Читать книгу WENN DER HIMMEL SICH VERFÄRBT... - Thomas Saile - Страница 33
Kapitel 28 Jobangebot - Mittelmeer
ОглавлениеKlaus hob die Hand und blickte dabei zu Gabi. Als er ihr bejahendes Nicken vernahm, richtete er seine Worte an Jenny:
„Erzähl uns mal, was du sportlich so alles drauf hast“.
Sie verstand nicht so richtig was er meinte, hatte aber eine Vorahnung, dass nun der „sie betreffende Teil“ kommen würde.
„Wie meinst du das“, fragte sie, während sie begann, ihre Antwort im Gedächtnis zu formulieren.
„Na, wie ich es sage. Dass du nicht schwimmen kannst haben wir ja bereits heute Morgen miterleben dürfen, als dieser Ral dich gerettet hat“.
Alle lachten.
Jenny sah im Augenwinkel, in der Ferne, eine höhere sich anbahnende Welle.
Während sie Klaus konterte, „ok, eins zu null für dich“, blickte sie kurz zu Skip und erkannte, dass auch er die Welle gesehen hatte.
Sofort war ihr klar, dass das Schiff bei der derzeitigen Fahrt und Richtung, die Welle volle Breitseite abbekommen würde. Als Skip den Kurs korrigieren wollte schüttelte sie fast unmerklich den Kopf. Keiner der anderen hatte das bemerkt, aber Skip hatte begriffen.
Sie sah Klaus in die Augen und sagte:
„Dafür hab ich eine sehr gute Balance“.
Kurz bevor die Welle auf das Schiff traf, vollendete sie den Satz: „Komm, ich zeig´s dir“.
Sie erhob sich, bereits ein Bein nach hinten gestellt, um dem bevorstehenden Einschlag der Welle entgegen zu halten. Dabei streckte sie Klaus, der immer noch im Niedergang stand ihre Hand entgegen. Als er aus der Luke trat, schlug die Welle gegen den Rumpf der Seadream. Sie hob und neigte sich gleichzeitig, um sofort danach wieder abzufallen. Da es eine große Yacht war, war die Bewegung nicht ganz so stark wie sie gedacht hatte, aber es reichte aus. Klaus verlor kurzzeitig die Balance und stolperte nach vorn, wobei er zwei Gläser vom Tisch fegte und Sabine auf den Fuß trat. Er landete direkt in Jenny´s Armen, die sich ihm entgegen stemmte und ihn auffing.
Die Frauen kreischten.
Als die Welle unten durch war und sich alles wieder normalisiert hatte, begann Skip zu lachen. Jenny stimmte sofort mit ein und es dauerte eine ganze Weile, bis Klaus, und nach und nach auch die anderen, begriffen, was passiert war.
Klaus, der in Jenny´s Armen hing, versuchte sich wieder aufzurichten und auf seinen eigenen Beinen zu stehen. Währenddessen warf er Skip einen vernichtenden Blick zu. Dieser zuckte mit den Schultern und meinte nur:
„Ups“.
„Dann steht´s jetzt wohl eins zu eins“, bemerkte Klaus, leicht beschämt. Er nahm seine vorherige Position am Niedergang wieder ein und rieb sich das Schienbein, das er beim Sturz angeschlagen hatte.
„´Tschuldige, aber ich konnte nicht anders“, ergänzte Jenny unnötiger Weise.
„Das hat er verdient“, sagte Gabi mit Tränen in den Augen.
„Möchtest du immer noch wissen, welche Sportarten ich beherrsche“?
Klaus nickte, und sie begann mit ihren Aufzählungen, die eher bescheiden ausfielen:
„Ich kann ein bisschen Skifahren, ich jogge und ich surfe gerne“. Klaus nickte abwartend, während sie sprach, hakte dann aber nach, als ob er fühlte, dass sie mehr drauf hatte.
„Wie gut fährst du Ski? Hast du schon Mal auf ´nem Snowboard gestanden? Welche Wassersportarten hast du ausprobiert? Bist du schwindelfrei? Erzähl uns alles“.
