Читать книгу Ameisenmonarchie - Romina Pleschko - Страница 16

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MAGDALENA LAG IM Bett und dachte daran aufzustehen. Ganz fest dachte sie daran und war enttäuscht, dass es dadurch nicht von selbst passierte. Sie müsste nur die Decke zurückschlagen, die kühle Luft an ihren nun ungeschützten Beinen ertragen und die Füße auf den kalten Boden stellen. Sie müsste diese Kälte ausblenden und stoppen, bevor sie das Herz erreichte. Sie müsste einen Fuß vor den anderen setzen, links zuerst, wie es ihrer gesamten Polung entsprach, und den leichten Schwindel ausgleichen, ohne sich an der Wand abzustützen. Sie würde das Schlafzimmer verlassen und die Luft draußen atmen, die unverbrauchte Luft, die ihr in den Kopf schießen würde. Sie würde sich gegen die Gedanken wehren, die unweigerlich auftauchten, wenn der Kopf belüftet wurde.

Magdalena drehte sich um, mit Schwung, langsam war es nicht mehr möglich, denn sie lag immer an derselben Stelle des übergroßen Bettes und hatte eine tiefe Mulde in die Matratze gedrückt. Ein kalter Luftschwall kroch unter die Bettdecke und erwärmte sich sofort auf das Angenehmste. Den Körper einmal gewendet sah die Welt gleich ganz anders aus. Magdalena schnupperte an ihrer Schulter, sie würde wohl nie aufhören nach Säugling zu riechen, und dieser Geruch begleitete sie in einen unruhigen Schlaf.

Im Traum wanderte sie an der Seite eines recht ungeduldigen Pagen durch ein beeindruckendes altes Hotel, Jugendstil höchstwahrscheinlich, das völlig unpassend mit hochmodernen riesengroßen Panoramafenstern ausgestattet war, die wie gläserne Wunden auf Scheußlichkeiten der Industrie, auf Lagerhallen, Müllhalden in Hinterhöfen und Verladestationen zeigten. Magdalena wanderte von Stockwerk zu Stockwerk, in der immer verzweifelteren Erwartung, endlich ein schön beleuchtetes Städtepanorama präsentiert zu bekommen, und stellte sich minutenlang vor jedes einzelne Fenster, obwohl der Page sie hartnäckig vorantrieb. Nirgends ein schöner Ausblick.

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