Читать книгу Prosecco~Wellen - Ursula Flajs - Страница 16
ОглавлениеNachmittagsmarathon
Nach dem Essen und einem Kümmelschnaps – Melanie bestand auf diese Hamburger Spezialität – spazierten die Freundinnen an der Elbe entlang in Richtung Övelgönne. Der Strom, auf dem viele Ausflugsboote und Schlepper fuhren, floss träge vorbei und spiegelte den grauen Aprilhimmel wider.
„Mir gefallen die klaren Flüsse zu Hause besser.“ Lilli schaute ins trübe Wasser.
„Nach Regenfällen sind sie auch keine Schönheit“, meinte Melanie.
„Ich finde die Elbe großartig!“ Emma blickte sehnsüchtig hinter einem riesigen Frachter her, der unter brasilianischer Flagge fuhr. Sie stellte sich vor, wie es wäre, auf ihm über endlose Wellen durch den weiten Ozean zu gleiten. In diese Vorstellung schob sich das Bild eines faltigen Gesichts mit papierhäutigen Händen, die sich ihr entgegenstreckten. Emma schloss seufzend die Augen und schüttelte ihren Kopf, aber das Bild hing wie eine Spinnwebe in ihrem Gedächtnis.
Marie, die hinter Emma lief, schaute dem Frachter ebenfalls nach. Sie überlegte, wie es wohl wäre, einfach wegzufahren – fort von all den Erwartungen.
„Man gibt nicht gleich auf, wenn es einmal in einer Beziehung nicht so rund läuft, Marie! Eine Ehefrau muss ihre Aufgaben erfüllen und ein Paar sollte zusammenbleiben!“ Die Worte ihrer Mutter erdrückten jeglichen Fluchtgedanken.
Ihre Mutter hatte sich offensichtlich daran gehalten. Im Gegensatz zu Maries Vater, der vor ein paar Jahren wegen einer Affäre für einige Monate von zu Hause ausgezogen war. Um sich über seine Gefühle klar zu werden, wie er sagte. Dasselbe hatte Johannes gesagt, fiel ihr plötzlich ein.
Marie hatte nie erlebt, dass ihre Mutter die Geduld oder die Beherrschung verloren hatte. Ihre Mutter machte weiter, als wäre nichts geschehen, und sprach nie mit ihren Töchtern darüber, wie es in ihrem Inneren aussah. Sie hatte ihre Mutter dafür bewundert, und letztendlich schien es die richtige Strategie zu sein, denn Maries Vater kehrte wieder nach Hause zurück. In ihrem Elternhaus verlief daraufhin alles wie zuvor. Abgesehen davon, dass Maries Mutter zehn Kilo abgenommen hatte, schien sich nichts verändert zu haben.
Ich muss nur durchhalten! Und sie durfte den Kontakt zu Johannes nicht abbrechen lassen, ihm keinen Druck machen, damit er erkannte, was er an ihr hatte. Außerdem hatte ihr Mann sie ja nicht wegen einer anderen Frau verlassen! Oder vielleicht doch?
„Marie! Marie! Was machst du da?“ Lillis schrille Rufe drangen an Maries Ohr, während sie gleichzeitig ein Zerren an ihrem rechten Arm spürte. Marie blickte erschrocken auf die dunkle Elbe hinunter. Sie befand sich an der Kante der Uferbefestigung. Die Spitzen ihrer Stiefel standen bereits über den Rand hinaus. Marie zuckte zurück. Sie blickte in Lillis schreckgeweitete Augen und die entsetzten Gesichter ihrer Freundinnen.
„Was machst du da?“, wiederholte Lilli und zog immer noch an Maries Arm.
Marie schüttelte Lillis Hand ungeduldig ab und zupfte ihren Jackenärmel gerade. „Mein Gott, Lilli! Was werde ich wohl machen?“ Sie rollte theatralisch mit den Augen, bevor sie ihre Freundinnen der Reihe nach ansah. „Ich war nur in Gedanken und habe nicht aufgepasst!“
„Ich weiß nicht, ob wir dich heute Abend allein lassen können?“ Lilli sprach Bedenken aus, die nicht nur ihr durch den Kopf geisterten.
