Читать книгу Ameisenmonarchie - Romina Pleschko - Страница 17

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»IHRE ELTERN WOHNEN auch hier«, sagte der Nationalratsabgeordnete der komplett unwählbaren Partei und störte damit die Stille im Lift auf eine überraschend angenehme Weise. Sein Hund schnüffelte an Herb Juniors Schuhen und hinterließ feuchte Nasenabdrücke auf dem matten Glattleder. Da es eine schlichte und treffende Feststellung war, wollte Herb Junior eigentlich gar nichts darauf antworten, aber er mochte das Parfum des Nationalratsabgeordneten viel zu sehr, um die Situation totzuschweigen, obwohl er sonst um blumige Kopfnoten einen großen Bogen machte und nicht ausschließen konnte, dass der Duft nur nach Flakon ausgewählt war. Herb Junior wollte dem echten Leben wieder einmal eine Chance geben.

»Genau, seit vor meiner Geburt, ich bin dann runtergezogen nach dem Studium, ein bisschen Abstand schadet ja nie«, antwortete er und ärgerte sich sofort über seine kratzige Stimme und die Banalität der gewählten Worte. Er war zu keinem Zeitpunkt seines Lebens auch nur durchschnittlich geschickt gewesen im Umgang mit fremden Menschen, die joviale Art des Vaters hatte ihn schon als Kleinkind abgestoßen und von der Mutter gab es diesbezüglich nichts zu lernen. Mandarino di Amalfi schien ihm den Kopf vernebelt zu haben. Der Lift fuhr quälend langsam und Herb Junior sah dem Nationalratsabgeordneten für abgezählte zwei Sekunden direkt in die Augen, um sich nicht vollkommen zu blamieren. Egal.

»Ist das Mandarino di Amalfi von Tom Ford?«, fragte er und der Nationalratsabgeordnete nickte lächelnd.

Der Hund saß nun auf dem Boden, ein Bein hinter dem Ohr, und leckte seinen Intimbereich. Mit einem langsamen letzten Ruck, der Herb Junior leicht den Magen aushob, kam der Lift endlich zum Stehen.

»Ich bin heute Abend in der Persephone Bar, vielleicht haben Sie ja Lust vorbeizukommen«, sagte der Nationalratsabgeordnete und zog sein vibrierendes Handy aus der Manteltasche.

»Komm schon, Albi«, sagte er zu seinem immer noch mit Körperhygiene beschäftigten Hund, stellte einen Fuß in die sich wieder schließende Lifttür und riss grob an der Leine. Er nickte Herb Junior zu und klemmte sein Handy mit einem ungeduldigen »Ja, was ist los?« zwischen Ohr und Schulter. Albi, dachte Herb Junior und blieb noch für einen Moment im Lift stehen, Albi kommt wahrscheinlich von Alberich. Warum eigentlich nicht.


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