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1.1.3 Bis hierher. Und wie weiter?

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Die grundsätzlichen Vorüberlegungen zu Äußerungsmechanismen und die Reflexe menschlicher Wahrnehmung müssen den einzelnen Schritten der Medienanalyse vorangestellt werden. Im Grunde hat Walter Lippmann die meisten der an verschiedenen Stellen erörterten Einzelaspekte schon 1922 in seinem Buch Die öffentliche Meinung beschrieben.25 Lippmann war ein guter Beobachter mit Bewusstsein dafür, dass die Vorstellung von der Welt wesentlich durch indirekte Eindrücke (Medienbilder) gestaltet wird und diesen darum besondere Konstruktionsmacht zukommt. Notwendige Auswahlentscheidungen, Zensur und Manipulationsmöglichkeiten gehen demnach Hand in Hand.

Es ist wichtig, sich die Einflussfaktoren jenseits nachweisbarer Absichten oder einer konkreten Einzelfallanalyse bewusstzumachen. So wie Medienmachende sind auch Mediennutzende und auch Forschende nicht neutral. Jede Person hat ihr eigenes Wahrnehmungsgerüst, wir alle bedienen uns subjektiver Zeichen und bewegen uns in einem System kollektiv antrainierter Wahrnehmungsraster. Deshalb ist es erforderlich, sich selbst richtig zu verorten und selbstkritisch zu beobachten – soweit das möglich ist – sowie stets zu hinterfragen, ob es weitere Momente gibt, die man übersehen hat. Das Arbeiten in Forscherteams, wie es unter anderem die Gruppe um den Kommunikationswissenschaftler Michael Meyen an der Ludwig-Maximilian-Universität (LMU) in München vorschlägt, ist empfehlenswert. Das dürfen auch Schulklassen sein.

Um möglichen Fehl- oder Überinterpretationen zu begegnen, ist zudem ein minimalistisches Vorgehen angeraten. Niemand sollte in Augenscheinliches mehr hineininterpretieren, als unbedingt erkennbar ist. Es kann geboten sein, kritische Fragen zu stellen, statt Antworten zu geben – weil etwa ein Sachverhalt noch gar nicht aufgeklärt ist, obwohl es in der medialen Darstellung so erscheint. Ob wirklich eine Lücke in der Darstellung existiert, ist mit dem Wissen um eigene Inferenzen bei der Rezeption leichter zu ermitteln.

Das bisher zusammengetragene Vorwissen zu Darstellungs- und Kognitionseffekten soll nicht unterschlagen, dass es bereits gut ausgearbeitete Methoden und Modelle der Kommunikationsanalyse gibt, die – so meine eigene Erfahrung in der Hochschullehre – allerdings die Gefahr bergen, nur ein sehr spezifisch akademisch interessiertes Publikum anzusprechen. Dennoch sind die vorhandenen Erkenntnisse miteinzubeziehen und werden im Folgenden auch mitverarbeitet, ohne den Gegenstand praxisbezogener Medienanalyse aus dem Blick zu verlieren.

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