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Tanzhütte

Die Reeperbahn vibrierte in ungebremster Feierlaune der Besucher. Ausgelassene Nachtschwärmer bevölkerten die Gehwege, ein reger Personenverkehr bewegte sich durch die Sexshops und Stripteaselokale.

Jens steuerte das Quintett zielstrebig durch die lustvollen Verlockungen und hatte sich, zur eigenen Sicherheit, wie er scherzhaft behauptete, wieder eng bei Melanie eingehängt. Nach einer großen Kreuzung bog er in eine Seitenstraße ein, in der sich viele Lokale befanden, vor denen Gastwerber um Kundschaft buhlten. Für jede sexuelle Neigung schien es eine vielfältige Auswahl zu geben.

„Darf ich vorstellen: Die große Freiheit!“ Jens breitete seine langen Arme aus wie die Jesus-Statue in Rio de Janeiro.

„Große Freiheit – das klingt gut!“ Melanies bescheidene Wasserkur hatte ihrer Stimmung keinen Abbruch getan. „Wo hinein?“

„Hier in die Tanzhütte!“ Jens steuerte einen aus rohem Holz gezimmerten Eingang an und wurde von einer jungen Frau im minikurzen Dirndl freudig begrüßt.

„Hallo, Jens, wie geht’s?“, gurrte sie und klimperte mit ihren falschen Wimpern.

„Habe grad ein paar anspruchsvolle Damen in Begleitung. Wir machen eine private Führung“, erklärte er.

Die Mini-Dirndl-Maid lächelte wissend. „Ja, dann sind Sie hier genau richtig! Bitteschön!“, sie führte die Gruppe ins Innere des Lokals.

Empfangen wurden sie von einer laut schmetternden Liveband, die gerade Atemlos zum Besten gab. „Ich kann das Lied nicht mehr hören“, beschwerte sich Melanie und sang gleich darauf den Refrain mit. „Macht trotzdem süchtig“, kicherte sie, als die Band zum Finale anhob.

Jens schien hier ebenfalls Stammgast zu sein. Vom Kellner wurden sie zu einem erhöht stehenden Tisch geführt, der einen guten Ausblick auf das Geschehen im Lokal bot. Als alle Platz genommen hatten, sprang Sandra plötzlich wieder auf und schrie quer durch die Tanzbar: „Dimitri, Dimitri!“

Mitten aus dem Gewirr von Gästen schlängelte sich ein blonder Schopf bis an ihren Tisch durch. Dimitri baute sich im engen Muskelshirt vor ihnen auf und begrüßte Sandra überschwänglich: „Hallo, Schönheit! Was für Zufall … Freu mich dich sehen!“

Sie warf sich in seine Arme, als hätte er gerade um ihre Hand angehalten. Jens beäugte den männlichen Konkurrenten misstrauisch, wurde aber von der Pflicht enthoben, ihn an den Tisch einladen zu müssen, weil Dimitri Sandra umgehend auf die Tanzfläche zog. Die Band spielte Du bist nicht allein und die beiden drehten sich eng umschlungen zu Roy Blacks Schnulze.

„Unglaublich!“ Lilli schüttelte den Kopf und beobachtete, wie Sandra selig in Dimitris Armen hing. „Das wird wieder Schwerarbeit, sie ins Hotel zu bringen.“

„Die Hübsche ist ja wohl erwachsen genug“, bemerkte Jens trocken.

Lilli bedachte ihn mit einem zweifelnden Blick: „Das wäre sie schon! Aber leider verfällt sie bei Männern, die ihr gefallen, in den Teenagermodus.“ Doch Lilli wollte nicht schlecht über Sandra reden. Deshalb übersah sie Jens fragenden Blick und beobachtete stattdessen das Treiben im Lokal.

Offensichtlich war die Tanzhütte ein Ort für das Publikum der Ü-40-Generation. Die Gäste schmiegten sich im dämmrigen Licht der Beleuchtung aneinander und tanzten oder knutschten in den als kleine Hütten gestalteten Sitznischen. Das Lokal war mit Holzbalken, Geweihen von irgendwelchen armen Tieren und mit Plastik-Edelweiß-Sträußen geschmückt. Auf die Wände hatten die Dekorateure Pärchen in Dirndl und Lederhosen gemalt. Die ganze Einrichtung versprühte dezentfreien alpinen Charme.