Jenny war etwas verwundert und meinte:
„Wird das jetzt ein Verhör? Warum willst du das alles so genau wissen“?
Die anderen waren ebenfalls irritiert und lauschten gespannt, während die Seadream sich unermüdlich ihren Weg, durch die immer rauer werdende See bahnte.
„Das werde ich dir schon noch sagen, aber zuerst du“.
Jenny holte Luft und begann erneut, diesmal nahm sie kein Blatt vor den Mund.
„Ich habe als Dreijährige das erste Mal auf Skiern gestanden. Ab meinem zwölften Lebensjahr habe ich regelmäßig die Pokale im Abfahrtslauf und Slalom der Mädchen unseres Skiclubs abgeräumt. Auf dem Board komme ich zurecht, wobei ich keine Rails oder solche Sachen fahre. Im Wasser gibt´s fast keine Disziplin die ich noch nicht gemacht habe. Ich kann schwimmen, schnorcheln, tauchen, surfen, wellenreiten und kitesurfen. Ich kann Rad fahren, habe den Motorradführerschein und bin auch schon mal Cross gefahren. Das würde ich aber lieber als einmaligen Versuch abhaken. Ich bin schon zweimal im Tandemsprung aus `nem Flugzeug gesprungen und hab `nen Gleitschirmflug, ebenfalls als Tandem, absolviert. Ich jogge mindestens zweimal die Woche. Ballsportarten wie Fußball, Tennis oder Golf, machen mir nicht so viel Spaß, aber es hat sich herausgestellt, dass ich auch da recht begabt bin“.
Sie war fertig und hielt seinen Blick, während die anderen dasaßen und sie ungläubig anstarrten. Sabine verdrehte die Augen und meinte nur:
„Daher die Figur, und du behauptest du machst keinen Sport“.
Nach einem Moment antwortete Jenny: „Ich hatte diese Sportarten nicht des Sportes wegen gemacht“.
„Warum nicht“, wollte Klaus wissen.
Jenny schluckte kurz und antwortete dann: „Das hatte private Gründe“.
Nun waren alle still, und nach ein paar Sekunden begann Klaus in die Hände zu klatschen.
„Bravo“!
Er blickte zu Gabi, um ein weiteres Mal ihre Bestätigung zu bekommen. Als diese ihm ermutigend zunickte, fuhr er unbeirrt fort:
„Das heißt, du hast auch keine Angst vor großen Geschwindigkeiten und Höhen“?
Jenny nickte.
„Ich hatte ja schon angedeutet, dass wir nach Korsika übersetzen“.
Jetzt waren alle aufmerksam, und sogar Skip veränderte seinen Stand hinter dem Steuer, um besser hören zu können. Offensichtlich kannte auch er nicht alle Details.
Klaus ließ noch eine Sekunde verstreichen um die Spannung zu erhöhen.
„Nun lass schon hören“, drängte Peter, „sonst erzähle ich es“.
Alle sahen ihn an.
„Wie, du weißt schon Bescheid“, fragte Gabi ungläubig.
Peter hielt sich die Hand vor den Mund und Klaus warf ihm einen strafenden Blick zu.
„Naja, nicht alles, aber einen Teil, ja“.
Klaus übernahm und sagte: „Ich habe Peter, letzte Nacht in den Covas, davon erzählt. Als wir alleine an der Bar gesessen hatten. Da war, außer Peter und mir niemand, der etwas hätte mitbekommen können“.
Bei diesen Worten dachte Jenny spontan an Ral, der die beiden an der Bar bedient hatte.
Ein kurzer Moment der Wehmut durchströmte sie.
„Jedenfalls werden wir vor der Steilküste Korsikas, mit den Dreharbeiten zu einem Werbespot für unser neuestes Produkt beginnen“.
Klaus machte erneut eine kleine Pause, bis die „Ohs“ und „Ahs“ der anderen verebbten.
