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SenecaSeneca (um 1 – 65)

Um 1–65 n. Chr.

Briefe an LuciliusBriefe an Lucilius (Seneca)

(Epistulae morales ad Lucilium)

Entst. 62–65

Lucius Annaeus SenecaSeneca (um 1 – 65) ist in die Geschichte als römischer Konsul und Erzieher Neros eingegangen. Die Philosophie kennt ihn als Vertreter der späten Stoiker, der der stoischen Forderung nach Gelassenheit gegenüber dem Unveränderlichen auch dann folgte, als ihn Nero des Verrates bezichtigte und zur Selbsttötung zwang. In den in seinen letzten Lebensjahren entstandenen 124 Lehrbriefen an seinen Freund Lucilius, der als hoher Beamter in Sizilien diente, fasste Seneca die Summe seiner philosophischen Überzeugungen zusammen. Diese »epistulae morales«, also wörtlich »moralischen Briefe« haben es, wie die gesamte antike Ethik, mehr mit Lebenskunst und den Anleitungen für ein glückliches Leben zu tun als mit dem, was wir heute unter »Moral« verstehen. Die Briefform war eine in der Antike beliebte didaktische Gattung, die es erlaubte, die eigene Lehrmeinung in kurzer, prägnanter und zugleich essayistischer Form zu formulieren. Wie andere Lehrbriefe waren auch die Briefe an LuciliusBriefe an Lucilius (Seneca) von vorneherein nicht nur für einen privaten Adressaten, sondern zur öffentlichen Kenntnisnahme bestimmt.

Die Briefe an LuciliusBriefe an Lucilius (Seneca) widmen sich der Frage: »Wie soll man richtig leben?« – oder, in den Begriffen der antiken Ethik: »Wie erlange ich Weisheit?« Dabei illustriert SenecaSeneca (um 1 – 65) seine Thesen mit zahlreichen konkreten Beispielen, die er seiner eigenen Lebenserfahrung entnimmt.

Er vertritt dabei einen aufgeklärten und abgemilderten Stoizismus, der auch für die Ansichten anderer spätantiker Philosophenschulen offen war. So sah er keinen absoluten Gegensatz zwischen der stoischen Forderung nach Kontrolle der Leidenschaften durch die Vernunft und der Lehre des EpikurEpikur (um 341 – 271 oder 270 v. Chr.), nach der das wahre Ziel des Handelns im Zustand der Lust und Freude besteht. Der von EpikurEpikur (um 341 – 271 oder 270 v. Chr.) angestrebte Zustand der »ataraxía«, also der Seelenruhe, war für ihn mit dem von den Stoikern propagierten Zustand der »apathía«, der Befreiung von Leidenschaften, eng verwandt. Im Gegensatz zur Feindschaft, die die meisten Stoiker den Epikureern entgegenbrachten, sah SenecaSeneca (um 1 – 65) in EpikurEpikur (um 341 – 271 oder 270 v. Chr.) einen Weisen, der, ähnlich wie die Stoiker, für einen vernünftigen Umgang mit den menschlichen Bedürfnissen, für das Ideal der Freundschaft und für einen Zustand der inneren Freiheit und Selbstkontrolle eintrat.

SenecaSeneca (um 1 – 65) machte sich für eine ausgesprochen pragmatische und praxisorientierte Lebenshaltung stark. Der Weise sucht keine Außenseiter- oder Aussteigerexistenz, wie dies von den Kynikern gefordert wurde, sondern er nutzt die ihm gebotenen Möglichkeiten auf vernünftige Weise. So verurteilt Seneca auch nicht den Reichtum, den er nicht als Hindernis, sondern als Chance für ein selbstbestimmtes Leben sieht. Der Mensch muss lernen, von allem den rechten Gebrauch zu machen, nämlich von materiellen Gütern, von seinen Naturtalenten und vor allem von der Lebenszeit, die ihm zur Verfügung steht. Auch Kunst und Wissenschaft dürfen nicht zum Selbstzweck werden und zur Schulgelehrsamkeit verkümmern, sondern müssen in den Dienst der »Lebenskunst« gestellt werden.

Die für die Erlangung der Glückseligkeit und Weisheit wesentliche tugendhafte Haltung – lat. »virtus« – besteht für SenecaSeneca (um 1 – 65) in einer inneren Autarkie, die sich gegenüber allen äußeren Schicksalsschlägen und Einflüssen behauptet. Sie wird nicht durch theoretische Überlegungen, sondern nur durch praktische Übungen erlangt. Zu diesen »Askeseübungen« gehören z.B. körperliche Abhärtung und das zeitweise Eintauchen in ein einfaches Leben. Auch die Todeserfahrung soll, z.B. durch Vertrautwerden mit Krankheit, schon während des Lebens eingeübt werden. Von SokratesSokrates (469–399 v. Chr.) übernimmt Seneca die These, dass Philosophieren bedeutet, sterben zu lernen. Dabei muss dem Menschen auch die Freiheit gelassen werden, seinen Tod selbst herbeizuführen – eine Aussage, die Seneca durch sein eigenes Ende praktisch bekräftigte.

SenecasSeneca (um 1 – 65) BriefeBriefe an Lucilius (Seneca) haben, wegen ihrer essayistischen Darstellungsform und verständlichen Sprache, überall dort in der Philosophie große Wirkung erzielt, wo das Thema Lebensweisheit im Mittelpunkt stand – so etwa bei MontaigneMontaigne, Michel de (1533–1592), im Neostoizismus des 17. Jahrhunderts und bei SchopenhauerSchopenhauer, Arthur (1788–1860). Aber auch die wieder auflebende Philosophie der Lebenskunst kann in ihm einen ihrer philosophischen Väter sehen.

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