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ThomasThomas v. Aquin von AquinThomas v. Aquin

1224–1274

Das Seiende und das WesenDas Seiende und das Wesen (Thomas von Aquin)

(De ente et essentia)

Entst. 1252–1256

Das Frühwerk De ente et essentia, wörtl. »Vom Sein und vom Wesen«, gehört zu den kleineren, aber dennoch bedeutendsten Schriften des ThomasThomas v. Aquin von AquinThomas v. Aquin. Sie entstand, als er als junger Dozent des Dominikanerordens im Pariser Konvent St. Jacques seine ersten Lehrerfahrungen sammelte. ThomasThomas v. Aquin setzt das seit Anselm von CanterburyAnselm von Canterbury (1033–1109) im 11. Jahrhundert nachweisbare Bemühen der mittelalterlichen Scholastik fort, den christlichen Glauben mit Hilfe von Vernunftargumenten zu stützen. Nach seinem Lehrer Albertus MagnusAlbertus Magnus (um 1200–1280) gehört er zu den ersten Theologen, die sich dabei auf die Philosophie des AristotelesAristoteles (384–322 v. Chr.) stützten, die für viele seiner Ordensbrüder allerdings noch neu und unverständlich war. Diese forderten ihn deshalb auf, wichtige aristotelische Grundbegriffe schriftlich zu erläutern.

Das Seiende und das WesenDas Seiende und das Wesen (Thomas von Aquin) ist aber keineswegs eine reine Wiederholung aristotelischer Lehren. ThomasThomas v. Aquin stand nämlich vor der Herausforderung, spezifisch christliche Vorstellungen wie die eines persönlichen Gottes als Schöpfer der Welt oder der einer individuellen, unsterblichen Seele des Menschen mit dem Weltbild des AristotelesAristoteles (384–322 v. Chr.) zu verbinden, das von einem unpersönlichen Vernunftgott, einer Ewigkeit der Welt und einer unlöslichen Verbindung zwischen Seele und Körper ausging.

In der MetaphysikMetaphysik (Aristoteles) des AristotelesAristoteles (384–322 v. Chr.), den ThomasThomas v. Aquin schlicht den »Philosophen« nennt, liegt das »Wesen« (griech. »ousía«) eines Dings in der Entfaltung und Entwicklung eines in ihm angelegten, eigentümlichen Zwecks – ähnlich wie sich die Gestalt eines Baums durch Abruf der genetischen Codierung aus einem Baumsamen entwickelt. In diesem Prozess wird aus bloßer Möglichkeit Wirklichkeit, aus Materie geformter Stoff. Aus dieser Vereinigung von Materie und Form geht ein selbständig existierendes, von anderen Dingen unterschiedenes Ding hervor, das Aristoteles »Substanz« nennt. Die Substanz ist für Aristoteles das eigentlich Seiende, eben weil in ihr das Wesen eines Dings verwirklicht ist.

Mit Hilfe des Begriffs »Substanz« versucht ThomasThomas v. Aquin nun, die christliche Seinsordnung philosophisch zu begründen. Anders als bei AristotelesAristoteles (384–322 v. Chr.) gibt es für ihn jedoch mehrere Arten von Substanzen, die verschiedenen Wirklichkeitsstufen angehören: Ganz oben steht die einzige einfache, rein geistige Substanz, nämlich Gott. Alle anderen Substanzen sind von dieser geschaffen und nicht einfach, sondern zusammengesetzt. Die Wirklichkeitsstufe unterhalb Gottes nehmen ebenfalls rein geistige Substanzen ein, die der göttlichen Existenz nahekommen, aber weniger vollkommen sind. Gemeint sind damit die zwischen Gott und den Menschen vermittelnden Engel, deren Existenz für ThomasThomas v. Aquin außer Frage stand. Schließlich gibt es die aus Materie und Geist zusammengesetzten Substanzen. Dazu gehören die Menschen und alle irdischen Dinge.

Mit der Substanz ist für ThomasThomas v. Aquin wie für AristotelesAristoteles (384–322 v. Chr.) das Wesen eines Dings gegeben. Doch das eigentliche Sein, dasjenige also, in dem Möglichkeit und Wirklichkeit zur vollen Deckung gebracht sind, gibt es nur bei Gott. Nur in Gott als der einfachen Substanz fallen Wesen und Sein zusammen. Gott ist »das schlechthin vollendete Sein«, er ist alles, was möglich ist. Bei den zusammengesetzten Substanzen fallen Wesen und Sein auseinander. Der Mensch hat gegenüber allen anderen irdischen Dingen die Besonderheit, dass er eine individuelle, rein geistige Seele hat, die zwar mit dem Körper entsteht und verbunden ist, aber nicht mit ihm vergeht.

Mit Das Seiende und das WesenDas Seiende und das Wesen (Thomas von Aquin) hat ThomasThomas v. Aquin mit Hilfe des AristotelesAristoteles (384–322 v. Chr.) das Verhältnis zwischen christlichem Gott und der Wirklichkeit neu gedeutet und gleichzeitig die Grundlage für sein eigenes System gelegt, wie er es z.B. in der Summe der TheologieSumme der Theologie (Thomas von Aquin) entwickelt hat. Die schmale, aber außerordentlich dichte Schrift eignet sich aber auch hervorragend als Einführung in das gesamte Denken des Hochmittelalters.