„Also wirklich, Lilli! Bleib am Boden! Ich hatte sicher nicht die Absicht, mir etwas anzutun! Abgesehen davon kann ich schwimmen!“ Sie stampfte, wenig damenhaft, mit einem Fuß auf den Boden. Erstaunt über Maries ungewohnt heftige Reaktion kreuzten sich die Blicke ihrer Freundinnen.
„Ist schon gut! Das wissen wir doch!“ Melanie klopfte Marie als Zeichen ihres Vertrauens kräftig auf die Schulter, während die anderen zustimmend nickten.
„Wenn du möchtest, bleibe ich heute Abend trotzdem bei dir“, bot Emma vorsichtig an.
„Nein! Bitte! Glaubt es mir einfach! Ich will heute Abend lieber allein bleiben!“ Noch deutlicher konnte Marie nicht werden. Sie lief weiter, die anderen trotteten ihr nach. Verstohlene Blicke huschten umher, aber kein Laut war zu hören.
Ein paar Minuten lang herrschte Schweigen. Alle hingen ihren eigenen Gedanken nach, die vielleicht auch dieselben waren. Bis sie auf ein schönes Lokal mit Tischen im Freien stießen, welches das Unvermeidliche auslöste.
„Schaut mal: Elbklippe – das klingt sehr vielversprechend! Hier machen wir Pause! Wir machen ja keinen Nachmittagsmarathon!“, rief Melanie. Sie steuerte begeistert auf die gut besuchte Terrasse zu, ihre Freundinnen liefen ergeben hinter ihr her.
„Sandra, hier gibt es Decken!“ Melanie hielt grinsend eine flauschige Acryldecke in die Höhe.
„Ja, fein“, versicherte Sandra, „aber ich treffe mich gleich mit Dimitri! Wir sind in einer halben Stunde beim Museumshafen verabredet. Von hier aus schaffe ich es noch pünktlich.“ Melanie und Lilli verzichteten auf einen Kommentar, die Sache mit Marie hing noch wie ein loser Ziegel auf dem Dach.
„Aber vergiss nicht, dass wir heute Abend proben müssen! Um sieben treffen wir uns im Hotel!“ Melanie hatte wieder ihren strengen Ich-bin-die-Chorleiterin-Blick.
„Klar doch, das schaff ich bestimmt.“ Sandra winkte in die Runde und lief summend davon.
„Und wehe, du kommst nicht!“, donnerte Melanie hinter Sandra her. Die Köpfe der anderen Gäste wandten sich der Quelle des Geschreis zu.
„Setz dich! Bitte!“ Sogar Lilli war sich bewusst, dass sie auffielen wie ein lärmender Haufen Halbwüchsige. Melanie ließ sich achselzuckend auf einem Sessel nieder und studierte ungerührt die Getränkekarte. Marie nahm scheinbar gelassen Platz und ignorierte die Blicke der Gäste um sie herum, während Emma sich vorstellte, sie wäre unsichtbar.
Nach einigen Minuten durchbrach Lilli das Schweigen: „Was meint ihr zu einem Grog? Bei diesen Temperaturen wäre das genau das Richtige!“ Sie zog ihre Decke enger um die Hüften.
„Klingt super!“, antwortete Melanie begeistert.
„Ja, warum nicht?“, meinte Emma, die das Getränk nicht kannte.
Marie schloss sich ihnen ergeben an: „Dann probieren wir eben einen Grog.“
Als sie an dem heißen Getränk nippten und ihre Hände an den Bechern wärmten, sprach Melanie aus, was alle beschäftigte.
