Читать книгу Prosecco~Wellen - Ursula Flajs - Страница 11
ОглавлениеLust-auf-mehr
Als der Taxifahrer seine quirlige Fracht vor dem Lokal ablud, meinte er grinsend: „Viel Spaß meine Damen – aber nicht zu viel!“
„Frechheit! Was glaubt der denn, wer wir sind?“, rief Lilli dem davonfahrenden Taxi hinterher.
Das Lust-auf-mehr wurde von zahllosen Lämpchen beleuchtet und strahlte in weihnachtlicher Atmosphäre in die dunkle Aprilnacht. Selbst auf den großen Topfpflanzen im Eingangsbereich funkelten Lichtergirlanden. Vor dem Lokal luden Holztische die kälteresistenten und rauchenden Gäste mit warmen Decken zum Sitzen ein.
„Wir sitzen aber drinnen?“ Sandra bibberte in ihrem kurzen Kleidchen.
„Nein, wir sitzen draußen und sehen zu, wie du langsam blau anläufst“, scherzte Lilli, bevor sie den Eingang ansteuerte.
Im Lokal erwartete die Freundinnen erotische Opulenz. Prüde Gemüter waren hier am falschen Ort. Auf großen Gemälden an den Wänden tummelten sich Heerscharen von nackten Männern und Frauen. Von den Künstlern waren sie mit großzügigen männlichen und weiblichen Attributen ausgestattet worden. Sie vollzogen zu zweit oder in Gruppen den Geschlechtsakt, wobei in den meisten Werken die Protagonisten mit einem gewissen akrobatischen Talent ausgezeichnet waren.
„Wow!“ Lillis und Melanies gleichzeitigem Ausruf folgte Gekicher. Sandra stimmte ein, während Emmas Wangen sich wieder mal färbten. Marie zog es vor, die samtgepolsterten Stühle und die dunkel glänzenden Holztische interessiert zu betrachten. Aber auch in der Dekoration wurde das stilistische Ambiente konsequent umgesetzt. Die golden bemalten Nippsachen auf den Tischen stellten ebenfalls freudig kopulierende Pärchen dar.
„Wie im Puff!“ Lillis Mutmaßung wurde von einem großen Mann in schwarzer Livree unterbrochen, der die Neuankömmlinge begrüßte.
„Guten Tag, meine Damen, haben Sie reserviert?“
Lilli nannte gelassen ihren Namen, als wäre sie ein Stammgast. Der Platzanweiser manövrierte die Frauen durch das verwinkelte Lokal an ihren Tisch. Hier wurden sie von einem goldlackierten Trio begrüßt, das sich in ekstatischer Manier auf dem Tisch vergnügte.
„Mann, wie soll man sich da auf das Essen konzentrieren?“ Melanie schob sich auf die Sitzbank und griff mutig nach der Skulptur. „Das sieht anstrengend aus!“, bekundete sie ihren Respekt. Sie begutachtete die von Kerzenschein beleuchtete Skulptur von allen Seiten.
„Meint ihr, das hier ist wirklich ein Puff?“ Sandra senkte ihre Stimme und blickte sich neugierig im gut besuchten Lokal um.
„Nein, das ist ein Restaurant! Wobei – vielleicht haben die im oberen Stockwerk ein paar Zimmer für Gäste, die es vor lauter Wollust nicht mehr bis nach Hause schaffen?“ Lilli musterte die anderen Gäste. Viele Tische waren mit Männerrunden besetzt, in den kleinen Nischen am Fenster saßen vereinzelt Paare.
„So wie es aussieht, haben wir die große Auswahl!“ Sandra blickte sich interessiert im männerdominierten Lokal um. „Wie ihr wollt“, meinte Melanie und griff nach der Getränkekarte, „mich gelüstet es nach etwas anderem.“
Während sie die Auswahl studierten, starrte Marie in Gedanken versunken auf die Karte. Die offensiv-erotische Atmosphäre des Restaurants erinnerte sie an ihren letzten Geburtstag, als Johannes sie zur Feier des Tages in ein edles Restaurant ausgeführt hatte.
Marie hatte sich sorgfältig angezogen: ein elegantes dunkelrotes Kleid und High Heels. Johannes sah ihr beim Ankleiden zu, und obwohl es ihr unangenehm war, genoss sie seine offensichtliche Bewunderung.
