Читать книгу Medienanalyse - Sabine Schiffer - Страница 10
1.1.1.1 Zeichen und ihre Funktionsweise
ОглавлениеZeichen zeigen, das ist ihre wichtigste Funktion, denn damit steuern sie unsere Aufmerksamkeit. Ein Mensch oder Plakat (Bild) mit einem Eis verführt nicht selten einen anderen Menschen dazu, auch eines zu wollen oder sich zumindest mit der Frage auseinanderzusetzen, ob man nicht Lust auf ein Eis habe. Bei Kindern geht dieser Vorgang ganz schnell und führt nicht selten zur spontanen Wunschäußerung »Ich will ein Eis!«. Das Sehen einer Sache oder eines Abbildes von der Sache lenkt also Aufmerksamkeit auf diese und kann zu entsprechenden Bedürfnissen auffordern – dieses Grundprinzip macht man sich in der Werbung zunutze. Und dieses Grundprinzip gilt für alle Zeichen, auch die Sprache.
Wie der US-amerikanische Sprachwissenschaftler (Linguist) und Kognitionsforscher George Lakoff in seinem Buchtitel Don’t Think Of An Elephant! (1990) plakativ die im Deutschen scherzhafte Aufforderung »Denke jetzt nicht an einen (rosa) Elefanten!« aufgreift, macht deutlich, dass genau das nicht geht. Das NICHT kann nicht dazu verhelfen, dieser Aufforderung (nicht) nachzukommen. Denn wer denkt jetzt nicht an einen Elefanten? Hier wird die Wirkmacht sprachlicher Zeichen deutlich.
Egal, wie man sich zu einer Sache äußert, die Äußerung allein lenkt Aufmerksamkeit auf diese. Unser Unterbewusstsein erkennt zudem Verneinung nicht. Das Agenda-Setting hat mit der Nennung des Begriffs »Elefant« bereits stattgefunden. Aktualisiert werden dabei unsere erworbenen Vorstellungen, was ein Elefant ist.
Neben der Frage nach der Aktualisierung bestimmter Themen durch deren Benennung, also nach dem Ob, spielt die Auswahl sprachlicher Zeichen zur Beschreibung bestimmter Sachverhalte eine entscheidende Rolle, also die Frage nach dem Wie. Die Erkenntnisse aus der Nominationsforschung kondensieren sich neudeutsch im Begriff »Wording«.7