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Kapitel 29 Schöne Au – Rottach Egern

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Bildfetzen der Vergangenheit huschten durch sein Gehirn.

Er sah sich selbst, wie er vor zwei Jahren die Klinik betreten hatte,

wie er in seinem Krankenbett lag, umgeben von elektronischen Geräten und sterilen Wänden.

Er blinzelte mehrmals.

…weitere Bilder in rascher Folge:

Eine Schwester die neben seinem Bett stand und ihm eine Kunststoffschale mit Medikamenten hinhielt, Dr. Schreiber der Fragen stellte, ein Helfer, der ihn in einem Rollstuhl durch den Park, mit dem kleinen See in der Mitte, schob.

Ein stechender Schmerz im Gehirn – dann Dunkelheit.

Erschrocken riss er seine Augen auf.

Tief Durchatmendas half.

Zum Glück nur eine Erinnerung.

Gedrängt von Micki und auf Anraten seines Hausarztes hatte er damals die Klinik freiwillig aufgesucht. Diesem Umstand war es zu verdanken, dass Vittorio von einer Anzeige abgesehen und die Polizei keine weiteren Untersuchungen angestellt hatte.

Seine Erinnerungen waren nur bruchstückhaft vorhanden, da die Aussetzer seines Gehirns, zu jener Zeit, mehrmals täglich aufgetreten waren.

Zeiten, in denen er sich an nichts erinnerte, ein totaler Blackout der Gedanken, Momente, in denen er nicht Herr seiner selbst war und Dinge tat, an die er sich danach nicht erinnerte.

Zurück blieben Schmerz und Leere, die zu füllen er nicht im Stande war.

Bisweilen fehlte ihm jegliches Gefühl für Zeit und Raum.

Dr. Schreiber, Chefarzt für Psychotherapie und Psychosomatische Medizin, in der Klinik „Schöne Au“ in Rottach Egern, hatte sich ihm persönlich angenommen und festgestellt, dass sein Gehirn jegliche äußeren Reize als Bedrohung verarbeitete, was zu panischen Reaktionen und dem temporären Abschalten seiner Großhirnrinde führte. Die Folge war Apathie.

Er verordnete Medikamente, die ihn beruhigten und entspannten. Täglich wurden Tests und Untersuchungen durchgeführt, die Dr. Schreiber mit der Zeit ein Bild von Florian´s physischer und psychischer Verfassung verschafften.

Es vergingen sechs Monate, ehe er im Stande war, seine erste Therapiesitzung anzutreten.

Anfangs hatte Dr. Schreiber diese bereits nach wenigen Minuten wieder abbrechen müssen, da Florian den Schmerz der zurückkehrenden Erinnerungen nicht ertragen konnte.

Wie siedend heiße Wassertropfen fielen sie in sein gefrorenes Gehirn und drohten, es mit ihrer Hitze zu zersprengen.

Doch Dr. Schreiber hatte die Anzeichen schnell erkannt und fortan die Reise in Florian´s Gedankenwelt rechtzeitig beendet.

Es gab Tage, an denen sie das Ziel des Vortages nicht erreichten, und früher aussteigen mussten, Türen die bereits geöffnet worden waren, wurden wieder verschlossen, dann wieder öffnete sich tags darauf eine Neue.

Sukzessive kam Florian´s Erinnerung zurück und er empfand Trauer und Schmerz für alles was passiert war.

Er erinnerte sich an die glückliche Zeit mit Jenny, an seinen besten Freund Micki, sowie dessen Freundin Melanie. Er erinnerte sich auch an seine Eltern, an das Haus auf Mallorca und die vielen schönen Stunden, die sie dort gemeinsam verbracht hatten.

Aber er erinnerte sich auch an den Tod seiner Mutter und an den Selbstmord seines Vaters, und daran, dass er ihn nicht hatte davon abhalten können. Er erinnerte sich daran, wie es war, mit Jenny zu schlafen und es trieb ihm Tränen in die Augen. Er hatte alles vernichtet. Alles, das er geliebt hatte war zerstört, und er allein trug die Schuld daran.

WENN DER HIMMEL SICH VERFÄRBT...

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