„Was haltet ihr eigentlich von Dimitri?“
„Er wirkt ja nett. Aber ich finde, Sandra geht das wie immer viel zu schnell an.“
Lilli war früher öfter mit Sandra unterwegs gewesen. Sandra war unkompliziert und man konnte Spaß mit ihr haben. Aber ihre ständige Suche nach einem Flirt war nicht nur Lilli auf die Nerven gegangen. Egal, wo sie waren, Sandra suchte zuerst die Umgebung nach dem reizvollsten Mann ab, um ihn dann zu umgarnen. Natürlich hatte Sandra meistens Erfolg damit. Sie war sehr attraktiv, und viele Lokale waren voll mit Typen, die auf der Suche nach einem One-Night-Stand waren. Obwohl Sandra behauptete, nur nach dem ‚einen Prinzen‘ zu suchen.
„Hast du keine Angst, dir eine ansteckende Krankheit zu holen?“, traute sich Lilli einmal zu fragen. „Was glaubst du denn? Wofür hältst du mich?“, hatte Sandra gekontert, „ich bin Krankenschwester! Ich weiß, wie ich mich schützen muss!“
Doch Lilli distanzierte sich außerhalb des Chors mehr und mehr von Sandra, da ihre anderen Freundinnen mit der ‚Bienenkönigin‘ nicht mehr ausgehen wollten. „Ich komme mir vor, wie eine Arbeiterbiene, die ihre Königin umschwirren darf, während sie sich hofieren lässt!“, hatte sich Lillis Freundin Tina einmal beschwert, weil Sandra stets die Aufmerksamkeit aller akzeptablen Männer auf sich zog.
„Sie ist erwachsen“, nahm Emma Sandra nun in Schutz, „solange sie damit glücklich ist, ist das ihre Sache.“
„Sicher, aber irgendwann wird sie auf die Nase fallen“, unkte Melanie und erntete dafür einen tadelnden Blick von Emma.
„Ich finde das gemein! Lasst sie doch! Es ist ihr Leben!“, verteidigte Emma ihre abwesende Freundin.
„Ja, aber manchmal betrifft es auch das Leben von anderen.“ Marie hatte sich aus der Diskussion heraushalten wollen, weil sie das umtriebige Liebesleben ihrer Schwester verabscheute. Sie ahnte, dass Sandra auch vor verheirateten Männern keinen Halt machte. Die Worte waren ihr herausgerutscht. Peinlich berührt starrte Marie in ihren Grogbecher.
Melanie fand, dass es höchste Zeit für ein neues Thema war. Trübsal blasen hätte sie auch zu Hause können. „Wie seht ihr unsere Chancen?“, warf sie fröhlich in die Runde. „Ich meine, beim Wettbewerb!“, fügte sie hinzu, als sie die ratlosen Blicke ihrer Freundinnen bemerkte, die dem abrupten Themenwechsel nicht so schnell folgen konnten.
„Gut, sehr gut sogar! Wir müssen uns nicht verstecken. Wir sind super!“ Lilli reckte ihr Kinn selbstbewusst in die Höhe.
„Naja, die Singing Ladys haben mitunter einen optischen Vorteil“, wägte Melanie ab und fügte in einer Eingebung hinzu, „aber wir könnten Sandra dazu überreden, Franco Monetta schöne Augen zu machen und sich mal auf Harry Berts Schoß zu setzen.“
„Gute Idee“, kicherte Lilli, während Emma nur sanft lächelte und sich loyal eines Kommentars enthielt.
„Wir können sie ja mal fragen“, schmunzelte nun auch Marie, die ungemütliche Stimmung löste sich auf.
Obwohl Melanie, nachdem die Gläser geleert waren, gerne noch eine Runde Grog bestellt hätte, bestand Marie darauf, weiter in Richtung Övelgönne zu laufen.
Ein feuchter Sandstreifen säumte das Elbufer. Hundebesitzer warfen ihren Lieblingen Stöckchen und warm angezogene Spaziergänger schlenderten am Strand entlang. Höher gelegen, jenseits der Straße, blitzten die Fronten anmutiger Villen zwischen altem Baumbestand durch.