„Fast wie bei euch zu Hause, nicht?“, ließ Jens verlauten, der Lillis Blick gefolgt war. Lilli verdrehte nur mitleidig ihre Augen. Sie empfand kein Bedürfnis, über den weit verbreiteten Irrglauben zu diskutieren, dass in Österreich immer alle jodelnd und in Dirndl-und-Lederhose unterwegs seien.

„Hütte hin – Alpen her, ich will jetzt was zu trinken!“ Melanie setzte ihre Prioritäten. Jens orderte für sich und Melanie die bewährte Hafenwelle. Emma, Lilli und Marie genehmigten sich hingegen alkoholfreie Cocktails. Sandra stillte ihren Durst auf der Tanzfläche offenbar an Dimitris Hals.

Als die Band Mexican Girl spielte, flüsterte Jens in Melanies Ohr: „Darf ich bitten?“

Melanie stammelte überrascht: „Jaaa, sicher, gerne.“

Jens erhob sich und zog die schwankende Melanie sicher auf die Tanzfläche.

„Na super“, seufzte Lilli, „jetzt haben wir zwei, auf die wir aufpassen müssen.“

„Ich finde es nett, wenn man zum Tanzen aufgefordert wird. Lass ihnen doch den Spaß.“ Emma beobachtete die tanzenden Pärchen. Jens hatte seine langen Arme fest um Melanie geschlungen. Erst wollte sie ihn auf Abstand halten, aber da sie Mühe hatte, das Gleichgewicht zu halten, tolerierte sie seinen festen Griff. Sie spürte die Muskeln seines Oberarms an ihrem Rücken und eine harte Stelle unterhalb seines Gürtels, die sich an ihr Schambein drückte. Ist es das, was ich denke? In einem ersten Impuls wollte sich Melanie von Jens lösen, aber irgendwie fühlte sie sich auch geschmeichelt. Sie fragte sich, wann sie das letzte Mal so mit Jakob getanzt hatte. Sie wusste es nicht mehr.

Melanie erinnerte sich plötzlich an eine unangenehme Situation, als sie vor Jahren auf einem Zeltfest in ihrem Heimatdorf von einem Unbekannten aufgefordert worden war. Sie hatte sich zu ihrer stattlichen Größe erhoben und sogleich den erschrockenen Ausdruck des Mannes wahrgenommen. Er hatte tapfer einen Tanz mit Blick auf Melanies Hals durchgehalten und sie danach schnell an ihren Tisch zurückgebracht. Jens war größer als sie, kräftig gebaut und muskulös – so, wie sich Melanie einen kanadischen Holzfäller vorstellte. Sie drehte sich in seinen starken Armen, roch eine Mischung aus feuchter Haut und herbem Deo und verscheuchte alle aufkommenden Gewissensbisse.

„Ich würde gerne ins Hotel gehen.“ Maries Blick schweifte zuerst gelangweilt über die umschlungenen Paare auf der Tanzfläche, dann blieb er an Lilli heften.

„Da könnte es Widerstand geben.“ Lilli unterdrückte ein Gähnen und deutete auf Sandra, die, alles um sich herum vergessend, an Dimitri klebte.

„Ich finde das so nervig! Warum müssen wir unbedingt alle zusammenbleiben?“, beschwerte sich Marie. Sie war müde und hatte genug von dem Partygetümmel, für das sie auch sonst nichts übrig hatte. „Es reicht doch, wenn zwei oder drei von uns zusammen sind. Möchtest du noch bleiben, Emma? Emma …?“

Emma blickte erschrocken von ihrem Handy hoch. „Ähm … Ja, ihr könnt ruhig gehen, wenn ihr wollt. Ich halte die Stellung und passe auf Melanie und Sandra auf.“

„Bist du sicher?“

„Ich bin kein Baby, Lilli! Ich kann auf mich und andere aufpassen!“ Emmas Stimme klang bestimmend. Sie blickte ihrer Freundin fest in die Augen.

„Entschuldige, aber klar doch.“ Lilli beugte sich reumütig hinunter und drückte ihre Freundin dankbar.

