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12. Die Kolumnistin

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Anfang der sechziger Jahre war der Name Ulrike MeinhofMeinhof, Ulrike Marie durchgängig erwähnt bis Seite 73 plötzlich bekannt geworden. In einem Leitartikel in »konkret«konkret hatte sie im Mai 1961 unter der Überschrift »HitlerHitler, Adolf in Euch« geschrieben: »Wie wir unsere Eltern nach HitlerHitler, Adolf fragen, so werden wir eines Tages nach Herrn StraußStrauß, Franz Josef gefragt werden.«

Franz Josef StraußStrauß, Franz Josef klagte. Im Juni 1961 begannen die Ermittlungen, die Staatsanwaltschaft beantragte die Eröffnung des Hauptverfahrens. Als Verteidiger hatte Ulrike MeinhofMeinhof, Ulrike Marie durchgängig erwähnt bis Seite Gustav HeinemannHeinemann, Gustav beauftragt, der Minister unter AdenauerAdenauer, Konrad gewesen war und sein Amt aus ProtestProtestbewegung gegen des Kanzlers Rüstungspolitik niedergelegt hatte. Danach gründete Heinemann eine neutralistisch, pazifistisch orientierte Partei, die »Gesamtdeutsche Volkspartei«. Später trat Heinemann der SPDSPD bei und wurde 1969 Bundespräsident.

1961 vertrat er Ulrike MeinhofMeinhof, Ulrike Marie durchgängig erwähnt bis Seite 73 gegen StraußStrauß, Franz Josef. HeinemannHeinemann, Gustav gewann. Auf seinen Widerspruch hin lehnte das Hamburger Landgericht die Eröffnung des Verfahrens ab.

Der Streit StraußStrauß, Franz Josef gegen Meinhof fand in allen Zeitungen seinen Niederschlag. Und steigerte die Auflage der Zeitschrift.

Ehemalige »konkret«-Kollegen schildern Ulrike MeinhofMeinhof, Ulrike Marie durchgängig erwähnt bis Seite 73s Auftreten als Chefredakteurin wie das einer ehrgeizigen Jungsozialistin, die eisern der Parteilinie folgte. »Sie war immer eindeutig, sie war humorlos. Sie verkörperte in dieser Zeit, wo sie auch jung war, wo man noch hundertprozentig ist, den typischen Apparatschik.«

Die 26-jährige konnte sich durchsetzen, war autoritär, besserwisserisch und durchaus arrogant. »Du bist unpolitisch«, das war auch später immer wieder ihr Todesurteil für abweichende Meinungen.

Als Ulrike MeinhofMeinhof, Ulrike Marie durchgängig erwähnt bis Seite 1962 ein Kind erwartete, begann sie unter starken Kopfschmerzen und Sehstörungen zu leiden. Eine Überprüfung ihrer Reflexe ergab, dass die Störung im Gehirn liegen musste. Man stellte sie vor die Wahl, sich operieren zu lassen oder das Kind zu bekommen. Ulrike weigerte sich, die Schwangerschaft abbrechen zu lassen. Die Symptome wurden schlimmer, ihre Augen bewegten sich unkontrolliert, die Kopfschmerzen wurden stärker, sie konnte den Mund kaum noch öffnen.

Nach siebeneinhalb Monaten Schwangerschaft ging sie ins Krankenhaus. Durch Kaiserschnitt wurde sie von Zwillingen entbunden. Als die beiden Mädchen, BettinaRöhl, Bettina und RegineRöhl, Regine, alt genug waren, um aus dem Brutkasten genommen zu werden, unterzog sich Ulrike MeinhofMeinhof, Ulrike Marie durchgängig erwähnt bis Seite einer Gehirnoperation. Der Eingriff dauerte fünf Stunden. Der vermutete »Tumor« entpuppte sich als Blutgefäßerweiterung, ein Hämatom, das wegen der Blutungsgefahr nicht entfernt, sondern nur mit einer Silberklammer abgeklemmt werden konnte.

Fast drei Monate musste sie in der Klinik bleiben. Die Zwillinge wurden während dieser Zeit von Renate RiemeckRiemeck, Renate versorgt. Nach ihrer Entlassung stürzte sich Ulrike MeinhofMeinhof, Ulrike Marie durchgängig erwähnt bis Seite wieder in die Arbeit.