Summe der Theologie Thomas v. Aquin Summe der Theologie (Thomas von Aquin)

(Summa theologiae)

Entst. 1266–1273

Die Summe der TheologieSumme der Theologie (Thomas von Aquin) ist nicht nur ein Buch für Theologen, sondern eines der wichtigsten philosophischen Werke des Mittelalters. Während im Frühmittelalter der Gegensatz zwischen Glaube und Vernunft betont wurde und der Zugang zu Gott nur durch eine Überwindung und Abkehr von rationaler Erkenntnis möglich schien, wertete die Scholastik, die Schulphilosophie des Hochmittelalters, die Leistungen der Vernunft wieder auf und bemühte sich darum, der christlichen Offenbarungslehre eine philosophische Grundlage zu geben. Für den noch jungen Bettel- und Lehrorden der Dominikaner, dem ThomasThomas v. Aquin angehörte, spielte dabei die Philosophie des AristotelesAristoteles (384–322 v. Chr.) eine besondere Rolle. Sie war über die Kommentare islamischer Philosophen in den Westen gelangt und lag erstmals in vollständiger lateinischer Übersetzung vor.

Die dreibändige Summe der TheologieSumme der Theologie (Thomas von Aquin) bildet den Höhepunkt der Versuche, Aristotelismus und Christentum miteinander in Einklang zu bringen. Grundlage der Lehre des ThomasThomas v. Aquin ist die These, dass die durch den Glauben und die durch das »natürliche Licht« der Vernunft gewonnene Erkenntnis sich ergänzen. Die christliche Offenbarungslehre baut auf der natürlichen Vernunft auf.

Daher gibt es auch rationale Wege, die zu Gott führen. Die Idee Gottes ergibt sich als notwendige Konsequenz, wenn wir die Erkenntnis der Gesetzmäßigkeit der Welt zu ihrem logischen Ende führen. Aus der Einsicht, dass Ereignisse durch eine Kette von Ursache und Wirkung miteinander verbunden sind, oder die, dass alle Dinge als Teil einer Ordnung von Zwecken begriffen werden können, schließt ThomasThomas v. Aquin auf Gott als erste Ursache und Endzweck aller Dinge. Wie bei AristotelesAristoteles (384–322 v. Chr.) ist Gott für ThomasThomas v. Aquin das einzige notwendige und vollkommene Wesen.

Der Glaube ist es jedoch, der allein in die letzten Tiefen des göttlichen Geheimnisses vordringt: Dazu gehören die göttliche Dreieinigkeit als Vater, Sohn und Heiliger Geist sowie die Erlösung des Menschen durch die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus. Sie sind rational ebenso wenig begreifbar wie die Schöpfung der Welt aus dem Nichts.

Ähnlich wie AristotelesAristoteles (384–322 v. Chr.) entwirft ThomasThomas v. Aquin das Bild eines hierarchisch und nach Vernunftgesetzen gegliederten Universums, das von der anorganischen Natur bis zur reinen geistigen Wirklichkeit Gottes aufsteigt und in der die geistige aktive Form die passive Materie durchdringt. Dabei ist der Mensch das Scharnier zwischen der niederen materiellen und der höheren geistigen Welt. Er ist eine leib-seelische Einheit, wobei die individuelle unsterbliche Seele es ist, die ihn als Menschen formt und mit der Wirklichkeit Gottes verbindet. Diese »Geistseele«, die aus einem rationalen, empfindenden und rein vegetativen Teil besteht, macht ihn zum Vernunftwesen.

ThomasThomas v. Aquin folgt AristotelesAristoteles (384–322 v. Chr.) auch darin, dass er Glück als das natürliche Handlungsziel des Menschen ansieht. Es wird erreicht, indem der Mensch den rationalen Seelenteil zum beherrschenden macht und die Tugenden ausprägt, die seinem vernünftigen Wesen entsprechen: Von PlatonPlaton (428/427–348/347 v. Chr.) übernimmt ThomasThomas v. Aquin die vier Kardinaltugenden Maß, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Klugheit, die er »Angeltugenden« nennt. Sie genügen jedoch nicht und bedürfen der Ergänzung durch die religiösen Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung. Wahres Glück erfüllt sich erst in der kontemplativen Schau Gottes. An der Willensfreiheit hält ThomasThomas v. Aquin fest: Der Mensch kann sich auch gegen seine Natur und gegen Gott entscheiden.

Die Summe ist Fragment geblieben und hat dennoch einen riesigen, für den normalen Leser kaum zu bewältigenden Textumfang. Sie ist das vielleicht wichtigste Zeugnis einer Verbindung von griechischem und christlichem Denken geblieben. Der Verfasser wurde heilig gesprochen und der »Thomismus« zur offiziellen Philosophie der katholischen Kirche erklärt. Das Werk regte aber auch eine über Jahrhunderte währende Diskussion an: Themen wie die Beweisbarkeit Gottes, die Unsterblichkeit der Seele und die Willensfreiheit standen noch bis KantKant, Immanuel (1724–1804) im Mittelpunkt der neuzeitlichen Metaphysik.

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