Читать книгу WENN DER HIMMEL SICH VERFÄRBT... - Thomas Saile - Страница 28

Kapitel 23 Mamma Tre - Tessin

Оглавление

Tom schmunzelte.

„Gianna, darf ich dir meine Nachbarin, Sophia Tremante vorstellen. Mama Tre, das ist Gianna“.

Erst jetzt bemerkte Sophia, dass sie sich und Tom´s Freundin in eine ziemlich unglückliche Situation gebracht hatte und wand sich ab, während sie eine Hand zu ihrer Entschuldigung nach oben hob.

Tom begann zu lachen, während Gianna nicht verstand, was diese Frau hier zu suchen hatte.

Tom schwamm auf sie zu, um sich schützend vor sie zu stellen, doch Gianna überraschte ihn ein weiteres Mal. Sie wich zurück und schwamm zum Beckenrand, legte beide Hände auf den Stein und zog sich mit einem Ruck nach oben, wo sie ihr Haar nach hinten schmiss und nackt wie sie war, direkt auf Sophia zuging. Vor ihr blieb sie stehen und bot ihr die Hand zum Gruß. Sophia, ebenfalls überrascht und zugleich begeistert, über die Courage dieser jungen Frau, richtete sich auf und brachte ihre gesamten 1,58 Meter zur Geltung. Erfreut ergriff sie die Hand.

„Ich bin Sophia Tremante und kümmere mich um das Haus“.

Gianna, die mindestens zwanzig Zentimeter größer war, blickte auf sie herab und antwortete:

„Buongiorno Signora Tremante, ich bin Gianna Bernini, eine Freundin von Tom“.

Eine Freundin von Tom. Wie sich das anhörte. Ja, was war sie nun eigentlich? War sie über Nacht tatsächlich „seine“ Freundin geworden, oder war das wieder nur eine gemeinsame Nacht gewesen, die das Warten auf die nächste lediglich kurz unterbrach?

Gianna war sich im Moment nicht sicher.

Zwischenzeitlich war Tom auch aus dem Pool gestiegen. Er nahm zwei Badetücher, wickelte sich eines davon um die Taille und ging mit dem anderen zu Gianna um es ihr um die Schultern zu legen.

„Mama Tre, das ist Gianna, meine Freundin“.

„Gianna, ich freue mich ja so. Nennen sie mich bitte Sophia, oder auch Mama Tre, aber um Himmel´s Willen nicht Signora Tremante. Da komm ich mir ja alt vor. Natürlich nur, wenn es ihnen recht ist. Wissen sie, ich habe schon so viel von ihnen gehört. Ich habe das Gefühl als kenne ich sie bereits seit Jahren. Tom hat immer wieder von ihnen geschwärmt“.

„Mama Tre“, unterbrach Tom sie.

Doch sie ließ sich nicht bremsen, also fuhr sie fort:

„Sie sind zweiunddreißig Jahre alt, wohnen in Verbania, arbeiten als Reporterin bei RAI Sport und treffen sich seit etwa zwei Jahren, mehr oder weniger regelmäßig, mit Tom“.

Abermals versuchte Tom sie zu stoppen, bevor es zu peinlich wurde. Er wusste genau, dass Mama Tre, wenn sie einmal ihrem Redeschwall verfallen war, nicht mehr zu bremsen war, und was noch viel schlimmer war, sie sagte dann oft Dinge, die sie besser nicht sagen sollte.

„Sophia! Dankeschön für die Zusammenfassung. Wir kennen die Eckdaten“.

Aber Gianna stoppte ihn.

„Tom, lass sie ausreden. Mich interessiert, was sie sonst noch zu berichten hat“.

Er warf ihr einen vernichtenden Blick zu, welchen sie mit einem frechen Lächeln quittierte.

Mama Tre ließ sich nicht zweimal bitten und fuhr fort.

Gianna amüsierte sich köstlich und wechselte einen kurzen Blick mit Tom. Sie sah, dass er, hätte er eine Waffe gehabt, Sophia in diesem Augenblick erschossen hätte.

Drinnen läutete das Telefon.

Tom erkannte, dass er hier nichts mehr ausrichten konnte, ging hinein und nahm das Gespräch entgegen.

„Ciao Tom, ich bin´s Pepe. Bist du schon wach“?

Giuseppe Pescatore. Den hatte er ganz vergessen.

„Ciao Pepe. Ja, ich bin gerade aus dem Pool gestiegen. Was gibt´s“?

„Nun, ich wollte dir sagen, dass ich auf dein Angebot einsteige, und mich mit zwanzig Prozent zufrieden gebe. Was ist, willst du mich nicht reinlassen“?

„Wie, du bist hier“?

„Ja Mann, ich steh direkt vor deinem Garagentor“.

Jetzt war Tom genervt. Das passte ihm gar nicht. Pepe war ihm zu aufdringlich und neben dem Pool standen immer noch die zwei Frauen, die gerade gemeinsam lachten, als kannten sie sich bereits seit einer Ewigkeit. Eine davon quasi nackt. Er wollte und durfte nicht zulassen, dass Gianna an ihrem ersten Morgen in seinem Haus, so überrumpelt und bloßgestellt wurde. Er musste ihn abwimmeln.

„Pepe, hör zu. Es ist grad nicht passend. Können wir uns später treffen“?

„Wie, es ist nicht passend? Du bist wach und ich steh hier vor deiner Haustür. Wir haben einen Termin. Was soll da nicht passend sein“?

Er war ein Ekel. Tom fragte sich, weshalb er nicht schon lange ihre Geschäftsbeziehung beendet hatte.

Er musste deutlicher werden.