»Sie arbeitete viel zu schwer«, meinte ihre Pflegemutter Renate RiemeckRiemeck, Renate. »Sie wollte nach der Operation ihr Selbstvertrauen wiederherstellen. Sie war fest entschlossen, wieder in ein normales Leben zurückzukehren, hatte aber Angst, dass sich diese Geschichte wiederholen könne. Ihr Selbstvertrauen war nie so groß, wie sie vermuten ließ. Sie brauchte immer die Unterstützung einer stärkeren Persönlichkeit.« Sie sei als Kind zwar intelligent gewesen, habe erforschen wollen, wie weit sie gehen konnte, habe aber nie einen »kalten Intellekt« gehabt.

Ulrike MeinhofMeinhof, Ulrike Marie durchgängig erwähnt bis Seite war 1958 in die verbotene Kommunistische ParteiKommunistische Partei Deutschlands KPD eingetreten, in die alte KPD. Der Vorsitzende der Partei, Max ReimannReimann, Max, leitete die illegale Arbeit von der DDR aus.

Ulrike MeinhofMeinhof, Ulrike Marie durchgängig erwähnt bis Seite war nicht mit »kaltem Intellekt« Mitglied der KP geworden. Jedenfalls nicht nach einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den Werken von MarxMarx, Karl, EngelsEngels, Friedrich, LeninLenin, Wladimir Iljitsch oder LuxemburgLuxemburg, Rosa. Den MarxismusMarxismus lernte sie eigentlich erst als Neomarxismus in der StudentenbewegungStudentenbewegung kennen.

Die illegalen Kommunisten, unter ihnen viele, die im Widerstand gegen HitlerHitler, Adolf gekämpft hatten, verkörperten für sie einen konsequenten AntifaschismusAntifaschismus in einer Republik, in der viele ehemalige Nazis führende Positionen hatten.

Noch Jahre später erzählte sie von den Menschen, die sie in der Kommunistischen ParteiKommunistische Partei Deutschlands KPD kennengelernt hatte. Zu vielen hatte sie familiäre Gefühle entwickelt. Sie erinnerte sich an kleine Treffen in einer Arbeiterwohnung, wo man die Schuhe ausziehen musste, die vorgewärmten Pantoffeln bereitstanden und der Tisch mit Spitzendeckchen und Kaffee und Kuchen gedeckt war.

Anfang 1964, Ulrike nahm gerade ihre Redaktionsarbeit wieder auf, kam es zum großen Krach mit der illegalen KPD. In einem Artikel hatte der »konkret«-konkretAutor Jürgen HoltkampHoltkamp, Jürgen seine Sympathien für Schriftsteller des – ersten – DDR-FrühlinPrager Frühlinggs ausgedrückt. Die Partei verlangte die Trennung von Holtkamp. RöhlRöhl, Klaus Rainer lehnte ab. Die Partei verlangte nun auch Röhls Rausschmiss aus der Redaktion, aber Ulrike weigerte sich, die Zeitung allein weiterzuführen.

Da drehte Ostberlin den Geldhahn zu. Im Juni 1964 blieb die monatliche »Spende« von 40000 Mark (West) aus. RöhlRöhl, Klaus Rainer entschloss sich, das Blatt ohne finanzielle Hilfe aus dem Osten weiterzumachen. Das große Format mit den weißen Buchstaben auf schwarzem Grund wurde abgeschafft, und Röhl stellte das Magazin auf »Spiegel«-Der Spiegel-Format mit einem schmalen roten Rand um. Vollbusige Mädchen zierten fortan die Titelseiten, im Innenteil mischte Röhl Politik und Kultur mit Sex. Die Auflage stieg in wenigen Monaten von 20000 auf 100000 Exemplare.

Anfang 1965 schrieb Ulrike MeinhofMeinhof, Ulrike Marie durchgängig erwähnt bis Seite zum 20. Jahrestag der Bombardierung von Dresden einen Kommentar gegen den Krieg, der zu einer Anklage gegen die Westmächte wurde. Dabei berief sie sich explizit auf das Buch »Der Untergang Dresdens« des revisionistischen Historikers und späteren Holocaust-Leugners David IrvingIrving, David.

Der Baader-Meinhof-Komplex

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