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Übung – Schritt für Schritt

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Suchen Sie für diese Übung eine kurze Strecke von etwa drei bis fünf Metern, auf der Sie und Ihr Kind ungehindert gehen können. Stellen Sie sich an den Anfang dieser Strecke und lassen Sie sich ein paar Momente Zeit, um sich im Kontakt Ihrer Füße zum Boden zu erden. Können Sie die Berührungspunkte mit dem Boden wahrnehmen? Wo lastet das meiste Gewicht?

Dann machen Sie die ersten Schritte. Dabei können Sie eine Menge erkunden: Welche Körperteile bewegen sich beim Gehen? Welches Körperteil oder welcher Bereich im Körper führt die Bewegung an? Wie verändert sich der Druck auf der Fußsohle? Wie verteilt sich Ihr Gewicht auf den Füßen? Was passiert mit Ihrem Sinn für Balance?

Laden Sie ihr Kind ein, die ausgewählte Strecke langsam und mit Bedacht zu gehen. Es kann dabei seine Füße nutzen, um die Welt zu entdecken. Durch sie kann Ihr Kind spüren, wie sich das Gewicht und der Druck verlagern, wie sie sich vom Boden lösen, durch die Luft schwingen und ihn wieder berühren.

Laufen Sie auf diese Weise die Strecke bis zu ihrem Ende und halten dann kurz inne. Nach einer kleinen Pause drehen Sie sich um und laufen zurück. Wie oft Sie auf und ab laufen, wie schnell oder langsam Sie das tun, ist nicht ausschlaggebend. Wichtiger ist, dass Sie und Ihr Kind Neugier und Entdeckergeist einladen, Sie beim Laufen zu begleiten. Das Tempo des Gehens variiert je nach Energie und Stimmung. Sie können in normalem Gehtempo beginnen, um dann langsamer zu werden, sobald mehr Ruhe in Körper, Herz und Geist einkehrt.

Eine Möglichkeit, die Übung abzuwandeln, ist, eine Frage zu formulieren, die Sie beim Laufen begleitet. Zusätzlich zu den oben genannten sind weitere mögliche Fragen:

•Kannst du den Moment wahrnehmen, in dem dein Fuß den Boden berührt?

•Welcher Teil des Fußes ist es genau, der zuerst den Boden berührt?

•Kannst du den Moment wahrnehmen, in dem der Fuß sich vom Boden löst?

•Welcher Teil deines Fußes hat bis zuletzt Kontakt mit dem Boden?

•Kannst du den Moment wahrnehmen, in dem dein Fuß keinen Kontakt mehr mit dem Boden hat?

•Kannst du spüren, wie sich das Gewicht über den Fuß verteilt, wenn du ihn abrollst?

•Welche Teile des Fußes werden nach und nach belastet?

•Kannst du beim Gehen spüren, wie sich das Gleichgewicht zwischen den beiden Seiten verlagert?

Die Übung lässt sich auch mit einem Spaziergang verbinden. Vereinbaren Sie auf diesem immer wieder kürzere Abschnitte, auf denen Sie gemeinsam das achtsame Gehen üben. Nun können Sie auch erkunden, wie es sich anfühlt auf unterschiedlichen Untergründen zu gehen und was dies für Konsequenzen für Ihren Gleichgewichtssinn hat. Machen Sie zu Beginn und am Ende des achtsamen Gehens eine Pause im Stehen, um sich zu sammeln und im Körper zur Ruhe zu kommen.

Achtsamkeit und Meditation werden häufig mit der Haltung des Sitzens in Verbindung gebracht. Komplizierte Haltungen, wie der halbe oder ganze Lotus, bei dem der Fuß auf dem Oberschenkel des gegenüberliegenden Beins zur Ruhe kommt, prägen häufig Bilder und Statuen. Diese Haltungen bieten tatsächlich ein hohes Maß an Erdung und Stabilität, sind aber keine Voraussetzung, um im Sitzen zu Ruhe und Klarheit zu finden. Zudem bedürfen sie einer behutsamen und schrittweisen Dehnung der Bänder und Stärkung der Muskulatur, um keinen Schaden an Knien und anderen Gelenken zu hinterlassen.

Kommen Sie daher auf gleichwertige Sitzhaltungen zurück, die für sie schmerzfrei sind, wie zum Beispiel dem einfachen Schneidersitz oder dem Fersensitz. Nutzen Sie so viele Meditationskissen unter Ihrem Gesäß und den Knien, bis sich eine aufrechte, aber entspannte Haltung einnehmen lässt. Sollten Sie während des Sitzens Anstrengung im unteren Rücken spüren, so testen Sie, ob ein weiteres Kissen Abhilfe schaffen kann. Sie können selbstverständlich auch eine Meditationsbank verwenden oder einen Stuhl nutzen, wenn dies Ihnen eher erlaubt, zur Ruhe zu kommen und präsent zu sein.

Viele von uns sitzen bereits viel im Alltag. Wenn Sie mit Ihren Kindern üben, so spüren Sie hin, ob das, was Sie beide nun brauchen, tatsächlich mehr sitzen ist oder ob ein Wunsch nach Bewegung und Spiel besteht, der Ihre gemeinsame Achtsamkeitspraxis leiten darf.

Achtsam zu sitzen hat den Vorteil, dass es uns durch die gefühlte Stabilität und den Kontakt mit dem Boden gut erdet und zur Ruhe kommen lässt. Gleichzeitig fordert diese Haltung uns fortwährend auf, die notwendige Präsenz aufzubringen, um aufrecht sitzen zu bleiben und nicht in uns zusammenzufallen. Dadurch verbindet die Haltung Entspannung mit Präsenz – zwei Qualitäten, die in unserer Achtsamkeitspraxis immer von Bedeutung sind. Die folgende Übung gibt Ihnen einen Anhaltspunkt wie Sie das Sitzen und damit auch die zwei genannten Qualitäten gemeinsam üben können.

Wachs mit mir!

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