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30. Waffensuche auf dem Friedhof

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Die erste WaffenbeschaffunRAF Rote Armee Fraktion-Waffengsaktion war gescheitert, aber Horst MahlerMahler, Horst erschloss eine neue Quelle. Der ahnungslose Anwalt erklärte, sein alter Bekannter Peter UrbachUrbach, Peter könne die notwendigen Waffen besorgen. Auf einem Friedhof in Buckow habe Urbach eine Kiste mit Pistolen aus dem Zweiten Weltkrieg vergraben, rostfrei und gut verpackt. Baader sprang darauf an. Am Nollendorfplatz fand das erste Treffen mit dem VerfassungsschutzVerfassungsschutzagenten statt. Dann fuhren Baader, Mahler und ein paar andere zusammen mit Urbach zum Friedhof. Der V-Mann deutete die Stelle an, wo die Waffen vergraben sein sollten. Doch trotz der nächtlichen Stunde war die Luft nicht rein. Einige späte Passanten verhinderten die Grabungsaktion.

Am Nachmittag des nächsten Tages fuhr Andreas BaaderBaader, Andreas durchgängig erwähnt mit stark überhöhter Geschwindigkeit durch Kreuzberg. Plötzlich merkte er, dass er von einem Polizeiwagen verfolgt wurde, den er aber abschütteln konnte. Seine Autonummer wurde allerdings notiert.

Abends wurde erörtert, welches Fazit aus der vergeblichen Buddelei auf dem Friedhof zu ziehen sei. Man überlegte hin und her, ob UrbachUrbach, Peter wohl bloß angegeben habe; dass er ein Spitzel sein könnte, wurde noch nicht ernsthaft erwogen. Ihm solle noch eine Chance gegeben werden.

Einige Tage später trafen sie sich spät in der Nacht zum zweiten Mal mit dem VerfassungsschutzVerfassungsschutzagenten. UrbachUrbach, Peter hatte, wie schon bei der ersten Grabungsaktion, die notwendigen Gerätschaften, wie Spaten und Hacken, mitgebracht.

UrbachUrbach, Peter deutete auf einen kleinen Erdwall. Dann begannen Baader und er zu graben, während einer mit einem Luftgewehr in der Hand Wache stand. Nach einer knappen halben Stunde stellte sich heraus, dass die Mühe vergebens war. Waffen waren, hier jedenfalls, nicht vergraben. Urbach konnte sich die Sache nicht erklären. Da müsse wohl jemand anders schon vor ihnen gegraben haben, versuchte er sich herauszureden. Die Truppe machte sich auf den Weg nach Hause.

MahlerMahler, Horst und UrbachUrbach, Peter stiegen zusammen in einen Wagen und fuhren vor, Baader und die anderen in einem zweiten Auto hinterher. Gegen 3.15 Uhr stoppte ein Streifenwagen der Polizei auf der Waltersdorfer Chaussee das Fahrzeug. Die Polizisten verhielten sich wie bei einer normalen Verkehrskontrolle. In Wahrheit war die Festnahme durch einen Einsatzbefehl der Polizeifunkzentrale angeordnet worden. Urbach hatte eine Falle gestellt.

»Zeigen Sie bitte Ihre Papiere«, sagte der Polizist zu Baader. »Haben Sie Alkohol getrunken?« Baader verneinte. Der Beamte blätterte in Baaders Papieren, Führerschein und Personalausweis auf den Namen Peter C., geboren am 14. Juni 1934 in Berlin. »Wo wohnen Sie denn?«

»Rom, Via Addia 4«, sagte Baader.

»Verheiratet sind Sie auch?«, fragte der Beamte.

Baader nickte. »Wie viele Kinder haben Sie denn?«

Baader musste passen. Zwar war die Zahl seiner Kinder im Ausweis eingetragen, Baader aber hatte offenbar nie nachgesehen.

Der Polizeibeamte forderte die Fahrzeuginsassen auf, zur Identitätsüberprüfung mit auf die Wache zu kommen.

Als Einziger blieb Baader in Polizeigewahrsam. Die anderen konnten wieder gehen. MahlerMahler, Horst und UrbachUrbach, Peter hatten die Festnahmeaktion aus einer Nebenstraße heraus beobachtet. Der VerfassungsschutVerfassungsschutzzagent nahm Mahler noch mit in die Stadt und setzte ihn dort ab.

Am Vormittag des 4. April 1970, kurz nach 9.00 Uhr, rief Horst MahlerMahler, Horst beim Polizeirevier 221 an: »In den heutigen Morgenstunden ist doch von Ihrer Dienststelle Herr Baader festgenommen worden«, erklärte der Anwalt dem Beamten. »Können Sie mir bitte sagen, wo er sich zurzeit befindet und ob ich ihn dort sprechen kann?«

Darauf hatte der Beamte gerade gewartet, denn bis zu diesem Zeitpunkt war Baader noch nicht endgültig anhand seiner Fingerabdrücke identifiziert worden.

»Wenn Sie, Herr Rechtsanwalt, mir bestätigen, dass es sich bei dem in den heutigen Morgenstunden von Abteilung I verhafteten Mann um Herrn Baader handelt, wäre ich Ihnen für Ihre Hilfe dankbar.«

MahlerMahler, Horst versuchte, sich zu korrigieren, indem er nur noch von der »festgenommenen Person« sprach, aber der Polizeibeamte hatte genug erfahren. Letztlich war ohnehin klar, wen die Polizei da gefangen hatte. Baader wurde in die Strafanstalt Tegel gebracht. Er sollte seine Reststrafe absitzen.

In den Tagen nach der Festnahme Andreas BaaderBaader, Andreas durchgängig erwähnts wurde intensiv darüber nachgedacht, auf welche Weise man ihn befreienBaader-Befreiung könnte. Irgendeiner kam auf die Idee, dass man eine Ausführung aus dem Gefängnis arrangieren müsste, die Frage war nur, wie. Jemand anders machte den Vorschlag, Ulrike MeinhofMeinhof, Ulrike Marie durchgängig erwähnt bis Seite solle zusammen mit Baader ein Buchprojekt vorschieben, für dessen Realisierung eine Exkursion Baaders aus der Haftanstalt unumgänglich sei. Als Ziel der Ausführung wurde das Dahlemer Institut für soziale Fragen anvisiert und auch umgehend ausgekundschaftet.

Über das Thema GefangenenbefreiungGefangenenbefreiung wurde in diesen Tagen ohnehin viel diskutiert. Am 31. März war der deutsche Botschafter in Guatemala, Karl Graf von SpretiSpreti, Graf Karl von, von Guerillas entführt worden. Sie verlangten die Freilassung von 22 inhaftierten Untergrundkämpfern und ein Lösegeld von 2,5 Millionen Mark. Als die Regierung Guatemalas nicht auf die Forderungen einging, wurde Spreti am 4. April erschossen.

Der Baader-Meinhof-Komplex

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