Читать книгу Ameisenmonarchie - Romina Pleschko - Страница 23

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»WIE KANN ICH Ihnen behilflich sein?«, fragte Karin lächelnd und verstaute heimlich ihre Trinkflasche unter dem Verkaufstresen.

Heute hatte sie schon guten Umsatz gemacht, eine Ukrainerin war schlecht gelaunt zum Counter gekommen und hatte nach ausgiebiger Beratung diesen auch wieder schlecht gelaunt verlassen, am Arm achtlos baumelnd eine lackglänzende Tragetasche gefüllt mit Gesichtspflege im Wert eines zweiwöchigen Skiurlaubs. Karin fragte sich, ob die schlechte Laune der meisten Ostfrauen darauf zurückzuführen war, dass sie sich der Klischees über sich schmerzlich bewusst waren. Niemand sonst unter sechzig würde sich in Wien noch trauen Pelz zu tragen, ohne andauernd »Der ist geerbt und es wär schad drum« oder »Ist natürlich nicht echt, wirklich« in jeden Smalltalk einzuflechten, gerne in einer Lautstärke, dass das nähere Umfeld gleich Bescheid wusste, die Farbbeutel wieder in die Rucksäcke packte und es bei finsteren Blicken beließ. Die meisten Ostfrauen hatten diesen übertriebenen Zugang zu ihrer Weiblichkeit, fand Karin. Sie kauften leidenschaftlich gerne Dior Make-up, ebenso wie alle Transvestiten und gehobenes Personal aus dem Rotlichtmilieu, denn Dior sparte nicht mit Glitzerpartikeln, und so ein glitzernder Kussmund mit glitzerndem Augenzwinkern konnte sehr praktisch sein, wenn man erlegt werden wollte, es garantierte zumindest für einen kurzen Zeitraum die ungeteilte Aufmerksamkeit des Jägers. Karin war ein bisschen neidisch auf diesen pragmatischen Umgang mit der Männerwelt, sie selbst bekam von Glitzerpartikeln im Lipgloss sofort aufgesprungene Lippen, und blutiger Schorf versprühte leider nur Kadavercharme, das war ihr bewusst.

»Ich bin auf der Suche nach einem neuen Parfum«, sagte Herb Junior und stellte etwas angewidert fest, dass die vielen Sommersprossen der Verkäuferin im Neonlicht aussahen wie eine Krankheit.

»Es sollte nichts Blumiges sein, zumindest nicht in der Kopfnote.«

Karin lächelte.

»Ausgezeichnet, da finden wir sicher etwas Schönes für Sie, eine blumige Kopfnote ist ohnehin nicht wahnsinnig gefragt bei Herrendüften, ich hätte hier ganz neu Mandarino di Amalfi von Tom Ford, das entfaltet sich auf der Haut sehr subtil, frisch zitronig, es ist angereichert mit Estragon, Basilikum und Minze und erst zum Schluss wird es in der Herznote etwas blumig mit Jasmin und Orangenblüte.«

»Das klingt gut. Wer möchte nicht um viel Geld riechen wie ein klassisches Balkonkräuterkisterl«, sagte Herb Junior und lachte.

Karin lächelte.

»Vielleicht darf ich Ihnen eine Probe mitgeben, dann können Sie in Ruhe entscheiden, ob der Duft Ihnen zusagt.«

»Vielen Dank, wie nett, sehr gerne. Ich schau mich noch ein bisschen um, wenn das in Ordnung ist.«

Karin lächelte und rückte ihr Halstuch zurecht.

Irgendwoher kannte sie den Mann, aber ihr fiel nicht ein, woher. Es war auch nicht weiter von Bedeutung, denn nach Lipgloss jagte der ganz offensichtlich nicht.

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