Später, beim Abendessen, genossen sie Jakobsmuscheln mit Trüffelcreme, dazu tranken sie einen köstlichen Chardonnay. Nach dem Essen spürte Marie, wie Johannes Hand unter der überhängenden Tischdecke verborgen über ihre Schenkel wanderte. Trotzdem befürchtete sie, jemand könnte etwas bemerken. Aber sie ließ ihn gewähren, bis er seine Finger in ihr Höschen schob. Marie zuckte zusammen und tadelte ihren Mann mit einem eisigen Blick. Johannes zog seine Hand zurück und wirkte, als ob er geschlagen worden wäre. Die schöne Stimmung des Abends war zerstört. Sie verließen das Restaurant bald darauf und Johannes versuchte später nicht, Marie zum Sex zu überreden.
Klapperndes Besteck und klirrende Gläser holten Marie in die Gegenwart zurück. Ihr Blick war noch immer auf die Speisekarte geheftet, deren Inhalt sie erst jetzt wahrnahm. „Wisst ihr schon, was ihr nehmt?“ Marie hatte kaum Appetit.
„Ja! Ich werde ein Steak essen, mit Kartoffeln und Brokkoli. Ich bin hungrig!“, antwortete Melanie.
„Ich möchte diesen Salat mit Hühnchen“, sagte Sandra. „Seht mal, der heißt: Fifty Shades of Green.“ Marie schloss sich Sandras Wahl an, während Lilli und Emma das Heiße Dreieck der Begierde wählten. Das war eine Gemüsepfanne mit Schweinelendchen in Soße. Dazu bestellten sie Wein und eine Runde des Hausaperitifs Feuchtgebiete.
Nach dem Dessert: Sündige Versuchung in Schokolade und einer weiteren Flasche Wein, die Melanie zur Hälfte allein geleert hatte, wurden die Freundinnen plötzlich von einer tiefen Stimme überrascht.
„Hallo, die hübschen Damen! Haben Sie das Lust-auf-mehr entdeckt?“ Jens Eriksens große Gestalt beugte sich über den Tisch.
„Oh, Sie sind auch hier!“ Sandra musterte den langhaarigen Hünen.
Aber Jens Eriksen Aufmerksamkeit galt Melanie, die er direkt ansprach: „Und gefällt es Ihnen hier?“ Seine Augen wanderten von der Angesprochenen zu dem schamlosen Trio auf dem Tisch und wieder zurück. Melanie war sprachlos, was selten vorkam.
Doch Lilli antwortete schlagfertig: „Ist mal was Neues. Solche Lokale gibt es bei uns nicht!“
„Ja, die Reeperbahn hat schon manch unschuldiges Gemüt verführt!“ Jens Eriksen grinste unverhohlen.
„Aber Landeier sind wir auch keine!“, stellte Lilli klar.
„Ich wollte Sie nicht beleidigen!“ Gespielt griff er sich entschuldigend an die Brust und verbeugte sich demütig. „Haben die Damen später schon was vor oder darf ich Sie zu einem Gläschen einladen? Ich kenne eine nette Bar in der Nähe.“
„Ist das überhaupt erlaubt?“ Marie blickte stirnrunzelnd auf den großen Mann. „Sie gehören schließlich zum Organisationsteam!“
Jens Eriksen streckte sich: „Das stimmt! Aber ich bin kein Mitglied der Jury! Ohne die Veranstaltung abwerten zu wollen, es handelt sich hier ja nicht um den Eurovision Song Contest.“ Das kollektive Schulterstraffen der Tischrunde veranlasste Jens Eriksen dazu, hinzuzufügen: „Außerdem möchte ich Ihnen sagen, dass Sie ein ausgezeichneter Chor sind! Sie vermitteln einen tollen Gesamteindruck mit perfekt harmonierenden Stimmen!“ Die empörten Schultern sanken wieder nach unten, dafür hoben sich die Brustkörbe. „Ich muss jetzt zu meiner Tischgesellschaft und komme später noch einmal vorbei. Sie können es sich inzwischen überlegen.“ Er zog einen imaginären Hut, zwinkerte Melanie zu und entschwand.
Fünf fragende Augenpaare schwenkten in der Runde umher.