Marie küsste Emma auf die Wange. „Gut, dann gehen wir!“

Die beiden erhoben sich und steuerten im Zick-Zack auf die Tanzfläche, um sich von ihren tanzwütigen Freundinnen zu verabschieden.

Melanie und Sandra nahmen deren Abschied gelassen zur Kenntnis. Melanie brabbelte zwar noch etwas von: „Spaßbremsen“, aber dann ließ sie sich wieder von Jens im Kreis wiegen. Und Sandra begnügte sich mit einem schwachen Nicken, bevor ihr Gesicht wieder an Dimitris Schulter sank.

Marie und Lilli schlüpften durch das übervolle Lokal ins Freie.

„Ah, tut das gut!“ Marie sog die kühle Nachtluft ein. Der erfrischende Moment wurde jedoch von einer herannahenden lärmenden Männertruppe gestört.

„Hallo, ihr Süßen!“, lallte ein junger Mann in Lederjacke, der kaum zwanzig Jahre alt war. „Die sind ja wirklich hübsch, die beiden! Naja, vielleicht nicht mehr ganz jung. Aber Spaß könnten wir trotzdem haben!“, meinte ein anderer, woraufhin er von seinen Kumpels ein heftiges Gelächter erntete.

„Nein, danke! Verzieht euch zu Mama!“ Lilli zerrte die angewidert blickende Marie durch die kurzzeitig sprachlose Gruppe. Sie entfernten sich rasch. Lautes Gejohle und ein paar unflätige Bemerkungen verfolgten die beiden, bis sie um die nächste Ecke bogen.

„Bin ich froh, dass ich keine Kinder habe!“, schimpfte Lilli.

Marie sagte nichts. Sie hatte sich früher Kinder gewünscht, Marie war aber einfach nicht schwanger geworden und dies trotz Hormonbehandlungen. Der behandelnde Arzt hatte gemeint, es gebe weder bei Johannes noch bei Marie eine physische Ursache dafür. Sie hatte ihre Kinderlosigkeit als Versagen empfunden, aber sich irgendwann geweigert, weitere Prozeduren über sich ergehen zu lassen. Sie fragte sich, ob Johannes bei ihr geblieben wäre, wenn sie Kinder bekommen hätten.

„So, und jetzt nehmen wir ein Taxi!“ Lilli unterbrach Maries zermürbenden Gedankenfluss. Sie schauten in beide Fahrbahnrichtungen, aber alle Taxis, die unterwegs waren, schienen besetzt zu sein.

„Kommt sicher bald ein freies.“ Lilli positionierte sich zuversichtlich am Rand des Gehsteigs. In diesem Moment bemerkte sie ein junges Mädchen, das ein paar Meter entfernt auf dem Boden hinter einem Verteilerkasten kauerte. Die langen Haare fielen ihr wie ein Vorhang vor das Gesicht. Das Mädchen hatte ihre Arme um die Knie geschlungen und wippte vor und zurück. Sieht nicht wie eine Prostituierte aus. Irgendwie kam Lilli die Gestalt bekannt vor. Das war doch das Mädchen, das sie heute bei den Landungsbrücken gesehen hatte.

Sie trat auf die kauernde Gestalt zu, während Marie stehen blieb. „Hallo, du! Geht’s dir gut?“ Das Mädchen hob den Kopf. Lilli blickte entsetzt auf ein blutunterlaufenes geschwollenes Auge in einem traurigen Gesicht.

Das Mädchen wischte sich schniefend die Nase am Ärmel ihres Parkas ab. „Seh ich so aus?“ Ihre Stimme klang weinerlich, dennoch blickte sie trotzig auf die beiden schick gekleideten Frauen.

„Kein Grund, frech zu sein!“ Lilli starrte finster zurück.

„Tut mir leid, aber sonst fragt niemand, wie es mir geht und …“ Die restlichen Worte des Mädchens gingen in einem Schluchzen unter.

Lilli kramte in ihrer Handtasche herum, bevor sie sich niederkniete: „Wie heißt du denn?“ Sie reichte der Weinenden ein Papiertaschentuch und berührte mit der Hand ihre Schulter. „Laura, ich heiße Laura!“ Das Mädchen schnäuzte kräftig in das Taschentuch.

