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A4. Quellenlage zu Kindheit und Jugend

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Jenseits des eher äusserlich zu verortenden Familienkosmos ist über die Kinder- und Jugendzeit Veza Canettis sehr wenig bekannt. Es ist beispielsweise nicht mehr in Erfahrung zu bringen, welche Schulen Veza Taubner besucht hat. Ein zentraler Schülerkataster für Wien existiert für die Schuljahre Veza Taubners nicht. Für einzelne Schulen existieren Schülerregister, nur für die Schule in der Kolonitzergasse, nahe des Wohnortes Veza Taubners (Matthäusgasse 5 von 1905 bis1911), existiert kein solches Register.110

Einen indirekten Zugang zu eigenen Kindheitserinnerungen bilden die literarischen Texte Veza Canettis. Kinder hat die Autorin bekanntlich in ihren Erzählungen sehr viele – auch als Hauptfiguren – dargestellt. Da ist einmal Georgie Burger, der Sohn eines Schaustellers an der Strasse des 1. Mai in der Erzählung Der Verbrecher, der sehr genau weiss, wie die Erwachsenenwelt funktioniert und „dass man Verbrecher nicht erst unten suchen muss“ (GbR 63). Das Mädchen Hedi in der Erzählung Der Zwinger, Tochter der Bedienerin Hedwig Adenberger, hilft der Helli Wunderer viel direkter und effizienter, als dies die Erwachsenen bereit wären zu tun. Dasselbe Mädchen teilt in der prämierten Erzählung Ein Kind rollt Gold mit dem Hund Grimm sein Essen. Das Mädchen der Bedienerin in der Erzählung Die Grosse hingegen, das von den Teilnehmern des 1.-Mai-Umzugs mit Blumen bedacht wird, muss sich in der Schule eine härtere Behandlung gefallen lassen, als es für die anderen – eben die grossbürgerlichen – Kinder üblich ist.

Kinder werden ausserdem als Opfer der Familienverhältnisse dargestellt, wie zum Beispiel die von ihrem eigenen Vater, Iger, geschlagenen Kinder im Theaterstück Der Oger oder das Mädchen Steffi im Roman Geduld bringt Rosen, das als Opfer der gesellschaftlichen Verhältnisse und der familiären Ungeschicklichkeiten buchstäblich verhungert. Aber auch die Helli Wunderer wird, weil ohne Vater, der Mutter weggenommen und ins Kinderheim gesteckt.

Kinder sind demgegenüber gleicherweise grosse Hoffnungsträger, wie das aus den Trümmern geborgene Kleinkind in der erst posthum publizierten Erzählung Der letzte Wille offenbart. Der Anblick dieses Waisenknaben bringt das alte Ehepaar dazu, für eine bessere Welt zu kämpfen. Manchmal wird aus dem Kind einer Bedienerin überdies ein Dichter mit Fokus auf mehr gesellschaftliche Gerechtigkeit, wie anhand der Figur des Gustl in der Erzählung Der Dichter, veröffentlicht anfangs der 30er Jahre, zu sehen ist.

Auch wo Veza Taubner das Lyzeum oder allenfalls Gymnasium besucht haben könnte, ist über das Archiv der Stadt Wien nicht mehr zu erschliessen.111 Womöglich war es ab 1911 eine Schule am neuen Wohnort, dem zweiten Bezirk, der Leopoldstadt; denkbar wäre zudem, dass sie eine weiterführende Schule am alten Wohnort im dritten Bezirk besucht hat.

Veza Canetti zwischen Leben und Werk

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