Читать книгу Ganz schön wild - Silja Parke - Страница 27
Der richtige Sammelzeitpunkt
ОглавлениеDer richtige Sammelzeitpunkt spielt für die Qualität der gesammelten Kräuter eine Rolle. Für jede Pflanze gibt es individuelle Sammelempfehlungen, die sich auf die optimale Jahres- und Tageszeit beziehen und auf Erfahrungen oder Untersuchungen basieren. Diese Informationen entnimmt man vor allem Sammel- und Mondkalendern sowie Kräuterbüchern und Kräuterlexika.
Die Angaben können jedoch nur eine Orientierung sein, da die Vegetationsentwicklung von vielen Faktoren abhängt und regionale Besonderheiten aufweist. Durch den Klimawandel verschieben sich darüber hinaus die Vegetationszeitpunkte von Jahr zu Jahr.
Daher ist es gegebenenfalls empfehlenswert, sich auch am phänologischen Kalender zu orientieren, der das Jahr in zehn statt in vier Jahreszeiten unterteilt. Diese sind nicht an ein festes Datum gebunden, wie bei unserem gregorianischen Kalendersystem, sondern werden durch Beobachtungen in der Natur und anhand festgelegter Zeigerpflanzen bestimmt. Der Beginn des Frühsommers wird beispielsweise durch die Weißdorn-, Holunder- und Roggenblüte angezeigt, wenn auch Klatschmohn und Wildrosen blühen und die ersten Sommerfrüchte wie Erdbeeren und Süßkirschen reifen.
Generell kann man sagen, dass im Frühling vor allem Blätter, Blüten und Wurzeln, im Sommer Blätter, Blüten und Früchte und im Herbst vorwiegend Früchte und Wurzeln gesammelt werden. Dies orientiert sich an verschiedenen Reife- und Alterungsprozessen sowie an unterschiedlichen Konzentrationsgehalten der Inhaltsstoffe im Verlauf des Jahres.
Natürlich ist es auch vom Verwendungszweck abhängig. Beispielswiese sind Blätter im Frühling am zartesten und eignen sich gut für die Küche. Mit zunehmendem Jahr werden sie oft zäher und bitterer und nehmen an Gerbstoffen zu. Jetzt eignen sie sich weniger gut für die Küche. Wer aber die Gerbstoffe für die Hausapotheke nutzen möchte, wird nun sammeln, wenn der Gehalt hoch ist.
Blüten haben im Frühling und im Sommer die meiste Kraft und werden in der Regel kurz nach dem Aufblühen beziehungsweise in der Vollblüte gesammelt. Die Vollblüte ist erreicht, wenn über die Hälfte der vorhandenen Blüten an der Pflanze geöffnet sind.
In den Wurzeln hingegen steckt die meiste Power im zeitigen Frühjahr, wenn die Pflanzenteile austreiben, und im Herbst, wenn sie sich zurückziehen.
© Silja Parke
Die Klatschmohnblüte zeigt uns an, dass wir jetzt auch auf die Suche nach Walderdbeeren, Wildrosen, Holunder- und Weißdornblüten gehen können
Grundsätzlich gilt, dass das Wetter zumindest zwei bis drei Tage trocken gewesen sein sollte. Je feuchter die Witterung, desto mehr Wasser enthalten die Pflanzen, was sie anfällig für Schimmel sowie Verkeimung macht und den Wirkstoffgehalt verwässert. Deswegen sollten Kräuter auch nicht früh am Morgen gesammelt werden, wenn sie noch mit Morgentau bereift sind.
Der Gehalt an ätherischen Ölen nimmt im Tagesverlauf ab, weswegen viele Pflanzen optimalerweise kurz vor Mittag gesammelt werden.
Der Gehalt an Nitrat nimmt ebenfalls im Verlauf des Tages ab. Pflanzen, die auf nährstoffreichen Böden wachsen und zu Wildgemüse beziehungsweise Spinat verarbeitet werden sollen, sind daher besser gegen Ende des Tages zu sammeln, da nitratreiche Kräuter durch Wärmeeinwirkung vermehrt Nitrit bilden. Zu den Kräutern, die dies betrifft, zählen z. B. Brennnessel, Gänsefuß und Wilde Rauke.
Erwischt man einmal nicht den optimalen Zeitpunkt, ist dies nicht dramatisch. Man soll die Regeln einfach als Orientierungshilfe im Hinterkopf behalten. Die Sache soll jedoch Spaß machen und nicht in „Sammelstress“ ausarten. Wichtig ist, dass die Kräuter für die Verarbeitung zu Vorratsprodukten trocken sind. Werden die Kräuter frisch und sofort in der Küche verwendet, dürfen sie ruhig vom Regen frisch gewaschen sein.
© Silja Parke
Nur für die sofortige Nutzung in der Küche müssen die Kräuter nicht trocken sein
© Silja Parke
Kräuter sollen absolut sauber gesammelt werden und keine Verschmutzungen aufweisen