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Giftpflanzen

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Die Giftigkeit von Pflanzen sowie der Grad ihrer Giftigkeit sind in Bestimmungsbüchern entsprechend gekennzeichnet. Darüber hinaus gibt es Giftpflanzen-Guides im Taschenbuchformat. Als Sammler sollte man sich hiermit auseinandersetzen.

Pflanzen entwickeln Gifte, um sich vor Fressfeinden oder vor dem Befall mit Krankheitserregern, wie Pilzen oder Bakterien, zu schützen.

Die Giftstoffe schmecken oft extrem unangenehm oder bitter, sodass Tiere, wie Raupen, Käfer oder Weidetiere, sie verschmähen beziehungsweise gewarnt sind, wenn sie in die Pflanze beißen. Gemeinerweise gibt es wohlschmeckende Ausnahmen, wie die Tollkirsche.

In unseren Gefilden werden nur etwa fünf Prozent aller Wildpflanzen als giftig angesehen. Einige Pflanzen sind schwach giftig bis giftig und führen zur Reizung der Schleimhäute, zu Erbrechen und gegebenenfalls zu Durchfall. Der Körper reagiert, indem er versucht, sich des Giftes zu entledigen und es nicht ins Blut gelangen zu lassen.

Stark giftige und sehr stark giftige Pflanzen können darüber hinaus zu Organschädigungen und im schlechtesten Fall zum Tod führen. Manche tödlich giftige Pflanzen, wie beispielsweise der Rote Fingerhut oder die Herbstzeitlose, sind sogar Heilpflanzen. Dies mag paradox klingen, aber ihre Wirkstoffe werden in „geeigneter Dosis“ für die Herstellung von Medikamenten verwendet. Diese Medikamente sind rezeptpflichtig und dürfen nur unter ärztlicher Aufsicht angewendet werden. Die Pflanzen dürfen nicht selbst dosiert werden, da bereits eine geringe Menge zum Tod führen kann und Pflanzen je nach Standort, Entwicklungsstadium und Stressresilienz unterschiedlich hohe Giftgehalte aufweisen.


© Silja Parke

Tödlich giftiger Roter Fingerhut: Alte Heilpflanze, aber für den Sammler und den Hausgebrauch tabu

Anhand dieses Beispiels verdeutlicht sich der bereits vor 500 Jahren von dem bekannten Arzt Paracelsus geprägte Satz (im heute üblichen Wortlaut): „Alle Dinge sind Gift und nichts ist ohne Gift – allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.“

Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass jede Pflanze eine Giftpflanze sein kann, wenn man sie überdosiert. 95 Prozent unserer Pflanzen werden trotzdem nicht als Giftpflanzen bewertet, da eine Überdosierung bei ihnen unwahrscheinlich ist und geeignete Mengen sogar positive Effekte erzielen. Wer mit Pflanzen umgeht, wird immer wieder mit diesem wichtigen Satz konfrontiert werden, denn wie bei allem geht es auch hier um das geeignete Maß.

Über Giftpflanzen sollte man schließlich wissen, dass Gifte nicht nur durch innerliche Einnahme, sondern auch über den Hautkontakt in den Körper gelangen können. Wenn die Haut mit giftigem Pflanzensaft in Berührung kommt, soll sie möglichst rasch mit Wasser und Seife gespült werden.


© Silja Parke

Am besten mit „Allerweltskräutern“ beginnen


© Jean-Marc Pascolo/Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0

Viele Pflanzen haben Doppelgänger: Hier links tödlich giftiger Roter Fingerhut (Digitalis purpurea) und rechts Echter Beinwell (Symphytum officinale) im Frühling vor der Blüte

Bei einigen Pflanzen kann der Hautkontakt allergische Reaktionen, Ausschläge (Wiesendermatitis) oder, in Verbindung mit Sonnenlicht, Verbrennungen auslösen. Man spricht hierbei von phototoxischen Eigenschaften (siehe auch Seite 39 Furanocumarine).

Sollte man bei aller Vorsicht doch den Verdacht haben, sich vergiftet zu haben, gilt es Ruhe zu bewahren. In Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es Giftnotzentralen, bei denen man im Notfall telefonische Beratung erhält. Am besten speichert man sich die Telefonnummer im Handy. Falls Benommenheit, Schläfrigkeit, Atemnot oder extreme Hautreaktionen auftreten, sollte der Rettungsdienst verständigt werden und möglichst Teile der Pflanze mit zum Arzt oder in die Klinik genommen werden.

Ganz schön wild

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