„Können wir dir helfen? Du brauchst vielleicht einen Arzt.“ Lilli streifte Marie, die wie angewurzelt daneben stand, mit einem fragenden Blick. Marie zuckte mit den Achseln. Lilli schüttelte ihren Kopf, sie konnte nicht weitergehen, als ob nichts passiert wäre.

Laura hatte von der stummen Unterhaltung nichts mitbekommen. „Mir kann niemand helfen.“

„Sag das nicht! Zum Resignieren bist du noch zu jung!“, sagte Lilli stirnrunzelnd. „Wo bist du Zuhause? Sollen wir dich heimbringen? Wie alt bist du überhaupt?“

„Ich bin … achtzehn! Ich muss nicht nach Hause – ich will nicht!“ Laura begann wieder zu weinen und vergrub ihr Gesicht zwischen den Knien. Lilli griff mit der Hand unter Lauras Achsel und zog sanft daran. „Komm, steh erst einmal auf. Auf dem kalten Boden zu sitzen ist nicht gesund.“

Laura erhob sich zögerlich. Sie war klein, höchstens einen Meter sechzig groß, und sehr dünn. Ihre schmalen Beine steckten in einer verschmutzten Röhrenjeans, die Füße in Turnschuhen mit Tigermuster. Unter dem Parka trug sie einen dicken Strickpullover. Im hellen Licht der Straßenbeleuchtung sah Lilli, dass sich hinter der hässlichen Verletzung ein hübsches Mädchen verbarg.

„Was machen wir jetzt mit dir? Sollen wir dich zur Polizei bringen?“ Lilli beschloss, Lauras Grenzen auszuloten.

„Nein, keine Bullen! Die können mir auch nicht helfen!“, rief Laura.

„Dafür wär die Polizei aber da“, meinte Lilli. „Wer kann dir dann helfen?“

Aber auch diese Frage führte zu nichts, denn Laura schluchzte wieder in das durchnässte Taschentuch. Lilli war ratlos und suchte den Blick ihrer Freundin. Marie zuckte wieder mit den Achseln. Was sollten sie mit einem Mädchen tun, das sich nicht helfen lassen wollte? Außerdem bekam sie kalte Füße. Sie wollte endlich zurück ins Hotel.

Da bemerkte Lilli ein herannahendes freies Taxi. Sie hob ihre Hand, das Auto blieb stehen.

Lilli überlegte nicht lange. „Willst du mitfahren?“

Laura schien es ähnlich zu gehen. Sie nickte weinend und setzte sich zu Lilli auf den Rücksitz. Marie war bereits auf der anderen Seite eingestiegen. Lilli nannte dem Fahrer den Namen des Hotels, als ihre Freundin sie stupste.

Marie flüsterte in Lillis Ohr: „Und was sollen wir jetzt mit ihr machen?“

„Weiß ich auch nicht“, flüsterte ihre Freundin zurück, „aber was hätten wir sonst tun sollen?“

Marie schwieg.

Erst als sie im Hotel ankamen, fragte sich Lilli, was wohl der Nachtportier von diesem neuen Gast halten würde. Nachdem ihnen Einlass gewährt wurde, mussten sich Lilli und Marie erst am Fuße der Treppe beraten. Laura war ihnen wie ein Hündchen hinterhergetrabt und blickte nun vertrauensselig auf Lilli.

„Sie kann bei uns schlafen! Wir haben ein zusätzliches Sofa im Zimmer“, schlug Lilli vor.

„Ob der Portier das zulässt?“, antwortete Marie zweifelnd.

„Warum nicht? Ich bezahle dafür!“ Lilli scheuchte die unsicher tappende Laura voran. „Los, gehen wir!“

Gemeinsam stiegen sie über die Treppe in Richtung Rezeption. Mr. Fu Chang hatte bereits Feierabend. Stattdessen saß ein untersetzter Kollege mit legerer Kleidung hinter der Rezeption. Er blickte den späten Gästen aufmerksam über den Rand seiner Lesebrille entgegen. Mit einem Stirnrunzeln blieb sein Blick auf der angeschlagenen Laura hängen.

„Guten Abend! Würden Sie mir bitte Ihre Zimmernummer und Namen nennen!“, sagte der Portier bestimmt. Leider fehlte ihm Mr. Fu Changs entzückender Akzent.

