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Dritte Haltung: Probier‘s mal mit Gelassenheit

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Wie alle unsere Fähigkeiten entsteht auch Achtsamkeit nicht, indem wir theoretisches Wissen über sie ansammeln, sondern sie mit viel Geduld und einer gewissen Beharrlichkeit in unser Tun und Handeln einbinden.

Wollen wir mit unseren Kindern Achtsamkeit praktizieren, braucht es ein gesundes Maß an Gelassenheit. Kinder können sprunghaft sein und sind leicht abgelenkt. Sie machen ihrem Unmut über eine Übung, mit der sie sich nicht verbinden können, schnell Luft, indem sie mit wachsender körperlicher Unruhe oder Albernheiten reagieren. Als Eltern und Bezugspersonen üben wir uns daher miteinander nicht nur in Achtsamkeit, wir stärken zugleich auch andere Qualitäten wie Geduld, Nachsicht und einen respektvollen Umgang miteinander.

Erwarten Sie nicht, dass Ihre Kinder über längere Zeit stillsitzen oder Übungen stets konzentriert ausführen. Solche Erwartungen bauen Druck auf, der uns über kurz oder lang die Freude an der Praxis nimmt. Gelassenheit lädt uns dazu ein, Achtsamkeit immer wieder und auf unterschiedliche Weise in den Alltag einzubauen und es hinzunehmen, dass die Praxis an manchen Tagen wunderbare Früchte trägt und an anderen einfach nicht fruchten will.

Es lohnt sich, hin und wieder einen Blick darauf zu werfen, wie sehr wir unter dem Druck stehen, die Situation unter Kontrolle zu haben. Wie deutlich macht sich eine Erwartung darüber, wie die Übung „sein sollte“, bemerkbar? In solchen Fällen kann es viel wert sein, sich bewusst zu entspannen und sich daran zu erinnern, dass die Praxis Ihnen und Ihrem Kind dient und nicht andersherum. Es gibt keine Ziele zu erfüllen, sondern eine Beziehung und ein Erleben mit Neugier und Freude auszufüllen.

Sie sind eingeladen, immer wieder die Rolle des Beobachters oder der Beobachterin einzunehmen, die herausfindet, wann welche Übung hilfreich ist, nachzuspüren wie Ihr Kind gerade tickt und wie Sie es am besten unterstützen können. Sie sind es, die Ihr Kind am besten kennen. Aus diesem Grund stellt dieses Buch eine ganze Bandbreite an Übungen vor, die Ihnen genau das ermöglichen sollen: den situativen Einsatz von Achtsamkeit.

Viele der Übungen schließen mit einem gemeinsamen Austausch über die Empfindungen und Erkenntnisse, die sich während einer Übung zeigen können. Ein solcher Austausch fördert nicht nur Nähe und Verständnis, er lässt uns auch verstehen, wie unterschiedlich Menschen auf ein und dieselbe Situation reagieren. Lassen Sie diese Reflexionen völlig ergebnisoffen. Es gibt nichts, was erfahren oder verstanden werden „muss“. Bestärken Sie stattdessen Ihre Kinder darin, ihre eigenen Erfahrungen und Empfindungen zum Ausdruck zu bringen. Dies stärkt ihr Vertrauen in die eigene Wahrnehmung und die Fähigkeit, ihre Emotionen und Befindlichkeiten in Worte zu fassen. Stellen Sie Fragen, um Ihre Kinder besser zu verstehen, aber halten Sie sich zurück mit Kommentaren und Bewertungen darüber, was Sie hören.

Es kann hilfreich sein, sich daran zu erinnern, dass die gemeinsame Praxis der Achtsamkeit ein Geschenk ist, das Sie Ihrem Kind machen. Aus Ihrer eigenen Überzeugung heraus, dass Achtsamkeit nährend und stärkend ist, entwickelt sich der Wunsch, diese Stütze auch Ihrem Kind zur Verfügung zu stellen. Manche Geschenke werden freudig angenommen. Andere brauchen ihre Zeit, bis sie in ihrem Wert erkannt werden. Wieder andere werden zurückgewiesen – was den Wert des Geschenkes an sich aber nicht mindert.

Nehmen Sie sich selbst die Last von den Schultern, indem Sie sich daran erinnern, dass nichts schiefgehen kann, wenn Sie sich an diesen Grundsätzen der Einfachheit, Freude und Gelassenheit orientieren. Im schlimmsten Fall haben Sie aus dem Wunsch heraus, sich und Ihr Kind zu bereichern, Ihrem Kind eine gemeinsame Aktivität angeboten und dadurch zum Ausdruck gebracht, wie wichtig Ihnen das Zusammensein und das Wohlergehen Ihres Kindes ist. Im besten Fall finden Sie beide in der Übung ein wertvolles Werkzeug für die Zukunft und das gemeinsame Erleben bestärkt ihre Bindung.

Wachs mit mir!

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