„Das Casting für die Besetzung der Acteure, findet morgen in Zürich, in der Firma statt. Ich muss daher bereits heute die Katze aus dem Sack lassen, sollte meine Idee fruchten“.
Fragende Blicke wanderten hin und her und Jenny begann es zu dämmern.
„Also, die Idee war eigentlich erst heute Morgen beim Frühstück geboren. Gabi hatte mich darauf gebracht, mit einem Satz, der sofort von euch allen bestätigt wurde. Ihr konntet das ja nicht ahnen“.
„Außer Peter“, erinnerte ihn Gabi.
„Außer Peter“, bestätigte Klaus, und fuhr fort:
„Erinnert ihr euch daran, wie Gabi von unserem ersten Besuch in Jenny´s Geschäft erzählt hat, von ihrer Angst, als sie Jenny das erste Mal gesehen hatte“?
Wieder wanderten fragende Blicke hin und her.
„Nun mach´s doch nicht so spannend, Liebling“, sagte Gabi.
Sabine erinnerte sich genau an den Moment, als Gabi zugab, Angst gehabt zu haben, ihren Klaus zu verlieren, als dieser Jenny zum ersten Mal gesehen hatte. Sylvia war die Nächste gewesen, die dieselbe Angst bei Peter bestätigt hatte und zu guter Letzt hatte Skip noch einen draufgelegt.
Ohne es zu bemerken, hatten sie alle eine These aufgestellt und damit bestätigt, dass Jenny verdammt attraktiv war und so ziemlich jedem Mann gehörig den Kopf verdrehen konnte.
Jenny spürte, wie die Hitze in ihr Gesicht stieg.
Klaus erzählte, wie er danach, gemeinsam mit Gabi beschlossen hatte, Jenny den Job anzubieten.
Seit jenem Moment konnte er es kaum noch abwarten sie zu fragen. Vor allem musste er sie fragen, bevor das Casting stattfand. Der Plan sah vor, dass die Verträge mit den „Auserwählten“ noch am selben Tag unterzeichnet wurden, da der Dreh bereits ein paar Tage später beginnen würde.
Somit musste er die Antwort von Jenny bekommen, bevor diese Verträge von einer anderen Bewerberin unterzeichnet wurden. Klaus war spontan, aber auch zielstrebig. Seine Ideen wurden, oft in kurzer Zeit geboren, aber dann, vor ihrer Umsetzung, perfekt durchgeplant. In diesem Fall blieb ihm nicht allzu viel Zeit. Aber dieses Risiko würde er eingehen. Also stellte er die unausweichliche Frage:
„Jenny, hättest du Interesse daran, die weibliche Hauptrolle in unserem Werbespot zu übernehmen“?
Jenny´s Gedanken überschlugen sich. Sylvia klatschte und kreischte voller Freude. Sabine sah Jenny an und war stolz, ein Teil dieses Momentes sein zu dürfen. Peter nickte Gabi anerkennend zu und Skip strahlte über beide Ohren. Kim wollte bereits den Champagner holen, als ihr einfiel, dass Jenny ja noch gar nicht geantwortet hatte.
Nun blickte ihr Klaus direkt in die Augen und wartete auf ihre Antwort. Er war es anscheinend gewohnt, dass man seine Fragen stets sofort beantwortete.
Sie räusperte sich:
„Also, ähem. Erstmal, danke für das große Kompliment. Ich weiß gar nicht so recht, was ich sagen soll. Ich habe doch überhaupt keine Ahnung von der Arbeit auf der anderen Seite der Kamera. Ich weiß nicht, ob ich die Richtige bin, für so etwas“.
Sie winkte ab und blickte leicht beschämt auf den Teakholzboden unter ihren Füßen.
Klaus schien diese, oder eine ähnliche Antwort erwartet zu haben, denn er reagierte sofort und machte ihre Argumente binnen Sekunden zunichte.