„Sollen wir wirklich mitgehen?“ Lilli wandte sich an Melanie.
„Ich weiß nicht. Er ist ja ganz nett und wir sind schließlich zu fünft!“ Melanies Blick suchte den von Marie.
„Nun, ins Hotel wollen wir sowieso noch nicht. Und er kennt sich hier immerhin aus.“ Maries Bereitschaft, ein unvorhersehbares Abenteuer einzugehen, ließ ihre Freundinnen aufhorchen.
„Ich würde gern mitgehen“, stellte Sandra klar.
„Emma?“ Lillis Frage schreckte Emma auf, deren Blick an der liebestollen Skulptur auf dem Tisch geruht hatte. Sie wirkte ertappt und stammelte: „Was? Ach ja, gehen wir doch mit. Wie Melanie sagt, wir sind ja zu fünft!“
Eine gute Stunde später führte Jens Erikson die Freundinnen über die Reeperbahn. „Nur zu Fuß bekommt man den besten Überblick!“, betonte er.
Ihr Begleiter übertrieb nicht. Überall stöckelten Prostituierte über den Gehweg und boten ihre Dienste an. Nein, nicht den Freundinnen, Jens Eriksen war das begehrte Ziel. Dieser gesellte sich bald zu Melanie und fragte: „Darf ich mich einhängen?“
Melanie schmunzelte: „Haben Sie Angst?“
„Nein, aber wir kommen dann schneller voran.“ Er schob seinen Arm unter den ihren und drückte sich eng an sie. Melanie nahm wahr, wie sein Arm ihre Brust berührte. Sie wollte ihn zuerst von sich schieben, aber es fühlte sich nicht unangenehm an, zumal er es nicht einmal zu bemerken schien.
„Du meine Güte, da weiß man gar nicht, wo man hinschauen soll, oder doch eher wegschauen?“ Lillis aufgerissene Augen wanderten an einem großen Gebäude hoch, das wie ein Kaufhaus aussah und in dessen farbig beleuchteten Schaufenstern Sexarbeiterinnen ihre Dienste anboten.
„Das ist der Love-Store, der ist noch ziemlich neu hier“, erklärte Jens Eriksen.
„Und waren Sie auch schon mal drin?“ Lilli konnte sich nicht zurückhalten.
„Dazu möchte ich nichts sagen.“ Jens Eriksens Antwort sprach für sich.
Emma, Sandra und Marie liefen schweigsam hinter den anderen her. Wobei Marie ihren Blick hauptsächlich auf Jens Eriksens Rücken heftete. Am liebsten wäre sie zurück ins Hotel gegangen. Es war ihr alles zu viel: der Lärm aus den Lokalen und die Gier im Blick der Männer, die ihnen entgegenkamen. Überall nur ein Thema: Sex! Plakativ und grob drangen die Eindrücke in Marie ein und hinterließen nur Ekel und Abscheu.
„Marie! Schau mal!“ Sandra zupfte an ihrem Arm und deutete auf einen Sexshop, der mit überdimensionalen Dildos in allen Farben warb. „Bitte, was soll man damit machen?“ Marie antwortete nicht, sie hätte sich am liebsten in Luft aufgelöst. Sandra hatte inzwischen eine andere Attraktion entdeckt und hielt sich an Emma.
„Das ist aber sexy Wäsche, Emma!“ Sandra deutete auf ein pinkfarbenes transparentes BH- und Stringtanga-Set. Emma schien sich in einer Art Trance zu befinden: „Hm …, ja, sehr schön. Aber ich könnte sowas nicht tragen“, fügte sie geknickt hinzu.
„Ich weiß nicht, was du immer hast! Viele Männer stehen auf kurvige Frauen. Du hast wenigstens einen Busen. Nicht so kleine Brüstchen wie ich.“ Sandra drückte Emmas Arm. „Sollen wir mal hineingehen?“
Ihr Vorschlag wurde von Melanie abgewürgt. „Shoppen können wir morgen!“, rief sie.
Kurz darauf bog die aus Jens Eriksen und Melanie bestehende Vorhut in eine Seitengasse ab. Vor einem violett beleuchteten Eingang blieben die beiden stehen. „Bitte, Ladys, das Lilas Caprice.“ Jens Eriksen hielt einladend die Tür auf.
