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Zweite Haltung: Achtsamkeit darf Spaß machen

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Achtsamkeit darf und soll Freude bereiten. Auf diese Weise verbündet sie sich mit unserem Entdeckergeist, der es uns erlaubt, Erlebnisse wahrzunehmen, als würden wir ihnen das erste Mal begegnen. Achtsamkeit lädt uns ein, die bereits vorhandenen Feinheiten und Wunder des Lebens bewusst wahrzunehmen und uns an ihnen zu erfreuen.

Komplexität und Schönheit sind nie fern von uns. Sie machen sich im Kleinen, im Großen und im ganz Alltäglichen bemerkbar. Der ganz gewöhnliche Alltag bietet genug Material für spannende Entdeckungsreisen. Unsere Praxis lockt uns aus unserem Dornröschenschlaf und stoppt den Autopiloten, durch den wir so viele Geschehnisse als selbstverständlich und gewöhnlich hinnehmen. Wir werden daran erinnert, dass etwas so Einfaches wie die Wärme einer Tasse Tee, das Gezwitscher der Vögel oder das Lächeln eines Familienmitglieds, bereits Schätze sind, an denen wir uns erfreuen können. Achtsamkeit schenkt uns den notwendigen Fokus und die Ruhe, die es braucht, um dem gegenwärtigen Moment die volle Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.

Wir sind eingeladen, Achtsamkeit auf eine Weise zu praktizieren, die uns beschenkt und erfreut. Härte, Druck, Erwartungshaltung oder Zielsetzungen nehmen uns in aller Regel diese Freude an der Praxis. Halten Sie daher das spielerische und neugierige Element in Ihrer Praxis lebendig.

Kinder erfreuen sich dann an der Praxis, wenn sie sie mitgestalten und sich ausprobieren dürfen. Das fordert uns Eltern und Bezugspersonen so manches Mal eine Portion Flexibilität und Umdenken ab. Es hilft, wenn wir die Übungen als etwas Dynamisches und Lebendiges verstehen. Ganz allgemein gilt, dass die Übungen dazu da sind, uns zu unterstützen, und sich daher unseren Bedürfnissen, unserer Stimmung und Energie anpassen – nicht andersherum. Probieren Sie verschiedene Varianten einer Übung mit Ihrem Kind aus und schaffen Sie so ihre ganz persönliche Praxis.

Wie bereits erwähnt, sind Bewegung, Toben, Kreativität und Musik keine Hindernisse für eine achtsame Haltung. Im Gegenteil! Oft sind dies gerade die Zugänge, über die Sie Ihre Kinder zur Praxis einladen können. Verknüpfen Sie die Achtsamkeitspraxis mit dem Spiel Ihrer Kinder und flechten Sie die Übungen in einen Zeitvertreib ein, der Ihren Kindern Freude bereitet. Achten Sie darauf, in der Achtsamkeitspraxis genug Raum zu lassen, für den Wunsch nach körperlichem und kreativem Ausdruck und insbesondere darauf, dass ausreichend Bewegung im Spiel ist. Nur wer seine überschüssige Energie abgeben darf, kann zur Ruhe kommen.

Ein weiterer Quell für Freude ist die Gemeinschaftlichkeit der Praxis. Achtsamkeit eignet sich ganz wunderbar dafür, zusammen geübt zu werden. Durch das gemeinsame Erleben und Erkunden stärkt sie unsere Verbindung zueinander. Hinzu kommt, dass Kinder vieles durch Nachahmung und Beobachtung lernen. Sie imitieren das, was sie bei uns Erwachsenen wahrnehmen. Wenn wir selbst Freude und ehrliches Interesse an der Achtsamkeitspraxis haben, anstatt sie nur als einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zu mehr Selbstoptimierung wahrzunehmen, dann wirkt die Praxis auch für unsere Kinder authentisch und lebendig.

Um mit Freude zu praktizieren, benötigt es genug Fingerspitzengefühl, um zu wissen, wann der Zeitpunkt gekommen ist, miteinander eine neue Übung auszuprobieren oder zu vertiefen. Spüren Sie vor Beginn einer Übung nach, ob Ihnen und Ihrem Kind gerade genug Energie, Zeit und Kraft zur Verfügung steht, um etwas Neues zu lernen. Binden Sie die Übungen in ihren Erlebensalltag ein und wählen Sie die Übungen aus, die zu ihrer Tagesstruktur passen. Erlauben Sie sich stets die Freiheit, die Übungen den gegenwärtigen Bedürfnissen Ihrer Kinder anzupassen. Es geht nicht darum, die Übung „richtig“ zu machen, sondern sie beide zu bereichern.

Einige der Übungen in diesem Buch werden bei Ihren Kindern auf Begeisterung stoßen, andere vermutlich auf Desinteresse. Jedes Kind hat seine eigenen Interessen und Schwerpunkte und wir alle tendieren je nach Tagesform dazu, unterschiedliche Aktivitäten zu bevorzugen. Erzwingen Sie das Üben nicht, wenn Ihr Kind kein Interesse daran hat, und üben Sie nur so lange, wie dies ohne Druck und Ermahnung möglich ist.

Abhängig vom Alter Ihrer Kinder und deren Interessen kann es sein, dass Ihre Kinder zu Beginn nur wenig oder kein Interesse an Achtsamkeitsübungen haben. Akzeptieren Sie dies und zwingen Sie sie nicht zur Praxis. Nutzen Sie stattdessen die Zeit, um Ihre eigene Achtsamkeitspraxis zu vertiefen und die Dynamiken und Gewohnheiten in Ihrer Beziehung zu Ihrem Kind zu beobachten. Lernen Sie besser zu sehen und zu verstehen, wie sie als Familie „ticken“ und in welchen Situationen ein Mehr an Ruhe, Gelassenheit, Klarheit oder Freundlichkeit sie unterstützen würde. Lesen Sie die Übungen in diesem Buch und überlegen Sie, auf welche Weise sich diese in den Alltag einbinden lassen, ohne dass sie explizit eine „Übung“ oder „Aufgabe“ miteinander machen.

Wachs mit mir!

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