„Ich bin Lilli Hammer und das ist Marie Gradenstein. Wir belegen mit unseren Freundinnen die Zimmer Nummer 303 und 305. Und ich möchte heute Nacht einen weiteren Gast auf dem Sofa in meinem Zimmer übernachten lassen. Selbstverständlich bezahle ich dafür!“ Lilli begegnete dem kritischen Blick des Portiers entschlossen.

„Ähm …“ Der Nachtportier hatte offensichtlich Hemmungen, Lillis Gesuch abzulehnen, denn Laura wirkte, abgesehen von ihrem zerschundenen Äußeren, ungefährlich. „Nun, es ist zwar nicht üblich, aber wenn es Ihr Wunsch ist, werde ich den zusätzlichen Gast auf Zimmer 303 buchen.“

Er tippte etwas auf der Computertastatur. „Ihren Namen, bitte!“ Sein Röntgenblick war auf Laura gerichtet.

„Laura … ähm … Müller“, log Laura untalentiert. Lilli verbuchte dies als positives Zeichen. Der Portier tippte den Namen, wie Lilli erleichtert feststellte, ohne mit der Wimper zu zucken, ein.

„Gut, dann wünsche ich den Damen eine erholsame Nacht.“ Damit entließ er die drei mit einem strengen Blick in die Nachtruhe.

Marie und Lilli verabschiedeten sich höflich, Laura nuschelte: „Nacht.“

Sie stiegen in den dritten Stock und blieben vor Zimmer 305 stehen.

„Ich geh dann.“ Marie deutete gähnend auf ihre Zimmertür. „Kommst du klar?“, fragte sie pflichtbewusst ihre Freundin. „Aber sicher, schlaf nur.“ Lilli tätschelte beruhigend Maries Arm, bevor sie Laura den Flur weiter bis zur nächsten Tür schob. Sie schloss auf und winkte einladend. Laura schlich schüchtern ins Zimmer.

„Schön“, offenbar dachte Laura, dass ein Kompliment für ihre nächtliche Herberge angebracht war.

„Ja, es ist warm und trocken“, stimmte Lilli zwinkernd zu. Sie zog die Schublade einer Kommode auf. „Hier hast du ein langes T-Shirt zum Schlafen. Dort ist das Bad. Ein Kissen und eine Decke habe ich im Schrank gesehen.“ Lilli öffnete die Schranktür und fand, wonach sie suchte. Sie legte beides auf das Sofa und ihr Blick blieb daran hängen. Es war relativ kurz, in der Mitte hing es ein wenig durch.

Laura war Lillis Blick gefolgt. „Das passt schon! Ich habe schon auf schlechteren Plätzen geschlafen“, bemerkte sie. Lilli glaubte ihr aufs Wort. Sie trat näher an Laura heran und begutachtete ihr verletztes Auge.

„Ich habe eine Salbe, die kannst du rund um das Auge auftragen. Gut, dass es keine offene Wunde ist. Du wirst ‚schöne‘ Farben bekommen, bis alles wieder abgeheilt ist“, meinte Lilli. Laura zuckte mit den Achseln, als wollte sie sagen, sie habe schon Schlimmeres erlebt. Auch das glaubte Lilli ihr.

Während Laura im Bad war, tippte Lilli Nachrichten an ihre nachtschwärmenden Freundinnen, damit sie vorgewarnt waren, wenn sie später ins Zimmer kamen. Lilli erhielt keine Antwort. Sicher feierten sie noch ab.

Nachdem Laura frisch geduscht und in Lillis Shirt aus dem Bad kam, schlüpfte sie sofort unter die warme Decke auf dem Sofa. „Danke …“, hauchte sie, bevor auch Lilli ins Bad ging.

Als Lilli wieder zurückkam, hatte sich Laura wie eine Katze eingerollt und schlief tief. Nur das lange Haar schaute unter der Decke hervor und hing über den Rand des Sofas.

Lilli legte sich in ihr Bett, sie betrachtete das eingewickelte Bündel nachdenklich. Auch wenn sie keine Ahnung hatte, wie das Ganze weitergehen würde, war sich Lilli sicher, das Richtige getan zu haben. Sie löschte das Licht und schlief augenblicklich ein.

Prosecco~Wellen

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