/427–348/347 v. Chr.) Lehre durch den Mund des SokratesSokrates (469–399 v. Chr.) vermittelt wird.
Für PlatonPlaton (428/427–348/347 v. Chr.) ist Gerechtigkeit identisch mit einer stabilen Ordnung, in der jeder Teil seinen naturgegebenen Platz einnimmt und seine natürliche Funktion ausübt. Diese Ordnung findet sich sowohl in der Seele des einzelnen Menschen als auch, analog dazu, im großen Rahmen des Staates. Den drei Vermögen der Seele: der herrschenden Vernunft, dem ihm dienenden Willen und den von ihm beherrschten Leidenschaften, entspricht im Platonischen Staat eine Dreiklassengesellschaft von Herrschern, Kriegern und arbeitender Bevölkerung. In beiden Fällen gibt es also eine eindeutige und festgelegte Rangordnung, die es entweder herzustellen oder zu schützen gilt. So werden, nach dem Vorbild der Militärdiktatur in Sparta, Herrscher und Krieger durch ein asketisches Leben und militärisches Training in ständiger militärischer Bereitschaft gegen das Volk und gegen Feinde von außen gehalten. Die berühmte »Frauen- und Kindergemeinschaft« soll das Entstehen privater Bindungen verhindern und den Zusammenhalt unter Herrschern und Kriegern sichern.
Dem Anspruch, dass nur die Besten herrschen sollen, kann nur dadurch entsprochen werden, dass die Herrschenden die Fähigkeit erwerben, das Gute und Gerechte zu erkennen. Wie es zu einer solchen Erkenntnis kommen kann, klärt PlatonPlaton (428/427–348/347 v. Chr.) im Rahmen seiner Metaphysik, der sogenannten »Ideenlehre«. Danach ist die Welt der sinnlich wahrnehmbaren, veränderlichen Dinge nur eine Scheinwelt, der eine Welt der idealen Formen, der sogenannten Ideen, gegenübersteht. Die Ideen dagegen liefern der Wahrnehmungswelt unvergängliche Muster und gehören einem Bereich der Wirklichkeit an, der nur der unmittelbaren Schau der Vernunft zugänglich ist. Genau in diesem Sinn entspricht auch PlatonsPlaton (428/427–348/347 v. Chr.) Staat der »Idee« eines Staates.
Die höchste Idee, die auch die Idee der Gerechtigkeit umfasst, ist die Idee des Guten. In einem Kernstück des Buches, dem »Höhlengleichnis«, vergleicht PlatonPlaton (428/427–348/347 v. Chr.) die Idee des Guten mit der Sonne, die nur wenigen philosophisch Eingeweihten direkt zugänglich ist, während die Mehrheit wie in einer Höhle nur eine Schattenwelt wahrnimmt. Durch ihre Befähigung zu einer solchen Schau des Guten erwerben die Herrscher ihre Legitimation und ihren Namen als »Philosophenkönige«. Bis sie zu solchen geworden sind, müssen sie allerdings eine langjährige wissenschaftliche und philosophische Erziehung durchlaufen.
Ob Der StaatDer Staat (Platon) jedoch tatsächlich, wie sein Autor beanspruchte, die Frage nach dem gerechten und besten Staat beantwortet oder nicht vielmehr als Entwurf einer totalitären Gesellschaft gelten muss, ist bis heute umstritten. PlatonsPlaton (428/427–348/347 v. Chr.) idealer Staat inspirierte jedenfalls die gesamte Tradition des utopischen Denkens, von den Staatsutopien der Renaissance bis zu marxistischen Philosophen wie Ernst BlochBloch, Ernst (1885–1977).