Die Bar mit dem klingenden Namen entpuppte sich als pseudoelegant. Die kleinen Bistrotische waren aus billigem Resopal, die gepolsterten Stühle abgewetzt. Aber die angenehme Lounge-Musik und die lila Beleuchtung täuschten gekonnt Eleganz vor. Das Publikum bestand aus einigen Paaren, die sich eng nebeneinander sitzend ins Ohr flüsterten, und einzelnen Gästen, welche die Neuankömmlinge neugierig oder abschätzend musterten.
Jens Eriksen begrüßte den Barkeeper mit einem Winken. Er war hier wohl Stammgast. Dann steuerte er einen runden Tisch in der Ecke an. Die Freundinnen folgten ihm, Jens Eriksen quetschte sich schließlich zwischen Melanie und Lilli. „Was möchte Sie trinken? Die Runde geht auf mich!“, rief er.
Sie einigten sich auf die von Melanie wärmstens empfohlene Hafenwelle. „Die merkt man wenigstens!“ Sie griff als Erste nach einem Glas, als der Kellner die Getränke servierte.
Jens Eriksen lächelte anerkennend und hielt sein Glas an das ihre: „Ich mag Frauen, die was vertragen.“ Melanie war sich nicht sicher, ob sie das als Kompliment auffassen sollte, aber sie schwamm bereits in einem beträchtlichen Promillelevel und grinste ihn verschwörerisch an. „Ich würde sagen, wir sollten langsam zum ‚Du‘ übergehen. Ich heiße Melanie!“, bot sie ihm an.
„Freut mich, Melanie – ich bin Jens!“
Nach fröhlichem Gläserklirren waren alle beim „Du“ angekommen und Jens spendierte eine zweite Runde Hafenwelle. Marie lehnte zwar ab, wurde aber ignoriert. Also bestellte sie sich eine Flasche Mineralwasser und ließ die Hafenwelle stehen. Ihre Freundinnen unterhielten sich lachend mit Jens, doch Marie beobachtete die anderen Gäste in der Bar.
Das Paar am Nischentisch saß eng nebeneinander. Der Mann hatte einen Arm um die Frau gelegt und streichelte ihren Hals, während die andere Hand auf ihrem Schenkel lag. Maries Mundwinkel zogen sich nach unten. Sie fand öffentlich zur Schau gestellte Intimität abstoßend.
Marie erinnerte sich an die Worte ihrer Mutter, die sich ihr eingeprägt hatten. Sie war noch ein Teenager gewesen und mit ihrer Mutter durch den Stadtpark gelaufen. Dabei hatten sie ein junges Pärchen gesehen, das alles um sich vergessend auf einer Bank knutschte.
„Marie, ich will nicht, dass du jemals so etwas in der Öffentlichkeit machst! Das ist unangebracht und gehört sich nicht! Wenn du älter bist, dann wirst du es verstehen. Jemand, der dich kennt, könnte dich dabei sehen! Jugendsünden holen einen immer ein!“, schärfte ihr ihre Mutter ein. Die dreizehnjährige Marie fragte sich, ob wohl ihre Mutter Erfahrungen mit Jugendsünden gemacht hatte. Ihre Mutter, die den Ehemann nicht aus dem Haus ließ, bevor sie seinen Krawattenknoten geprüft hatte. Die stets tadellos gekleidet war, jede Woche zum Friseur ging und das Haus niemals ohne Make-up verließ. Die nur ausgewählte nützliche Kontakte pflegte und ihrem Gatten den Rücken stärkte, damit er sich bis in die Chefetage eines großen Bauunternehmens hocharbeiten konnte. Nein – Maries Mutter war über jeden Tadel erhaben!
Marie hatte sich stets bemüht, den Erwartungen ihrer Mutter gerecht werden. Was würde sie dazu sagen, wenn sie wüsste, dass der geschätzte Schwiegersohn ihre Tochter verlassen hatte? Sie würde sagen, dass ich versagt habe, war sich Marie sicher.
Lautstarkes Gelächter holte Marie in die Bar zurück. Offensichtlich hatte eine weitere Runde Hafenwelle den Tisch erreicht, Melanie hatte inzwischen sogar Maries verschmähtem Drink den Garaus gemacht. Emma und Sandra klammerten sich aneinander und schüttelten sich vor Lachen über eine Anekdote von Jens, die Marie verpasst hatte. Melanie und Lilli steckten die Köpfe mit Jens zusammen und prusteten in ihre Gläser.
