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BoëthiusBoëthius (zwischen 475 und 480 – zwischen 524 und 526)

Zwischen 475 und 480 – zwischen 524 und 526

Trost der PhilosophieTrost der Philosophie (Boëthius)

(Consolatio Philosophiae)

Entst. um 524

Trost der PhilosophieTrost der Philosophie (Boëthius) gilt als das letzte bedeutende philosophische Werk der Antike. Sein Verfasser, der aus altem römischen Adel stammende Christ BoëthiusBoëthius (zwischen 475 und 480 – zwischen 524 und 526), war unter dem damals in Rom herrschenden Ostgotenkönig Theoderich in Ungnade gefallen und zum Tode verurteilt worden. Er schrieb das Buch im Gefängnis, im letzten Jahr vor seiner Hinrichtung. BoëthiusBoëthius (zwischen 475 und 480 – zwischen 524 und 526) zeigt sich hierbei als Eklektiker, also als jemand, der verschiedene (antike) Denktraditionen zusammenfasst und miteinander verknüpft.

Das Werk bedient sich des literarischen Mittels der Traumvision: Der im Gefängnis liegende Autor wird von einer bejahrten und dennoch jugendlich wirkenden Frau besucht, die mit ihm in einen Dialog tritt und ihn auffordert, eine philosophische, d.h. vernunftgemäße Haltung gegenüber seiner misslichen Lage einzunehmen. Diese Frauenfigur ist die personifizierte Philosophie. Ihre Funktion im Buch ist die der Lebenshilfe und des Erkenntnisführers. Im Laufe des Dialogs wird der Autor, von seiner persönlichen Situation ausgehend, immer tiefer in theoretische Erörterungen hineingeführt.

Im Geist der spätantiken Philosophenschulen, insbesondere der Stoiker, soll er zunächst eine Neubewertung äußerer Güter und Ereignisse vornehmen. Dauerhaftes Glück ist demnach nur auf der Grundlage der Selbsterkenntnis und durch die Ausrichtung der eigenen Vernunftanlagen auf die Gesetze der kosmischen Weltvernunft möglich. Das Streben nach äußeren Gütern wie Macht und Reichtum gilt als vernunftwidrig.

Von hier aus führt die Philosophie ihren Schützling zum letzten Maßstab eines vernunftbestimmten Lebens, zu Gott als dem Inbegriff von Glück und Wahrheit. Boëthius’Boëthius (zwischen 475 und 480 – zwischen 524 und 526) Ausführungen über Gott sind stark vom Neuplatonismus und ihrem Begründer PlotinPlotin (um 205 – um 270) beeinflusst. Danach ist Gott, der hier wie bei Plotin das »Eine« genannt wird, geistiger Grund und Inbegriff aller Wirklichkeit. Alles, was wir wirklich nennen, bezieht seine Wirklichkeit durch eine »Teilhabe« an diesem göttlichen Prinzip. Der positiven Bewertung alles Geistigen entspricht die Abwertung alles Materiellen. Mit dem zunehmenden Grad des Materiellen nimmt nicht nur der Wirklichkeitsgrad, sondern auch das moralisch Gute ab. Dies führt zu der typisch neuplatonischen, von BoëthiusBoëthius (zwischen 475 und 480 – zwischen 524 und 526) geteilten Auffassung des Bösen: Das Böse hat keine selbständige Existenz und ist keine positive Kraft, sondern ist Ausdruck eines Mangels an Wirklichkeit.

Von dieser Position aus löst sich auch das heute als »TheodizeeTheodizee (Leibniz)-Problem« bezeichnete Dilemma, wie die Allmacht Gottes mit dem Bösen in der Welt zu vereinbaren ist. Da das Böse für BoëthiusBoëthius (zwischen 475 und 480 – zwischen 524 und 526) lediglich eine Art »Nicht-Sein« ist, kommt es mit der göttlichen Wirklichkeit auch nie in Konflikt, weswegen »alles, was ist, offenbar auch gut ist«.

Die These von der Allmacht und Allwissenheit Gottes führt zu einem weiteren brisanten Problem: Wie verträgt sich die göttliche Allwissenheit über alles das, was kommen wird, mit der menschlichen Freiheit? BoëthiusBoëthius (zwischen 475 und 480 – zwischen 524 und 526) antwortet hier mit einer »Zwei-Welten-Theorie«: Die göttliche Welt steht jenseits der Zeit. Für sie gibt es kein Vorher oder Nachher, sondern nur Gegenwart. Deshalb gibt es, im strengen Sinne, auch keine »Vorherbestimmung« von Ereignissen durch Gott. Die göttliche Wirklichkeit bleibt dem in Raum und Zeit lebenden Menschen immer verborgen.

Trost der PhilosophieTrost der Philosophie (Boëthius) ist eine schmale Schrift, die sich gut als Einführung in die Denkweise und Probleme der antiken Philosophie lesen lässt. Sie wurde aber auch zu einem Grundlagentext der frühmittelalterlichen Philosophie und hat wesentlich dazu beigetragen, den neuplatonischen Gottesbegriff in der christlichen Theologie zu verankern. Die von BoëthiusBoëthius (zwischen 475 und 480 – zwischen 524 und 526) angesprochenen Probleme, etwa der TheodizeeTheodizee (Leibniz) und der Willensfreiheit, haben darüber hinaus die Diskussionen der Metaphysik bis heute bestimmt.

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