Maries Gedanken wanderten wieder einmal zu Johannes. Sie wusste, wie begeistert er bei diesem Anblick gewesen wäre. „Das sind Immobilien, die Millionen wert sind“, hätte er gesagt und darüber spekuliert, wie viel Provision man bei einem Verkauf einstreichen könnte. Noch vor ein paar Jahren hatte Johannes Marie versichert, dass sie einmal in so einem imposanten Haus leben würden. Jedenfalls solange sie noch an die Erfüllung ihres Kinderwunsches glaubten. Hätten wir Kinder adoptieren sollen? Sie hatten nie darüber gesprochen. Vielleicht war das ein Zeichen, dass der gemeinsame Kinderwunsch doch nicht so groß gewesen war?
„Wie süß! Wie im Bilderbuch!“ Lillis begeisterte Stimme schob sich in Maries Gedanken.
„Ich kann mir nicht vorstellen, wie diese großen Hamburger darin Platz haben sollen?“, rätselte Melanie, als sie einen kleinen Garten betrachtete, der sich zwischen Gehweg und Elbufer befand. „Ich würde Platzangst bekommen!“
In dem Gärtchen standen ein Miniaturleuchtturm und ein Segelschiff auf einer blaugemalten Fläche. Umrahmt wurde die Szene von einem winzigen mit Buschwindröschen gesprenkelten Rasen. „Das ist doch nur für die Touristen“, war Lilli sich sicher, „oder hättest du Freude daran, dich in einem Garten aufzuhalten, an dem unzählige Schaulustige vorbeilaufen?“
Emma bekam von dem Gespräch nichts mit. Sie lehnte sich an den Gartenzaun und betrachtete entzückt das Ensemble. Wie hell und friedlich das Gärtchen aussah!
Sie dachte an das riesige Grundstück, auf dem die Villa ihres verstorbenen Stiefvaters stand. Der große Garten, dicht bestanden mit alten Bäumen, glich einem Wald. Sie würde gerne ein paar Bäume fällen lassen, damit mehr Licht auf das düstere Grundstück fiel. Und den versteckten Pavillon, der unter Denkmalschutz stand, würde Emma am liebsten abreißen lassen. Aber ihre Mutter strahlte immer, wenn Emma mit ihr zwischen den großen Bäumen spazierte. Sie trichterte ihrer Tochter schon seit Kindertagen ein: „Die Bäume müssen hier bleiben! Die hat der Urgroßvater von Ernst schon gepflanzt.“
Marie blickte versonnen über den kleinen Garten hinaus aufs Wasser. Eine Jolle kreuzte leicht auf der Elbe. Marie kam der letzte Urlaub mit Johannes in den Sinn. Sie hatten ein Segelboot gechartert und waren die italienische Riviera entlanggesegelt. Tagsüber glitten sie über das tiefblaue Meer und abends bewunderten sie an Deck bei einem Glas Rotwein die traumhaften Sonnenuntergänge.
Einmal versuchte Johannes, sie im Freien zu verführen. „Marie, es ist dunkel! Es sieht uns doch niemand“, hatte er der widerstrebenden Marie heiser ins Ohr geflüstert. Er versuchte, mit seiner Hand an ihre intimste Stelle unter dem Bikini zu gelangen. Marie bemerkte seine Erektion und wusste, dass er sich nichts sehnlicher wünschte, als auf der Stelle mit ihr Sex zu haben. Doch Marie konnte sich nicht entspannen. Sie stellte sich vor, wie sie von einem Fremden, von einem anderen Boot oder vom Ufer aus mit einem Fernrohr beobachtet werden könnten. „Nein! Ich will nicht hier!“
Marie hatte Johannes abgeschüttelt und war unter Deck gestiegen. Dann wartete sie darauf, dass Johannes ihr in die Kabine folgen würde. Sie nahm sich vor, diesmal besonders laut zu stöhnen, weil er das immer als Bestätigung dafür brauchte, dass es ihr ebenfalls Spaß machte. Doch Johannes hatte offensichtlich die Lust am Sex verloren, denn er folgte ihr nicht. Marie war dann irgendwann eingeschlafen. Von diesem Abend an hatte sich die romantische Stimmung an Bord verflüchtigt. Zwei Tage später mussten sie wieder nach Hause reisen, beide verloren niemals ein Wort über das Geschehen.
