Читать книгу Ganz schön wild - Silja Parke - Страница 32

Die Sache mit den Wiesen

Оглавление

Einerseits haben wir bunt blühende Wiesen im Kopf, wenn wir an das Sammeln von Wildkräutern denken. Diese schönen, sogenannten „Muttertagswiesen“ sind jedoch weitgehend aus unseren Kulturlandschaften verschwunden. Meistens haben wir es mit intensiver genutzten Mehrschnittwiesen zu tun, die sich oft nicht als optimaler Sammelplatz erweisen.

Diese Flächen werden entweder mit Gülle, Jauche oder gar mit Kunstdünger „überversorgt“. Düngen an sich ist nichts Schlechtes. Um es klar zu sagen, ohne Mahd und ohne Dünger würde es kaum Wiesen geben. Entscheidend ist jedoch die Art der Düngung und der Bewirtschaftung. Optimalerweise sollten biologische und organische Dünger eingesetzt werden. Der langfristige und übermäßige Einsatz von Kunstdüngern zeigt sich in Artenarmut. Hier gibt es kaum eine Kräutervielfalt, der Bewuchs wird einseitig durch gewisse Gräser bestimmt. Aus diesem Grund werden Kräutersammler hier ohnehin kaum fündig werden.


© Silja Parke

Solch schöne „Muttertagswiesen“ erfreuen das Sammlerherz, sind jedoch leider selten geworden

Ob man auf Gülle- oder Jauchewiesen sammelt, ist Geschmackssache, aber grundsätzlich nicht schädlich. Bei Gülle handelt es sich genau genommen um eine Mischung von Kot und Urin, bei Jauche um eine Mischung von Harn und Wasser. Wir kennen alle den Gestank, der mit der Düngung einhergeht. Ist dieser verflogen, erkennt man eine frisch gedüngte Güllewiese immer noch daran, dass die Gülle auf Gräsern und Kräutern klebt. Auf der frisch mit Jauche gedüngten Wiese sind dunkle Schattierungen sowie Druck- und Reifenspuren von dem Jauchewagen erkennbar.


© Silja Parke

Zu häufige Mahd, falsche Mahdzeitpunkte und suboptimale Düngung führen zu geringerer Artenvielfalt

Am artenreichsten sind Wiesen, in denen mäßig gedüngt und gemäht wird. Hier wachsen ab 50 und mehr Arten und die schönsten und gesündesten Kräuter.

Auf frisch gedüngten Gülle- und Jauchewiesen sollte nicht gesammelt werden. Die Pflanzen sind mit Fäkalien verunreinigt. Klar besteht hier die Gefahr, dass sich krank machende Keime auf den Kräutern sammeln, die z. B. bakterielle Darmerkrankungen auslösen können.

Allerdings werden diese Dünger schon bald durch den Regen von den Pflanzen heruntergewaschen. Danach könnte man theoretisch sammeln.

Mir persönlich ist es wichtig zu wissen, aus was für einem Betrieb (konventionelle oder biologische Landwirtschaft) der Dünger stammt. Im Glücksfall kann man dies in Erfahrung bringen oder kennt den Landwirt persönlich.

Generell sind mit Gülle und Jauche gedüngte Wiesen nähstoffreicher und werden als Fettwiesen bezeichnet. Hier herrscht ein großer Nährstoffreichtum, oft können sich daher einige nährstoffliebende Pflanzen durchsetzen. Oft breiten sich einzelne Arten, wie Löwenzahn oder Hahnenfuß, auf ihnen aus. Sehr fette Wiesen erkennt man unter anderem an der bläulich tiefgrünen Farbe der Gräser.

Sanfter ist die Düngung mit Festmist. Das ist eine trockene Mischung aus Kot mit Einstreu, teilweise auch mit Futterresten vermischt. Der Festmist wird entweder nach der Mahd oder im Herbst ausgebracht und bleibt sichtbar liegen. Stickstoff und andere Pflanzennährstoffe werden nur nach und nach an die Pflanzen abgegeben. „Festmistwiesen“ sind magerer und artenreicher und können sehr schöne, bunte Blumenwiesen sein, auf denen es sich gut sammeln lässt.

Der Artenreichtum von Wiesen wird nicht nur durch die Düngung, sondern auch durch die Art und Anzahl der Schnitte bestimmt. Die Anzahl der Mahden kann jährlich von eins bis sechs reichen.

Generell ist es empfehlenswert, in nur wenig gedüngten Wiesenbereichen und auf extensiv gemähten Wiesen (1–3 Schnitte) zu sammeln. Es bieten sich darüber hinaus Flächen an, z. B. Hanglagen, Buckelwiesen oder Wiesen mit anstehendem Gestein, die maschinell kaum oder nur schwierig zu bewirtschaften sind.


© Silja Parke

Auf richtig bewirtschafteten Wiesen finden viele Pflanzen und Tiere einen Lebensraum


© ENeems/Shutterstock.com


© Andreas Thomasser

Es kann sich lohnen, beim Bio-Bauern oder bei der Bio-Gärtnerei um Sammelerlaubnis auf dem Gelände zu bitten

Schließlich ist zu bedenken, dass Wiesen in den allermeisten Fällen im Privatbesitz sind und der Ernährung von Nutztieren dienen. Die Besitzer werden sich ärgern, wenn man mitten in ihre Wiese geht und die Gräser und Kräuter niedertritt, denn hierdurch verliert das Futter an Wert. Daher sollte man nur vom Wiesenrand aus sammeln und bestenfalls den Besitzer um Sammelerlaubnis bitten. Wenn man höflich fragt, ist das meistens gar kein Problem.

Das Gleiche gilt auch für Forste, also Nutzwälder, die zum Zweck der Holzwirtschaft angelegt werden. Solche Wälder erkennt man daran, dass sie in Monokultur und in Reihe und Glied angelegt sind und die Bäume gleich alt sind.

An Bahndämmen sollte nicht gesammelt werden, da sie mit hoher Wahrscheinlichkeit durch Unkrautvernichtungsmittel belastet sind.

Wer in einem Gemüseanbaugebiet lebt, für den kann es sich auch lohnen, einmal beim Biogemüsebauern oder bei der Bio-Gärtnerei nachzufragen, ob man auf dem Grundstück sammeln darf. Oft freuen sich die Besitzer, wenn man bei ihnen „das Unkraut jätet“ und man selbst bekommt Zugang zu einer dauerhaften Quelle gesunder Wildkräuter, ohne dass man lange dafür auf die Suche gehen muss.

Ganz schön wild

Подняться наверх