„Nein, wirklich!“, kreischte Melanie, „und sie hat nicht gemerkt, dasch … das Fenster offen stand.“ Sie hickste unvermittelt und stemmte sich vom Tisch auf. „Ich glaub, ich musch aufs Klo!“
„Ich geh mit!“ Lilli warf Marie einen Ich-seh-mal-nach-dem-Rechten-Blick zu und hakte sich bei Melanie unter, die mit ordentlichem Seegang die Toilette ansteuerte.
„Mädchen, du solltest langsam die Hafenwellen-Bremse ziehen, bevor du noch ins Koma fällst!“ Lilli schubste Melanie in die Kabine und zog sich vor dem Spiegel ihre Lippen nach.
„Ich weiß nicht, was du immer hast! Ich will doch nur Spaß!“ Melanies Stimme dröhnte durch den gefliesten Raum.
„Ich habe auch gern Spaß, aber du trinkst, als gäbe es kein Morgen.“ Lilli prüfte ihr Make-up und zupfte an den Haaren. „Außerdem muss ich aufpassen, damit du nicht von Jens abgeschleppt wirst.“
„Was? Abgeschleppt …? Spinnst du?“ Melanie schwankte aus der Kabine und klammerte sich an das Waschbecken. Lilli hielt Melanie von hinten fest, damit sie sich die Hände waschen konnte.
„Bist du blind?“ Lilli zog ihre Augenbrauen in die Höhe und blickte an Melanies Schulter vorbei auf das gemeinsame Spiegelbild: „Oder willst du es nur nicht sehen? Jens steht auf dich!“
„Was? Nein!“ Melanie wirkte ehrlich überrascht: „Wieso soll er auf Obelix stehen, wenn lauter tolle Hasen am Tisch sitzen?“
„Jetzt hör mal auf! Warum machst du dich immer selbst runter? Der Typ steht auf dich! Das merkt doch jeder, nur du nicht!“ Melanie starrte auf Lilli, der Zweifel stand ihr ins Gesicht geschrieben. „Als Nächstes trinkst du Mineralwasser! Das ist ein Befehl!“ Lilli fixierte ihre Freundin mit einem strengen Blick.
Als die beiden an den Tisch zurückkamen, beglich Jens gerade die Rechnung und die anderen erhoben sich. Bevor Melanie ihre Enttäuschung zeigen konnte, erklärte Jens: „Ich habe gedacht, wir ziehen noch weiter. Ich kenne eine tolle Tanzbar!“
„Ja, ich will tanzen!“ Sandra schwang ihre Hüften.
Emma ließ sich von Sandras guter Laune anstecken. „Warum nicht? Es ist ja erst … Eins? Wo ist nur die Zeit geblieben?“, stellte sie fest.
„Ich weiß nicht. Ich glaube, für heute reicht es. Wir möchten morgen doch einiges unternehmen und proben sollten wir auch!“ Marie hatte schon lange genug und sehnte sich nach ihrem Bett.
„Jetzt sei keine Spaßbremse. Schlafen kannst du zu Hause wieder!“ Melanie rempelte Marie unsanft an, worauf sie einen entrüsteten Blick erntete.
„Komm, Marie, halten wir noch ein Stündchen durch. Sonst jammert uns Melanie bis in alle Ewigkeit die Ohren voll“, aus Lilli sprach die Erfahrung.
„Genau, das mache ich!“ Melanie hängte sich bei Jens ein. „Und außerdem haben wir ausgemacht, dass wir zusammenbleiben. Alle für eine – eine für alle. Wie bei den Muschketieren …“, lallte Melanie.
„Ja, und du trinkst jetzt Wasser, sonst zieh ich mein Schwert!“ Lilli füllte Wasser in das leere Longdrink-Glas ihrer Freundin und hielt es ihr an die Lippen. Melanie trank es mit sichtlicher Verachtung in einem Zug leer. Danach dirigierte Jens seinen Harem unter den enttäuschten Blicken aller anwesenden Singlemänner aus der Bar und lotste ihn durchs nächtliche St. Pauli.