„Ich mag nicht mehr weiterlaufen!“, beschwerte sich Melanie.
„Stimmt, es ist mir auch schon aufgefallen, dass keine Kneipe in der Nähe ist“, spottete Lilli.
Da Marie und Emma ebenfalls nicht mehr Weiterlaufen wollten, machten sie sich auf den Rückweg. Obwohl Melanie nörgelnd meinte, man könnte auch ein Taxi nehmen, wurde sie von ihren Freundinnen zu einem Fußmarsch angetrieben. Dafür bestand sie auf einen Zwischenstopp in der Elbklippe. „Ich lade euch ein!“, gab sie sich großzügig.
„Wenn das so weitergeht, muss ich zu Hause eine Entziehungskur machen“, meinte Lilli später, als sie an ihrem wärmenden Grog nippte.
Emma tätschelte beruhigend ihren Arm: „Nein, dafür bist du viel zu stark! Du würdest niemals abhängig werden!“
„Ich weiß!“, gab sich Lilli selbstbewusst. Doch gleich darauf schnitt Lilli ein Thema an, über das sie nur ungern sprach: „Ich bin schon froh, dass ich keine depressiven Tendenzen habe, so wie meine Mama.“
Begonnen hatte alles damit, dass sich Lillis Vater von ihrer Mutter getrennt hatte. Er hatte für eine große Handelskette gearbeitet und war beruflich oft in den Filialen der anderen Bundesländer unterwegs gewesen. Als er ihrer Mutter gestanden hatte, dass er sich in eine andere Frau verliebt hatte, war diese ausgerastet. Lilli war damals zehn Jahre alt gewesen und hatte die Auseinandersetzung ihrer Eltern miterlebt, ohne dass sie es bemerkten.
Lilli verstand nicht alles, was ihre Mutter ihrem Vater entgegenschleuderte, aber als sie schrie: „Du wirst dich noch wundern! Ich werde dafür sorgen, dass meine Tochter nie vergisst, was du für ein mieser Vater bist!“, wurde Lilli bewusst, dass die Welt, die sie bisher gekannt hatte, für immer verloren war. Sie hatte ihren Vater über alles geliebt. Er zog jedoch nach Wien, heiratete die andere Frau und gründete eine neue Familie.
Lilli sah ihn nur noch selten. Ihr Vater besuchte sie in Vorarlberg, aber diese Treffen standen unter keinem guten Stern, da Lilli hinterher immer das Stimmungstief ihrer Mutter ertragen musste. Auch auf Besuche in Wien verzichtete Lilli irgendwann. Ihr Vater verwöhnte sie stattdessen mit Geschenken, die er ihr auch schickte, ohne dass es einen besonderen Anlass dafür gab. Lillis umfangreiche Barbie-Sammlung hatte zum größten Teil ihr Vater finanziert.
„Kannst du deine Mutter nicht zu einem Psychiatrieaufenthalt überreden?“, wagte Marie zu fragen, „euer Hausarzt würde dich sicher unterstützen. Und eine gute Therapie würde ihr vielleicht helfen?“ Marie konnte sich nicht vorstellen, ein Leben wie Lilli zu führen.
„Nein!“, sagte Lilli bestimmt. „Ich würde sie nicht gegen ihren Willen in eine Klinik einweisen lassen! Das würde ihr den Rest geben! Mama hat schon genug durchgemacht.“
„Du aber auch“, lag Melanie auf den Lippen, doch sie schwieg, als sie Emmas bedrückten Ausdruck wahrnahm. Die beiden Freundinnen hatten wirklich ein schweres Los mit ihren Müttern.
Obwohl sie gerne noch einen Grog getrunken hätte, fand Melanie, dass es Zeit war, die Elbklippe zu verlassen. Irgendwie war die Stimmung wieder gekippt. Das ist ja wie auf einer Trauerfeier.
„Zeit zum Shoppen, Mädels!“, rief Melanie und erhob sich.