„Du hast das Aussehen, du hast die körperliche Fitness und du hast die Ausstrahlung. Du kennst deine Seite der Kamera, wie fast kein anderer und du gibst den Akteuren die Anweisungen. Folglich weißt du genau worauf es ankommt. Außerdem hab ich bereits bemerkt wie dein Gehirn funktioniert und wie schnell du in der Lage bist, Situationen richtig einzuschätzen. Aus meiner Sicht hast du mehr Vorteile und Ahnung als du selbst weißt, oder du bist einfach nur bescheiden. Jedenfalls habe ich eine Sache noch nicht erwähnt. Für die beiden Hauptrollen wurde eine Gage definiert. Diese will ich dir nicht vorenthalten“.
Bevor er weiterreden konnte, unterbrach ihn Jenny:
„Warte Klaus, ich möchte keine Zahlen hören. Wenn ich mir ernsthaft Gedanken über dein Angebot machen soll, dann will ich das tun, ohne dafür noch zusätzlich Geld zu bekommen. Wir haben eine Vereinbarung getroffen. Diese soll auch weiterhin gelten. Sollte es am Ende bedeuten, dass Sabine den großen Teil meiner Arbeit, in Sachen Honeymoonfotografie übernehmen muss, würde ich gerne über eine Honorierung ihrer Leistung mit dir reden. Sabine sah sie mit ungläubigen Augen an.
Daran hatte sie noch gar nicht gedacht.
Aber das war doch komplett nebensächlich. Wie konnte sie in solch einem Moment um ihr Wohlergehen besorgt sein?
„Jenny“, schrie sie fast und bemerkte, dass sie sich in eine Verhandlung einmischte, die sie eigentlich gar nichts anging.
Jenny hob besänftigend ihre Hand und sah abwartend zu Klaus.
„Heißt das, du machst es“, fragte er.
„Um ehrlich zu sein, reizt mich der Gedanke schon. Und wenn ihr alle der Meinung seid, dass ich das Zeug dazu habe, dann würde ich dein Angebot gerne annehmen“.
Klaus´ Augen strahlten. Jetzt sprang Kim auf und schob sich an ihm vorbei, während sie in die Runde rief:
„Ich hol den Champagner“!
Klaus hob nochmals seine Hand um die aufkeimende Euphorie in Schach zu halten, denn er war noch nicht fertig.
„Jenny, es freut uns sehr, dass du dich dafür entschieden hast, den Job anzunehmen. Auch wenn wir hier an Bord wie eine große Familie, ja, wie Freunde sind, so ist es dennoch notwendig, dass wir einen Vertrag abschließen. Ich würde gerne unter Deck die Details mit dir durchsprechen, da es noch einige Punkte gibt, die du wissen musst, auch in Bezug auf Versicherung und so weiter. Und außerdem gibt es da noch ein Problem“.
Jetzt war es wieder still. Alle schauten gespannt auf Klaus und versuchten in seinem Pokerface zu erraten, was als nächstes kam.
„Ich muss dir leider sagen, dass das mit deinen Gehaltsvorstellungen so nicht funktionieren wird. Unsere Marketingabteilung hat in diffizilen, strategischen Überlegungen und Berechnungen, gemeinsam mit unserer kaufmännischen Abteilung, einen Fahrplan für die gesamte Kampagne erarbeitet. Darin enthalten, sind alle Kosten und Auslagen für diese Aktion. Diese Zahlen wurden bereits, zur Veröffentlichung, an diverse Mediengruppen weitergereicht. Wir können davon nicht so ohne weiteres abweichen. Denn, wenn wir das täten, stünden wir in Kürze als „unglaubwürdig“ da. Das können wir uns in einer so wichtigen Sache nicht leisten. Ergo, wirst du das für deinen Job vorgesehene Honorar auch bekommen. Was du dann damit anstellst bleibt dir überlassen, aber annehmen wirst du es müssen“.
Jenny verstand.
Mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht verkündete er:
„Die Gage für die weibliche Hauptrolle beträgt eine Million Schweizer Franken“.
Jenny stockte der Atem.