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§ 59Das Fehlen der Personalpronomina im Lateinischen
Оглавление(1) Zum Gebrauch der Personalpronomina in unechten Gliedsätzen (Als unechte Gliedsätze bezeichnet man Partizipialien wie Infinitiv, AcI, NcI, Ablativus Absolutus, Gerundialgefüge. Unechte Gliedsätze sind keine Sätze, sondern Satzteile, daher muss ein Pronomen in einem unechten Gliedsatz, das sich auf das Subjekt des regierenden Verbs bezieht, direkt reflexiv verwendet werden.) ist zu bemerken:
(a) Personalpronomina und die Ersatzformen für die dritte Person (auch die Possessiv- und Reflexivpronomina) entfallen regelmäßig in Partizipialkonstruktionen, wenn sie sich auf das Subjekt oder das Objekt des Satzes beziehen.
Qua oblata potestate (als sich ihm die Gelegenheit bot) omnibus his civitatibus obsides imperat (Gall. 7,4,7). Socrates Xenophonti consulenti (dem ihn befragenden Xenophon), sequereturne Cyrum, exposuit, quae ipsi videbantur (div. 1,122).
(b) Wenn jedoch der Sinn unklar werden könnte oder das Pronomen betont werden soll, können die entsprechenden Pronomina zur Verdeutlichung gesetzt werden:
Quid dubitas summo bono a te ita constituto nobis assentiri? (Was zögerst du, uns beizupflichten, da das höchste Gut von dir so bestimmt worden ist?) (vgl. fin. 2,11). Ea praedia Seio per te interfecto tenes (har. resp.30).
(c) Nur selten steht das unbetonte Pronomen trotz eindeutiger Beziehung auf das Subjekt oder das Objekt.
Qua re tibi nuntiata concidisti (Phil. 2,107). Hoc tibi proposito fac, ut ad summa contendas (fam. 12,8,2).
(2) Das Personalpronomen wird im Lateinischen in bestimmten parenthetischen Gliedsätzen oft nicht gesetzt, in denen im Deutschen i. d. R. ein Objekts pronomen im Dativ steht: si placet und si (tibi) videtur (‘wenn es dir Recht ist’, oft in der Correctio); nisi molestum est (wenn es dir nicht lästig ist) (vgl. § 595,2).
Quae in controversiam veniunt, de iis, si placet, disseramus (fin. 4,24). Responde, si tibi videtur (Caecin. 4). Quare noli agere confuse, si videtur (nat. deor. 3,19). Velim mihi dicas, nisi molestum est, qua facie ille fuerit (Phil. 2,41).
Weitere Stellen: si placet: Verr. II 3,184; Cluent. 89; ac. 2,17.116; fin. 3,9.21.24; Tusc. 3,13; 5,88; Cato 15; Lael. 36; si tibi videtur: de orat. 2,233.297; nat. deor. 3,65; Tusc. 3,7; si videtur: Planc. 47; Brut. 24; ac. 1,14.35; fin. 2,17; 4,2; 5,96; Tusc. 1,23; nat. deor. 1,17; nisi molestum est: Cluent. 168; rep.1,46.
Anm. 1: Si tibi (vobis) placet ist unklassisch (Δ).
Anm. 2: Zu Unrecht stellt Menge in § 227 a. E. bei Ausdrücken wie ut fabulae ferunt (nat. deor. 2,70; off. 3,38) oder historia tradidit (div. 1,121) die grundsätzliche Regel auf, dass hier nie ein Dativobjekt wie nobis stehen könne. Gegenbelege finden sich häufig bei Cicero, die Setzung des Dativs im Lateinischen ist also fakultativ (Scaur. 42; nat. deor. 1,88; 3,42). Richtig ist, dass bei Wendungen wie memoriae proditum est, ut aiunt, ut ferunt kein Dativ steht.