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Übung – Sich im Sitzen erden

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Beginnen Sie damit, eine Sitzhaltung zu finden, die sich entspannt anfühlt, dem Körper aber ein Gefühl von Raum und Aufrichtung gibt. Nutzen sie unterschiedliche Hilfsmittel, wie Decken, Kissen, Meditationskissen, Hocker oder Stühle. Sollte einer von Ihnen bereits zu Beginn der Übung das Gefühl haben, Sie müssten sich in eine Haltung „zwängen“ oder viel Kraft aufwenden, um diese zu halten, so finden Sie eine andere Haltung. Sitzen Sie bereits zu Beginn mit Mühe, so ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich über den Lauf der Minuten hinweg Schmerzen einstellen.

Haben Sie eine Haltung gefunden, so verbinden Sie sich erst einmal mit dem Boden und der Erde. Laden Sie Ihr Kind ein, die Aufmerksamkeit zu den Stellen zu führen, wo sein Gesäß das Kissen, den Stuhl oder den Boden berührt. Welche Stellen sind das? Welche anderen Bereiche im Körper fühlen sich schwer und geerdet an?

Wenn der erste Kontakt zu Erde und Boden aufgenommen wurde, laden Sie Ihr Kind ein, gefühlt in diesen hinein schwerer zu werden. Ihr Kind kann sich vorstellen, ein Stück des Gewichts, der Anspannung und Unruhe an den Boden abzugeben, fast, als würden diese Empfindungen am Körper hinab in die Erde hineinfließen. Der Körper wird dabei in der Regel etwas zusammensinken und rund werden. Erlauben sie ihm für den Moment weich und schwer zu werden.

Wenn sich dann ein erster Teil der Anspannung gelöst hat, laden Sie ihr Kind ein, nach und nach seinen Rücken aufzurichten und den Raum um sich herum zu öffnen. Es kann sich dabei vorstellen, sich ganz langsam wie eine Blume oder ein knospendes Blatt zu entfalten. Ihr Kind darf dazu Atemzug für Atemzug mit seiner Aufmerksamkeit den eigenen Rücken hinaufwandern und spüren, wie es zu allen Seiten hin Platz hat.

Zuletzt sitzt es da wie ein Berg – tief verwurzelt mit dem Boden, schwer und majestätisch. Der Kopf Ihres Kindes ist die Spitze dieses Berges, der weit über dem Boden ruht, viel Raum und eine klare Sicht auf die Dinge hat. Auf diese Weise können Sie für einige Atemzüge gemeinsam sitzen. Beginnen Sie mit einigen Atemzügen und dehnen Sie danach die Zeit des gemeinsamen Sitzens behutsam aus. Beobachten Sie dabei, wie verschiedene Empfindungen im Körper erscheinen, eine Weile bleiben, um sich dann zu verändern und wieder zu verabschieden. Als würden verschiedene Besucher den Berg besteigen, die den Berg selbst aber nicht aus der Ruhe bringen können.

Einige Male gemeinsam geübt, kann Ihr Kind diese Übung in allerlei Situationen anwenden. Die beiden Qualitäten, Präsenz und Entspannung, können je nach Bedarf betont werden. Wenn Ihr Kind sich nach Ruhe und Sicherheit sehnt, kann der Schwerpunkt der Übung auf dem Schwerwerden und dem Kontakt mit dem Boden liegen. Wünscht es sich präsenter, wacher und gelassener zu sein, so liegt der Fokus auf der Wahrnehmung des Raums um es herum und der Aufrichtung des Körpers.

Manchmal ist es zu viel verlangt aus einem hektischen und ereignisreichen Alltag heraus ohne Umschweife in die Stille zu kommen. Körper, Herz und Geist sind oft noch so energiegeladen, dass die plötzliche Ruhe in der Haltung die innere Unruhe eher betont und verstärkt. Als hätte auf einmal jemand das Radio lauter gestellt, bemerken wir plötzlich, wie viele Gedanken, Ideen und Bilder in uns aktiv sind. Ein abruptes Stillwerden wird daher oft als unangenehm empfunden. Versuchen wir es dennoch, spüren wir schnell, wie sich Widerstände und Anspannung gegen das Üben zeigen.

Daher sind Übungen, die uns über beruhigende Bewegungsmuster in die Stille führen nach einem geschäftigen Tag oft besser geeignet als strenge Formen und Disziplin. Bauen Sie daher nach Belieben sanfte Bewegungen aus Yoga, Qi Gong, Tanz oder einfachen Dehnungsübungen in Ihre Achtsamkeitspraxis ein. Die folgende Übung zeigt Ihnen eine Möglichkeit, über sanfte Bewegung in eine sitzende Haltung zu kommen. Weitere Übungen in Bewegung finden Sie im Abschnitt „Der Körper“.

Wachs mit mir!

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