„Hör zu Pepe. Jetzt ist es unpassend. Fahr runter ins Albergo. Trink ´nen Espresso oder sonst was. Ich werde in einer halben Stunde da sein, dann können wir die Einzelheiten besprechen. Wenn dir das nicht passt, ist das dein Problem, denn dann platzt unser Deal und ich fahre nicht nach Zürich. Hast du mich verstanden“?

Am anderen Ende der Leitung war es still.

Ebenso auf der Terrasse neben dem Pool. Die beiden Frauen standen da und blickten zu Tom, der offensichtlich lauter gesprochen hatte, als er wollte.

Mürrisch meldete sich Pepe in der Leitung:

„Wow Tom, was ist denn in dich gefahren? Schlecht geschlafen, oder was? Ist ja schon gut, ich warte im Albergo auf dich. Aber lass mich nicht zu lange dort sitzen“.

Die Leitung wurde gekappt. Er hatte aufgelegt.

Das Albergo Ronco befand sich, nicht weit entfernt, direkt neben der Kirche. Es war ein familiengeführtes Haus, mit sauberen Zimmern, einer sehr guten Küche und einer Terrasse, die den besten Blick auf die Isola de Brissago und den nördlichen Teil des Sees bot. Tom hatte sich angewöhnt, dort die Sonntagszeitung zu lesen.

„Wer war das denn“, fragte Gianna.

„Das war Pepe, mein Agent“.

„Und weshalb warst du so aufbrausend“?

„Weil er ein Widerling ist und unangemeldet vor meiner Haustüre erscheint. Er ist respektlos“.

„Warum machst du dann noch Geschäfte mit ihm“?

Gianna war zwischenzeitlich ins Esszimmer gekommen und rubbelte gerade, mit einer Ecke des Badetuches, welches sie um ihren Körper gewickelt hatte, ihr Haar trocken.

„Frag nicht. Das ist das letzte Mal. Er weiß es nur noch nicht. Jedenfalls muss ich in einer halben Stunde, kurz runter ins Albergo. Ich werde ihn dort treffen, um die Details des morgigen Termins in Zürich durchzusprechen“.

Gianna fröstelte. Hier im Haus war es noch nicht so warm wie draußen in der Sonne.

Als Tom dies bemerkte, sagte er:

„Lass uns nach oben gehen und warm duschen. Danach trinken wir erst mal einen Kaffee“.

Mama Tre ergänzte: „...und dazu gibt´s frische Croissants“.

„Du bist die Beste“.

Tom warf ihr eine Kusshand zu.

Er stieg aus der Dusche und legte ihr ein frisches Badetuch auf den Waschtisch, zeigte ihr wo sie den Fön fand und holte eine frische Zahnbürste aus dem Schrank.

„Tut mir leid, frische Kleidung kann ich dir nicht anbieten“.

Gianna winkte ab. Sie hatte sich gerade die Zahnbürste in den Mund gesteckt.

„Ah ngix“ sagte sie.

Tom lachte. „Ist das wieder murmeltierisch“?

Sie spuckte aus. Mit einem Pass-auf-was-du-sagst-Blick drohte sie ihm. „Ich geh heut ohne Kleidung“.

Tom hob die Augenbrauen und hielt seine Haarbürste wie ein Mircofon vor den Mund:

„Ein nacktes Murmeltier wurde heute, gegen Mittag, in Ronco sopra Ascona, am Lago Maggiore im Tessin gesichtet. Zwischenzeitlich fahndet die Polizei mit der gesamten Belegschaft nach ihm. Sogar freiwillige Helfer aus dem nahe gelegenen Italien sind angereist, um bei der Suche zu helfen. Die Sensation ist riesig. Wir halten sie auf dem Laufenden“.

Gianna zog ihr Handtuch, welches sie sich um die Taille gewickelt hatte herunter und warf es nach ihm, während sie drei Schritte auf ihn zuging und mit ihren Fäusten gegen seine Oberarme boxte.

„Ich ergebe mich“, rief er lachend. Gianna drohte ihm weiter mit vorgehaltener Faust. Sie verstellte ihre Stimme und sprach ganz tief. „Versprich, dass du das nie wieder tust“. Tom konnte nicht mehr. Spontan nutzte sie, die sich ihr bietende Chance und biss ihm ohne Vorankündigung in den Hals. Beide spürten, wie die Glut der letzten Nacht erneut in ihnen entflammte, als Tom sie zum Bett trug.

Vergeblich versuchte sie noch, ihn an seinen Termin zu erinnern, doch dafür war es bereits zu spät.

Sie liebten sich kurz und heftig.

Als Tom weitere zehn Minuten später die Treppe herunter kam, hatte Mama Tre bereits den Tisch neben dem Pool gedeckt und das Frühstück zubereitet.

Es duftete nach Kaffee und frischen Croissants. Er ging auf sie zu und drückte sie kurz.

Mama Tre strahlte:

„Tom, sie ist bezaubernd“.

„Ich weiß“.

Oben auf der Treppe erschien Gianna. Sie trug ihr Höschen und eines von Tom´s Hemden, welches sie im Schrank gefunden hatte. Tom wollte gerade seinen Mund öffnen und die Sichtung des Murmeltieres bekanntgeben, da hob sie, in weiser Vorahnung, ihren Zeigefinger und sagte lachend:

„Ich warne dich, mein Freund. Verspiele deine Boni nicht gleich am ersten Tag“.

Binnen der nächsten fünf Minuten saßen sie zusammen auf der Terrasse und genossen das gemeinsame Frühstück.

WENN DER HIMMEL SICH VERFÄRBT...

Подняться наверх